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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Notar stattfinden könnten. Die Ausstellung eines amerikanischen Passes für die neue Mrs. Brook dauere allerdings wesentlich länger; das beträfe mehrere Behörden und sei nicht Sache des Botschafters.
    Der zuständige Konsul, der Ehen schließen durfte, hieß Clifford Nesswick und schien – soweit man das am Telefon beurteilen konnte – ein netter, zuvorkommender und hilfsbereiter Mensch zu sein. Er begrüßte Bob Brook wie einen alten Baseballfreund und hörte sich geduldig an, was der ihm erzählte.
    »Sind Sie jetzt fertig?« fragte Nesswick freundlich.
    »Ja!« Bob starrte erwartungsvoll an die Wand.
    »Eine Frage: Warum kommen Sie in die US-Botschaft? Sie können Ihre deutsche Braut doch jederzeit auf dem zuständigen deutschen Standesamt heiraten! Das wissen Sie doch?«
    Bob wußte es nicht und verfluchte innerlich Richter de Trajano, der ihn darauf hätte aufmerksam machen müssen. Nur keine Panik, sagte er sich. Nur nicht auffallen! Ganz ruhig, Bobby, ganz ruhig. Hol' tief Luft und atme sie langsam wieder aus.
    »Ich wollte es schnell hinter mich bringen!« sagte er mit treuherziger Stimme. »Und ich möchte als amerikanischer Patriot diese wichtigste Stunde meines Lebens unter der amerikanischen Fahne begehen!« Das war gut gesprochen. Nesswick schien Wirkung zu zeigen … Er seufzte diskret. »Außerdem will meine Braut als Amerikanerin …«
    »Moment!« sagte Nesswick milde. »Mit der Heirat ist sie noch keine Amerikanerin, Mr. Brook!«
    Das war ein Tiefschlag. Bob biß die Zähne zusammen, bekam davon einen roten Kopf und wünschte sich seine Freunde aus Las Vegas zur Stelle. Mit einem Rundschlag würde er sie alle wegfegen! Keine Amerikanerin? Aber mit einer Hochzeit ist man doch …
    »Wieso?« fragte er mit mühsam fester Stimme.
    »Eine Einbürgerung ist ein langes Verfahren! Mr. Brook, das wissen Sie doch! Das frühere Gesetz, daß man durch Heirat automatisch die Staatsangehörigkeit bekommt, ist seit langen Jahren gestrichen! Mit einer Heirat geht es schneller, gewiß … Daueraufenthaltsbewilligung, Arbeitserlaubnis, dann die nötigen Prüfungen für eine Einbürgerung …«
    »Prüfungen?« stotterte Bob. »Wieso denn das?«
    »Amerikanische Geschichte, unsere Sprache – es gibt da einen ganzen Katalog, den man abfragt.«
    »Und das nennt man ein freies Land?«
    »Eben drum, Mr. Brook! Freiheit muß erworben werden!« Nesswicks Geduld konnte einen Esel beschämen. »Also gut! Sie wollen bei uns heiraten! Okay! Darüber können wir sprechen.«
    »Wir möchten so schnell wie möglich nach Hause, Sir«, sagte Bob. »Also nach Nevada. Sie werden verstehen, daß ich meinen Ice-Saloon nicht so lange alleinlassen kann, auch wenn ich gute Mitarbeiter habe. Ohne Boß läuft alles nur auf Sparflamme, man kennt das ja!«
    Clifford Nesswick war sehr verständnisvoll, gab Bob recht und blätterte beim Sprechen in einem Kalender. Bob hörte das Rascheln des Papiers.
    »Aber es gibt auch Gesetze, nicht nur Ice-Saloons«, sagte Nesswick. Humor hat er auch, dachte Bob. »Haben Sie die notwendigen Unterlagen bereit?«
    »Alle, Sir.«
    »Wichtig ist vor allem das Gesundheitszeugnis von Mrs. Brook. Sie wissen, bei erblichen Geisteskrankheiten ist eine Einreise ausgeschlossen.«
    »Meine Frau wird nachweisen, daß seit zweihundert Jahren die Ärzte ihrer Familie verhungert sind. Zufrieden, Sir?«
    »Es ginge am 24.«, sagte Nesswick.
    »Was?«
    »Sie wollten doch heiraten – oder irre ich mich?« fragte Nesswick forsch.
    »Fabelhaft. Das wäre ja in drei Tagen.«
    »Nein, am 24. des nächsten Monats.«
    »Unmöglich!« Bob dachte an die Unkosten. Gewiß, es wäre sehr amüsant, noch einen Monat mit Erika in München zu verbringen, in der Stadt, die er längst lieben gelernt hatte. Es stimmt schon, was man sich überall erzählt: Wer länger als eine Woche in München bleibt, betrachtet die Stadt als seine Heimat. Auch Bob war ihrem Zauber erlegen, und das hing nicht mit Bier, Knödel, Weißwurst, Radi und Leberkäs zusammen. In diese Stadt konnte man sich verlieben, sie schmiegte sich einem ans Herz …
    »Ich kann meinen Ice-Saloon nicht …«, rief Bob verzweifelt. »Sir, ich bin schnell herübergeflogen, um meine Braut zu heiraten, und dachte, das alles sei angesichts der freiheitlichen und unbürokratischen Denkweise, wie sie in den USA herrscht …«
    »Stopp!« unterbrach ihn Clifford Nesswick. »Sind Sie sich sicher, Mr. Brook, daß Sie aus den USA kommen, die auch ich meine? Oder gibt es ein

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