Der Heiratsspezialist
aufgeregt.
»Hübsch!« sagte Bob und blickte sich um. »Das wollen Sie alles in Containern rüberschaffen? Wird ganz schön teuer.«
»Nur die wichtigsten persönlichen Dinge, die mit irgendwelchen Erinnerungen verknüpft sind.«
»Das Bett?«
»Kaum!« Erika sah ihn mit geneigtem Kopf an. »Steht in Ihrem Vertrag auch etwas von Auskunftspflicht über das Vorleben?«
»Nein! Völlig uninteressant. Unser Kontakt ist ja nur kurzfristig – und geschäftlich, meine ich.«
Es klopfte. General Wellington ließ ein heiseres Röcheln hören. Erika öffnete, und Waldemar Bubelatz kam herein. Er blickte auf Bobs blaues Auge, schien darüber sehr erfreut und sagte:
»Kann ich Ihnen helfen, Erika?«
»Ja!« Sie zeigte auf Bob. »Entschuldigen Sie sich.«
»Kann er denn Deutsch?«
»Kaum.«
»Good bye!« sagte Bob gequetscht.
»Am Oarsch leckst mi …«, antwortete Bubelatz freundlich. »War's gut so, Erika? Bayerisch versteht der nie!«
»Sie müssen umdenken«, sagte Erika mit fester Stimme. »Bob ist mein Bräutigam … wir werden heiraten!«
»An Ami? Erika!«
»Sie brauchen ihn ja nicht zu heiraten, Waldemar. Aber ich verlange, daß Herr Brook von Ihnen ab sofort anständig behandelt wird!«
Bob blieb bis zum späten Abend. Es wurde ein schöner und interessanter Tag. Bubelatz zeigte ihm sein Institut. Zwei Räume voller Trainings- und Muskelbildungsgeräte kamen Bob wie eine moderne Folterkammer vor. Einen kleinen, mit dicken Gummimatten ausgelegten Saal nannte Bubelatz ›Wurfraum‹. Dahinter lagen Duschkabinen und ein kleines Schwimmbad mit Unterwassermassage. Drei Massagezimmer rundeten Bubelatz' Angebot ab. Wer durch diese Schule ging und von Bubelatz ein Diplom erwarb, konnte getrost nachts im Wald Spazierengehen.
Bubelatz führte einige Karateschläge an einer Trainingspuppe vor. Dann zerteilte er Bretter und einen Ziegelstein und schlitzte pralle Säcke auf – alles mit der Handkante. Die Wirkung solcher Schläge auf einen Menschen konnte man sich ausmalen.
Obwohl er von Judo und Kung Fu nie viel gehalten hatte, erklärte Bob sich jetzt bereit, mit Bubelatz einen halbstündigen Judo-Grundkurs zu machen. Waldemar zeigte ihm Griffe und erklärte die physikalischen Gesetze, die dabei zur Anwendung kamen. Bob flog beim praktischen Teil dauernd durch die Luft und knallte auf den dicken Mattenboden, aber anscheinend war er ein unerkanntes Naturtalent.
Nach vierunddreißig Minuten bekam er Bubelatz in den Griff, riß ihm die Beine von der Matte und schleuderte ihn zu Boden. Bubelatz machte »Uff!«, wollte hoch, doch da traf ihn ein Tritt gegen die Stirn, so daß er gleich wieder umfiel.
»Is it okay?« rief Bob und knallte dem verblüfften Bubelatz einen dosierten Schlag gegen den Oberarm. Waldemar verdrehte die Augen, schwankte und stammelte: »Haaaalt! Haaaalt!«
Der Kurs war damit beendet. Bob duschte, war mit sich zufrieden und pfiff vor sich hin. Als er ins Büro kam, saß Bubelatz im Sessel und drückte ein weißes Tuch auf seine Stirn. Es roch scharf nach medizinischem Alkohol.
»Du Saubua!« sagte Bubelatz. »Du Hirsch, du damischer! Dös zoahl i dir z'ruck …«
Beim Abendessen lernte Bob auch Frau Bubelatz und die beiden Kinder Josef, genannt Seppl, und Moni kennen. Luise Bubelatz bedankte sich bei Bob für die Beule auf Waldemars Stirn. Der Mythos seiner Unverwundbarkeit war damit gebrochen. Die ganze Familie atmete auf. Der Vater war von einer fixen Idee geheilt. Es fehlte nur noch, daß die Kinderchen ein Dankeslied sangen oder jodelten. Bubelatz selbst aß mit Beule und nach innen gekehrtem Blick Leberknödelsuppe und Geselchtes mit Sauerkraut.
In bester Stimmung kehrte Bob nach Bogenhausen zurück. Sie hatten überhaupt nicht mehr über das Geschäft gesprochen. Nur zum Abschied hatte er noch gesagt: »Ich rufe morgen gleich die Botschaft an!«
Und Erika hatte geantwortet: »In Ordnung. Gute Nacht, Bob!«
Dann hatte sie ihm einen Kuß auf die Wange gegeben. Bob fuhr mit dem Taxi nach Hause. Er grübelte darüber nach, ob hier § 11 des Vertrages berührt war: »Zärtlichkeiten oder Handlungen, die Anlaß zu Zärtlichkeiten geben könnten, sind zu unterlassen.«
Auf diesem Paragraphen hatte William McDolland, der Pfarrer, bestanden, und Jenny hatte »Bravo!« gerufen.
Die nächsten drei Tage gab es sehr viel zu tun. Bob Brook telefonierte mit der US-Botschaft in Bonn-Mehlem und erfuhr dort, daß Trauungen amerikanischer Staatsbürger – falls gewünscht – vor einem Konsul
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