Der Heiratsspezialist
laut.
»Sag deiner Ehefrau« – schrie Jenny im fernen Las Vegas –, »sie soll ihr Zuckermäulchen halten, verdammt noch mal! Ist noch was?«
»Ich wollte dich nur hören, Jenny …«
»Rührend!« sagte Erika.
»Du scheinst eine selten dämliche Nuß geheiratet zu haben«, rief Jenny, und diesmal erzielte sie die beabsichtigte Wirkung. »Aber wenn sie gut bezahlt, halt aus, Liebling. Küßchen, Bobby!«
Noch bevor Bob antworten konnte, legte sie auf. Erika war zurückgewichen, stand, die Fäuste geballt, mitten im Zimmer und starrte ihn mit funkelnden Augen an.
»Ich sei eine dämliche Nuß, hat sie gesagt?« fragte sie mit verkniffenem Mund.
»Jenny ist manchmal etwas burschikos …«, wehrte Bob ab. Aber das war nur eine lahme Entschuldigung.
Er sah das ein, als Erika unbeeindruckt weitersprach.
»Solange ich zahle, kann man mich also ertragen? Dieses Luder hat sich verrechnet! Und wie! Ich schmeiße sie aus dem Saloon hinaus wie einen alten Stuhl!«
»Dazu hast du kein Recht!«
»Ich bin deine Frau!«
»Bis in vierzehn Tagen. Dann stehen wir vor Richter de Trajano …«
»Irrtum!« Sie holte tief Atem. »Ich lasse mich nicht scheiden!«
Bob hatte das Gefühl, er verliere den Boden unter den Füßen. Ein ähnliches Gefühl hatte ihn überkommen, als er erfuhr, daß er Onkel Steve Hamiltons Erbe war – und ein wenig später, als er merkte, daß Jenny Marlow ein Teil der Erbschaft war. Aber gegen den Schlag, den ihm jetzt Erika versetzte, war das alles noch harmlos gewesen.
»Wie bitte?« fragte er heiser.
»Ich habe beschlossen, mich nicht scheiden zu lassen …«, erwiderte Erika mit klarer Stimme.
»Und warum?«
»Ich bin dir keine Erklärung schuldig.«
»Wir haben einen Vertrag!«
»Er ist sittenwidrig!«
»Du mußt dich scheiden lassen!«
»Ich denke nicht daran!«
»Du kannst doch nicht einfach meine Frau bleiben. Wie willst du denn das begründen?«
»Damit, daß ich dich liebe, du Ekel!« sagte sie laut. »Ich weiß auch nicht, warum! Aber es ist so! Und jetzt lüg nicht … Du liebst mich auch!«
»Paragraph 11!« sagte Bob matt. »Erika, ich muß noch viel Geld verdienen.«
»Mit Heiraten?«
»Ja! Das Geld liegt nur so herum, man braucht es nur aufzuheben. Soll ich daran vorbeigehen?! Halte jetzt keine Predigten! Wir Amerikaner sind da anders. Wo es einen gutbezahlten Job gibt, da greifen wir zu! Und Heiraten ist ein guter Job, noch dazu einer, den ich entdeckt habe! Der eine bohrt eine Ölquelle an, der andere züchtet Magerschweine … ich heirate! Nur die Dollars, die man verdient, zählen, wie man sie verdient, spielt keine Rolle. Das wirst du in den USA noch lernen müssen. Keiner fragt nach der Person, es kommt nur darauf an, wieviel Kröten einer hat.«
»Ich denke gerne um«, sagte Erika. Sie ging zum Bett, mit wippenden Hüften, so wie sie sich Jennys erotischen Gang vorstellte, setzte sich auf die Bettkante und schlug die Beine übereinander. Es war ein erfreulicher Anblick, der gegen alle Vertragsklauseln verstieß. »Gut, ich lasse mich scheiden! Ich will deinen Geschäften nicht im Wege stehen. Aber ich bleibe bei dir!«
»Unmöglich!«
»Ich liebe dich!«
»Dann habe ich zwei im Haus – Jenny und dich! Und wenn die anderen Frauen, die ich noch heiraten werde, genauso denken, dann schwirren vier oder sechs oder acht Frauen, die mich lieben, um mich herum!«
»Das kann passieren!«
»Aber das wäre ja ein Irrenhaus!«
»Du siehst das falsch. Es wäre ein Liebeshaus … Bob Brooks Harem von Las Vegas. Hollywood würde sich um dich reißen: Ein Mann lebt mit seinen acht geschiedenen Frauen zusammen, und jede liebt ihn! Du wirst eine Weltsensation werden! Das willst du doch, nicht wahr?«
»Ich will in aller Ruhe Geld verdienen!« stöhnte Bob.
»Ruhe mit Frauen? Bob, wir leben nicht in Utopia! Du hast dir einen Beruf ausgesucht, der genauso gefährlich ist wie der des Tigerdompteurs.« Sie legte sich zurück und hob die Beine auf die Matratze. »Komm ins Bett, Liebling …«
»Ich muß mit Allen sprechen!«
»In der Hochzeitsnacht? Jenny, okay, das war klar. Sie ist direkt betroffen. Aber dieser Sheriff?«
»Es geht um den Mops!«
»Aber nicht in einer so schönen Nacht!«
Noch einmal gelang es Bob, ein paar Minuten Zeit zu gewinnen. Er ließ sich mit Sheriff Brass verbinden. Allen hustete ins Telefon. Seine Reibeisenstimme klang ausgesprochen ungnädig.
»Hier Sheriff Brass!« sagte er und rülpste. »Ihre Uhr ist wohl kaputt. Kaufen Sie sich eine
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