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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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statt dessen einen Ice-Saloon aufbauen, von dem man bald überall sprechen wird.«
    Es würde zu weit führen, den weiteren Abend in allen Einzelheiten zu schildern. Er war ein verbissener Kampf der Königinnen nach klassischem Muster. Sie fauchten sich gegenseitig an, der Haß wuchs; gegen Mitternacht war klar, daß in der Welt des Bob Brook nur eine von ihnen Platz hatte. Nur wer es sein würde, konnte nicht entschieden werden, da beide Gegnerinnen noch in bester Verfassung und keinesfalls angeschlagen waren. Der Kampf konnte noch Wochen dauern. Bob Brook nahm sich vor, überall Rat einzuholen, wie man sich schnell scheiden lassen kann, auch wenn der Ehepartner nicht daran denkt und stereotyp erklärt: Was auch geschieht, ich liebe ihn!
    Die Nacht verlief in dramatischer Spannung. Im Ehebett lagen Jenny und Erika, beide demonstrativ nackt, und belauerten einander, während Bob sich auf dem alten Sofa ausgestreckt hatte und darauf wartete, zärtlichen Besuch abwehren zu müssen. Doch dazu kam es nicht. Die gegenseitige Kontrolle unterband Ausbruchsversuche.
    So verlief die erste Nacht in Las Vegas schlaflos. Erst als um fünf Uhr früh der Milchmann kam und Jenny, wie immer, im Morgenmantel die Lieferscheine abzeichnete, schlief Bob beruhigt ein.
    Gegen Mittag kam es zu einer folgenschweren Begegnung.
    Luigi Galezzano betrat den Ice-Saloon, um sich in Erinnerung zu bringen. Auf einen Wink von Jenny verschwand Harry Sandler im Hinterzimmer. Jenny hob bedauernd die Arme und zeigte dann auf Erika, die an einem Tisch im Hintergrund saß und auf einem großen Blatt Papier die ersten Skizzen für den Umbau machte. Bob war unterwegs, angeblich um einen neuen Eiskonditor, der billigere Eistorten liefern wollte, aufzusuchen; in Wahrheit fuhr er herum und suchte Rat in Scheidungsangelegenheiten.
    Galezzano blickte verwundert auf Erika, erinnerte sich dann daran, daß Bob ja nach Deutschland geflogen war, um dort zu heiraten, und nun saß das Mitbringsel von dieser Reise da am Tisch und zeichnete dummes Zeug.
    Galezzano, von tiefer Abneigung gegen alles Deutsche erfüllt, seit ihn ein deutschstämmiger Polizist einmal verhaftet hatte, trat gegen eines der Tischbeine. Der Bleistift, mit dem Erika gerade eine Deckenverkleidung im Grinzing-Stil zeichnete, rutschte über das Papier und hinterließ einen häßlichen dicken Strich.
    Erika zuckte zurück und starrte den fremden Mann an. Es war ein südländischer Typ mit stechenden Augen. Er hatte den weißen Strohhut in den Nacken geschoben und gab, als Erika aufblickte, dem Tisch noch einen Tritt.
    »Mögen Sie Plastiktische nicht?« fragte Erika ruhig. »Ich auch nicht. Wenn die neuen Tische da sind, rufe ich Sie. Dann können Sie sie alle zertreten, wenn es Sie befriedigt.«
    »150 Dollar!« sagte Galezzano dumpf.
    »Aber nein. Die sind viel billiger!«
    »150 Dollar bekomme ich!«
    »Für zweimal treten? Sie haben ja Wucherpreise! Außerdem habe ich Sie nicht bestellt.«
    Galezzano spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Immer wenn er sich unnötig aufregen mußte, zuckte es in seinem Magen. Eine nervöse Schleimhaut, hatte der Arzt vorsichtig diagnostiziert, seitdem pflegte Galezzano jeden zu bestrafen, der seine Schleimhaut reizte. »Paß mal auf, du deutsche Krähe!« sagte er, beugte sich zu Erika hinunter und atmete ihr ins Gesicht. »Ich bin Luigi Galezzano. Bisher hat jeder, der diesen Namen zu laut ausgesprochen hat, ohne Hose in einer Kiste gelegen! Ich nehme an, das willst du vermeiden. Also her mit den 150 Dollar!«
    »Wofür?«
    »Damit ich dich beschütze, du hirnloses Huhn!«
    »Das ist zwar ein nützliches Angebot«, sagte Erika verhalten, »aber ich kann mich allein schützen. Sie kennen Bubelatz nicht.«
    Bis heute weiß keiner, weshalb Galezzano nun durchdrehte. Ob er Bubelatz für ein ihm unbekanntes Schimpfwort hielt, ob er den Klang dieses Wortes als Drohung empfand – irgend etwas riß jedenfalls in Galezzano, seine Magenschleimhaut zog sich schmerzhaft zusammen und trübte seinen Sinn für Realitäten. Er warf mit einem Ruck den Tisch um, gab Erika eine Ohrfeige und nannte sie eine ›deutsche Kuh‹. Die noch im Saloon anwesenden Gäste, die bei Galezzanos Erscheinen schon ihr Geld auf die Tische gelegt hatten, verließen schnell das Lokal. Jenny suchte Deckung hinter der Theke. Im Hinterzimmer saß Harry, der muskelschwere Cowboy, bleich auf einem Hocker und starrte gegen die Wand. So schnell kann die Welt untergehen, dachte er. Wie kann man einem

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