Der Heiratsspezialist
Decke liegen konnte.
Nach drei Tagen bekam Erika ihre Aufenthaltsbewilligung. Sie hieß jetzt Erika Brook und war halbe Amerikanerin, Konsul Nesswick erklärte ihr mit kurzen Worten ihre Pflichten und Rechte als zukünftige US-Bürgerin, spendierte eine Flasche Bourbon-Whisky, erzählte Witze von Mack, dem Nasenlosen, der immer nur antworten konnte nff-nff-nff – anscheinend eine Lieblingsfigur von Nesswick, die nur ihm selbst bekannt war. Dann waren auch diese Formalitäten beendet, und dem neuen Leben in den USA stand nichts mehr im Wege.
Hans-Jakob Müllegan verabschiedete seine Gäste herzlich und nahm Bobs Einladung nach Las Vegas an, was die gegenseitige Sympathie noch verstärkte, obgleich jeder wußte, daß Einladungen dieser Art nie ernst gemeint sind. Am Abend waren sie wieder in München, wo ihnen Waldemar Bubelatz mit Frau, Familie und General Wellington einen aufgekratzten Empfang bereiteten. Vor allem Wellington war außer sich, sprang mit seinen kurzen, krummen Knubbelbeinen an Bob hoch, schleckte ihm die Hände und Knöchel ab, wimmerte vor Freude und lag später wie ein Denkmal auf seinem Schoß, glücklich und mit einem Mondgesicht, wie es nur Möpse haben.
Auch in München stand Bob vor der Frage, wie man schläft, wenn man nur auf dem Papier verheiratet ist, die Ehefrau aber plötzlich in Liebe entbrannt ist. Er löste das Problem, indem er Erika in seine herrlichen Villenräume mitnahm, ihr dort ein Bett im Stil Louis XV. zuwies, das in einem Schlafzimmer mit Seidentapeten stand. Er selbst legte sich im Salon auf ein Sofa, das zwar stilecht, aber unbequem war. General Wellington schlief zu seinen Füßen und prustete ihm jede Nacht gegen die nackten Sohlen.
Erika nahm nur drei Koffer mit. Alle anderen Habseligkeiten sollte Bubelatz verkaufen und den Erlös auf ihr Konto einzahlen. Dann kam der Abschied. Frau Bubelatz weinte, Waldemar Bubelatz ermahnte Bob, Erika glücklich zu machen, sonst könne er, Bob, sich auf dem Nordpol verstecken. General Wellington ruhte unsichtbar als Handgepäck in einer Einkaufstasche. Er war sich seiner Aufgabe voll bewußt, verhielt sich still und passierte anstandslos den deutschen Zoll, dem der Hundeexport gleichgültig war. Er fiel nur vorübergehend auf, als er im Flugzeug zu schnarchen begann.
Als die schwere Maschine abhob, blickte Erika stumm aus dem Fenster. Sie ahnte, daß es ein Abschied für immer war. Das Flugzeug gewann rasch an Höhe, vernebelte sich in den Wolken und verlor sich im durchsonnten Blau des freien Himmels. Sie war ein neuer Mensch. Erika Brook. Vielleicht würde man diesen Namen zehn Jahre später in allen Modejournalen lesen. Vielleicht würden sich die großen Konfektionshäuser nach ihren Entwürfen richten. Vielleicht …
In New York erwartete sie tatsächlich Allen Brass. Er trug seine Sheriff-Uniform, der Stern glänzte auf seiner Brust, und wenn er auch gegenüber der New Yorker Stadtpolizei geradezu exotisch wirkte, hatte er doch schnell guten Kontakt zu den Kollegen gefunden. Dabei halfen ihm vor allem seine Las Vegas-Witze, die selbst den ausgekochtesten Polizisten New Yorks die Lachtränen in die Augen trieben. So hatte es Brass nicht schwer, hinter die Absperrung zu gelangen.
Die Begrüßung war herzlich. Brass starrte Erika, die ein enges Jeanskleid trug, entgeistert an, umarmte Bob und schrie: »Großartig, Junge! Da hast du aber eine Bodenturnerin an Land gezogen!«
»Sie kann Englisch, du Rindvieh!« sagte Bob und bat Erika mit den Augen um Verzeihung. Sheriff Brass wurde verlegen, grinste breit und gab Erika die Hand.
»Willkommen, Mrs. Brook, in Amerika! Ich bin Bobs Freund.«
»Ich habe schon von Ihnen gehört. Wenn es Sie beruhigt, Allen, ich war wirklich gut in Gymnastik.« Sie reichte ihm die große Einkaufstasche. »Hier ist General Wellington.«
Brass nahm die Tasche und blickte hinein. Wellington lag ganz ruhig. »Er darf nicht bellen«, sagte der Sheriff.
»Er wird nicht bellen. Wellington hat im Flugzeug zwei Schlaftabletten bekommen. Allenfalls schnarchen könnte er.«
»Das darf er auch nicht.«
»Das Atmen konnten wir nicht abstellen.«
»Ich versuche es.«
Brass widmete Erika noch einmal einen langen Blick, pfiff durch die Zähne und trottete mit der Einkaufstasche davon. Bob und Erika blickten ihm nach, als er durch die Glastüre in den Zollraum ging, dort die Tasche auf einen Tisch stellte und sagte:
»Da fällt mir noch ein Ding ein, Jungs, das müßt ihr hören. Da haben wir in Las Vegas
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