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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Kassierer‹ widersprechen?!
    Erika schüttelte nach der Ohrfeige den Kopf. Plötzlich stöhnte Galezzano auf, tänzelte unnatürlich um den umgeworfenen Tisch, drückte wie ein Mohammedaner beim Gebet die Hände gegen seine Brust und fiel dann krachend um. Auf Bubelatz' Spezialschlag Nummer 4 war auch er nicht vorbereitet. Er kannte ihn überhaupt nicht; es war eine Eigenentwicklung von Bubelatz.
    Ruhig ging Erika zum Telefon, schob die erstarrte Jenny zur Seite und rief Sheriff Brass an. »Holen Sie einen Mann namens Galezzano bei mir ab«, sagte sie. »Er hat mich geschlagen, ich erstatte Anzeige!«
    »Moment!« rief Brass am anderen Ende der Leitung. Er schnaufte laut. »Da ist etwas unklar! Wo ist Galezzano jetzt?«
    »Bei mir! Er liegt mitten im Saloon und bleibt für etwa zehn Minuten ohnmächtig. Sie können ihn abholen.«
    »Das muß ein Irrtum sein! Galezzano ist nie ohnmächtig! Was wollte er von Ihnen?«
    »150 Dollar. Ich fragte wofür, da warf er meinen Tisch um und gab mir eine Ohrfeige. Daraufhin ging er nach einem Spezialschlag zu Boden. Dort liegt er jetzt noch.«
    »O Gott!« sagte Sheriff Brass. Seine Stimme drückte Fatalismus aus. »Erika, Sie Unglücksmädchen. Sie müssen sofort aus Las Vegas verschwinden!«
    »Ich sehe keinen Anlaß.«
    »Und ich kann Sie nicht mehr schützen.«
    »Jetzt fangen Sie auch mit dem Schützen an! Und nun kommen Sie und holen Galezzano ab, Sheriff! Meine Anzeige gilt!«
    Galezzano erwachte gerade und richtete sich noch ganz verwirrt auf, als Brass und zwei Polizisten in den Ice-Saloon stürmten und ihn umringten. Für ein Foto des konsternierten Galezzano hätte jede Zeitung ein Vermögen bezahlt – mit dem Risiko, den Chefredakteur zu verlieren und ihm einen ehrenden Nachruf schreiben zu müssen.
    »Kommen Sie mit!« sagte Brass streng. »Machen Sie keine Dummheiten, Luigi. Sie haben eine Lady geschlagen! Das ist kein Stil! Gegen Sie liegt eine Anzeige vor!«
    Galezzano erhob sich, sah Erika verwundert an und klopfte seinen Anzug ab. »Ich gebe Ihnen drei Tage Zeit, aus Las Vegas zu verschwinden«, sagte er. Daß er Erika nicht mehr duzte, war eine bemerkenswerte Respektbekundung.
    »Gehen wir!« Brass tippte Galezzano auf den Rücken. Es sah aus wie in amerikanischen Filmen. Nur haben die Filmpolizisten dicke Revolver in der Hand, während Brass nur den Zeigefinger benutzte. Galezzano setzte seinen Hut auf, gab dem Tisch noch einen Tritt und trottete dann hinaus. Brass blieb zurück und kratzte sich an der Nase.
    »Wenn du ihn anzeigst«, sagte er in dem vertraulichen Ton, den er der Frau seines Freundes schuldig zu sein glaubte, »hast du die ganze Meute am Hals. Überleg es dir, Mädchen.«
    »Das also ist die Mafia?« Erika blickte sich um. Harry war wieder aus dem Hinterzimmer hervorgekommen und polierte nervös einen verchromten Softeis-Hahn. Jenny tippte sich mit saurem Lächeln an die Stirn, als Erika sie ansah. »Jetzt habt ihr doch endlich einen auf frischer Tat …«
    »Die Sachlage ist anders, Mädchen.« Brass suchte nach Worten, um ihr diese amerikanischen Verhältnisse kurz zu erklären. »Du bist hier in Las Vegas. Wohin du blickst – vom größten Hotel bis zur schäbigsten Spielhalle, vom Großmarkt bis zur billigsten Nutte, vom Wasserwerk bis zum Kaugummiautomaten –, überall sitzt einer, kontrolliert, beschützt, kassiert … Der Gewinn landet dann in einem großen Topf.«
    »Ihr wißt das und schlagt nicht zu?«
    »Man kann mit euch Deutschen nicht diskutieren!« sagte Brass resignierend. »Immer müßt ihr gleich zuschlagen! Mädchen, aus dem großen Topf bedienen sich die Politiker, werden Wahlen finanziert, wird Staatsanwälten und Richtern ein sorgenfreies Leben garantiert. Die Mafia ist überall, klingelt in hunderttausenden Taschen … Was heißt da noch: zuschlagen?«
    »Und was wird jetzt aus Galezzano?«
    »Wenn du auf der Anzeige bestehst, müssen wir ihn festsetzen.«
    »Natürlich bestehe ich darauf!« sagte Erika laut. »Er hat mich geschlagen. Noch nie hat mich ein Mann geschlagen!«
    »Sein Anwalt holt ihn nach einer Stunde wieder raus! Und dann werde ich dich in Schutzhaft nehmen müssen, bis du einen anderen Ort zum Überleben gefunden hast.«
    »Ich bleibe in Las Vegas!«
    »Darüber reden wir noch«, seufzte Brass. »Mädchen, du hast dein Leben für 150 Dollar verkauft …«
    Draußen im Polizeiwagen saß Galezzano mißmutig auf dem Rücksitz und rauchte eine Zigarette. Brass zwängte sich neben ihn, sagte zu dem

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