Der Heiratsspezialist
Bibi?«
General Wellington röchelte asthmatisch, warf Bob einen tieftraurigen Blick zu, drehte sich auf dem Polster und zeigte Bob sein Hinterteil. Erika Blume war begeistert.
»Er liebt Sie!« rief sie. »Wer hätte das gedacht! Er fällt Sie nicht an! Bob, Sie haben Bibi erobert. Sie müssen ein guter Mensch sein … Hunde spüren das.«
»Ich würde das mehr als Mißachtung auslegen!« sagte Bob. »Wenn ich ihn jetzt streichle …«
»Lieber nicht. Er muß erst seelisch verdauen, daß Sie vorhanden sind, daß wir – wenn auch nur vertraglich – zusammengehören.«
»Ein zweiter Bubelatz!«
Bob nahm die Einladung wahr, die Erika mit einer Handbewegung andeutete, setzte sich auf den Beifahrersitz und wartete, bis Erika hinter dem Steuer Platz genommen hatte. »Sie scheinen nur von Wesen umgeben zu sein, die Sie beschützen, dabei sehen Sie so hilflos gar nicht aus. Und eines müssen Sie wissen: Die USA sind ein hartes Land! Das Berufsleben ist ein ständiger Kampf. Wenn's um Dollars geht, wird kein Pardon gegeben. Jeder ist sein eigener Gott! Wenn Sie zu zart besaitet sind, gehen Sie vor die Hunde.«
Bob hielt sich am Armaturenbrett fest. An die europäische Fahrweise mußte er sich erst gewöhnen. Außerdem war in Las Vegas und in Atlanta alles breit und weit, da konnten nur Blinde oder Künstler Frontalzusammenstöße bauen. Hier, in den für Bob bedrohlichen deutschen Straßen, sah es so aus, als drohe jede Sekunde ein solches Schicksal. Seine erste Taxifahrt in Deutschland war ihm wie eine Horrorfilmszene vorgekommen. Das Radio spielte, der Taxifahrer lenkte den Wagen mit einer Hand, während er mit der anderen den Funkverkehr mit der Einsatzzentrale aufrecht erhielt.
»Eingehende Beratung gehört auch zu meinem Service«, sagte Bob. »Es wäre sinnlos, Sie zu heiraten, wenn Sie drüben nicht zurechtkommen. Wo wollen Sie arbeiten?«
»In Los Angeles.«
»Warum gerade da?«
»Wegen Hollywood! Wenn ich schon Mode mache, dann an der Quelle …«
»Mutig, mutig! Da haben Sie einige Tausend Konkurrenten.«
»Ich weiß, was ich kann!« sagte Erika Blume selbstsicher. »Wo fahren wir denn hin?«
»Das weiß doch ich nicht! Sie sitzen am Steuer.« Bob lachte, und wenn Bob lachte, öffneten sich ihm die Herzen. Auch Jenny war anschmiegsamer geworden, nachdem sie Bobs Lachen hörte. »Ich lasse mich gern von Ihnen entführen.«
»Fahren wir zu mir.«
»Zu Bubelatz?« rief Bob.
»Er ist nun mal mein Hausherr. Ich werde verlangen, daß er sich bei Ihnen entschuldigt. Ihr blaues Auge ist eine Unverschämtheit.«
Je näher sie der Wohnung kamen, um so unruhiger wurde auf dem Hintersitz General Wellington. Er reckte sich, stellte sich auf die Hinterbeine, pustete Bob in den Nacken, steckte den dicken Kopf zwischen die Vordersitze, bellte auch einmal, was anscheinend ein Versehen war, denn es klang wie ein blechernes Rülpsen, und blieb dann neben Bob auf dem Kardantunnel stehen, glotzte ihn aus weltschmerzumflorten Augen an und leckte ihm sogar einmal über die Hand. General Wellington hatte eine sanfte, weiche Zunge.
»Sie haben Bibis Herz erobert!« rief Erika entzückt. »Das ist noch keinem gelungen! Bob, Sie müssen wirklich ein guter Mensch sein …«
Unten an dem Haus stand auf einem großen Schild: ›Institut für lautlose Selbstverteidigung. Lehrstunden nur nach Vereinbarung. Anmeldung jederzeit.‹
Erika bremste, als sie die Tür öffnete, sprang Bibi sofort aus dem Wagen, tippelte zum Haus, hob unter dem Schild das Bein und markierte damit sein Revier. Ein Fenster öffnete sich mit Getöse. General Wellington duckte sich, wich aber nicht von der Stelle. Sein Mopsgesicht wurde noch faltiger.
»Er lernt es nie, das Mistvieh!« schrie Bubelatz. »Immer unter das Schild! Erika, den haue ich noch mal in die Pfanne! Weg da, du zerdrückte Sau!«
Dann sah Bubelatz, wie Bob aus dem Wagen stieg, starrte ihn entgeistert an, knallte die Fäuste gegeneinander und warf das Fenster zu.
»General Wellington wird Bubelatz nie die Hand lecken!« sagte Erika und schloß die Haustür auf. »Er haßt ihn! Kein Wunder bei dieser Ausdrucksweise. Bibi versteht doch jedes Wort!«
Erikas Wohnung war klein, aber sehr adrett eingerichtet. Mit viel Geschmack hatte sie Modernes mit Antiquitäten gemischt. Als ausgesprochen angenehm empfand es Bob, daß sie auch eine kleine Hausbar hatte. General Wellington bezog Stellung auf seinem Stammplatz, der Couch. Er zitterte. Die Begegnung mit Bubelatz hatte ihn
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