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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen Mann, den wir Leder-Joe nennen. Weil er ein breites, hartes Bruchband aus Leder trägt. Wenn Leder-Joe nun tanzen geht, und er tanzt leidenschaftlich gern, dann …«
    Bis zu Bob und Erika tönte das Lachen aus dem Zollraum. Brass nahm die Tasche, verabschiedete sich von den Kollegen und verließ den Raum durch eine andere Tür.
    General Wellington war Amerikaner.
    »So sind alle meine Freunde!« sagte Bob gerührt. »Auch Richter de Trajano. Er wird uns innerhalb von fünf Minuten scheiden.«
    »Wir werden ihn nicht brauchen. Ich bleibe bei dir«, sagte sie. »Hast du Jenny gewarnt?«
    »Sie holt uns in Las Vegas am Flughafen ab.«
    »Mut hat sie!«
    Bob faßte Erika unter. Langsam gingen sie zur Paßkontrolle. »Es ist dir doch klar: Laut Vertrag mußt du innerhalb eines Monats geschieden sein, sonst kostet dich jeder weitere Monat 1.500 Dollar!«
    »Nicht Dollar! Mark!«
    »In den USA ist die Währungseinheit der Dollar!«
    »Wenn ich nicht zahle? Meinen Namen habe ich!«
    »Dann wirst du verklagt!«
    »Von wem?«
    »Von mir!«
    »Du Scheusal!« Erika schmiegte sich an ihn. »Ich liebe dich …«
    Es war einfach unmöglich, Erika auf diese Art zu provozieren. Vielleicht half Jennys Gegenwart, die Dinge zu lösen. Der erste Abend in Las Vegas würde entscheidend sein: Sowohl Jenny wie auch die neue Ehefrau würden das Bett in Bobs Schlafzimmer beanspruchen. Ein geradezu klassisches Drama stand bevor. Bob seufzte, gab die Pässe zur Kontrolle ab, und kurz danach konnten sie ungehindert die Sperre passieren.
    Am späten Abend landeten sie in Las Vegas.
    Es war selbstverständlich, daß McDolland und de Trajano auf Bob warteten. Sie konnten ihre Neugier kaum noch im Zaum halten, seitdem Brass sie aus New York angerufen hatte.
    »Das ist ein Girl!« hatte er geschwärmt. Seine Begeisterung riß McDolland geradezu aus dem Sessel. »Und Bob steckt schon jetzt in der Klemme. Sie liebt ihn …«
    »Gott blickt in die Seele eines jeden!« sagte McDolland feierlich. »Sein Wort ist Trost. Ich werde Jenny trösten müssen …«
    Brass unterdrückte eine unfromme Bemerkung und legte auf.
    Nun standen sie alle in der Ankunftshalle des Airport von Las Vegas und winkten Bob zu. Ganz vorne stand Jenny in einem Kleid, das in puritanischen Ländern gegen den Jugendschutz verstoßen hätte. Hinreißend sah sie aus, strahlend und beispiellos. Als sie Erika erblickte, lächelte sie.
    Diese Person war kein Gegner. Was da kam, war ein braves deutsches Mädchen mit dem Charme einer Portion Sauerkraut.
    Noch nie hatte sich Jenny Marlow so gewaltig geirrt.
    Die Weltgeschichte kennt zahlreiche dramatische Begegnungen königlicher Frauen. Man denke nur an Maria Stuart und Elizabeth von England, an Elsa von Brabant und Ortrud im ›Lohengrin‹ oder an die zerstörerische Rivalität zwischen Brunhild und Kriemhild im Nibelungenlied. Begegnungen von zwei Frauen, die das gleiche Ziel verfolgen, sind ein elementares Naturereignis, wie die Entstehung von Bergen und Meeren. Daran sind schon Staaten und Völker zerbrochen … Besaß da ein kleiner Bob Brook überhaupt noch eine Chance?
    In bester Dramentradition begann alles mit scheinheiligen Freundschaftsbeteuerungen. Jenny fiel Bob um den Hals und küßte ihn wie auf der Bühne eines Sextheaters. Auf dem Airport von Las Vegas fiel das freilich nicht auf, da man dort Exzesse unter freiem Himmel für ganz normal hält. Dann reichte sie Erika die Hand und sagte freundlich:
    »Freut mich, dich zu sehen! Amerika wird dir gefallen. Ich bin Jenny, Bobs Freundin.«
    »Ich hab's gemerkt«, antwortete Erika etwas steif. »Beachtlich, daß du dein Kleid nicht verloren hast …«
    Jenny schoß einen wilden Blick ab, warf sich in Positur und brachte ihre Brust aufs vorteilhafteste zur Geltung. Die Antwort hob sie sich für eine spätere, bessere Gelegenheit auf.
    Pfarrer McDolland drückte Erika herzlich beide Hände, sagte feierlich: »Des Menschen Wege sind von Gott vorgezeichnet!« und warf dabei einen Blick in ihren Ausschnitt. Was er sah, schien ihn zufriedenzustellen; er gab den Weg frei und hörte, wie Richter de Trajano sagte:
    »Erika, Sie können jederzeit mit mir rechnen.«
    »Danke.« Erika blickte sich um. »Alle sind hier so freundlich. Pfarrer McDolland …«
    »Der Herr sagt: Ruft mich, und ich bin bei euch.«
    »Wann können Sie Bob und mich kirchlich trauen?«
    Die Frage kam so unerwartet, daß McDolland die Stimme versagte. Er starrte Bob an, und ein Schauer überlief seinen Rücken.

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