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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wer verirrte sich da schon an den äußeren Rand der Stadt!
    »Jenny« – sagte Bob vorsichtig – »sei vernünftig. Ich liebe dich.«
    »Scheiße!« antwortete Jenny. Selbst das klang noch irgendwie charmant und frivol. »Was habe ich davon, wenn diese Erika im Bett liegt?!«
    »Nur ein paar Tage noch, dann ist Scheidung.«
    »Sie will nicht. Du hast es doch gehört! Na, zunächst schlage ich ihr ein blaues Auge! Morgen breche ich ihr eine Hand! Genügt das nicht, bekommt sie übermorgen ein Loch in den dummen Kopf! Bob, ich krieg' das Sauerkrautmädchen schon klein! Gib mir grünes Licht!«
    »Man kann das alles auch gewaltlos lösen.« Bob gab Jenny einen Kuß auf die Stirn, was diese zum Anlaß nahm, ihn zu umklammern und sich an ihn zu drücken.
    »Immerhin haben wir jetzt rund 25.000 Dollar in der Kasse. Daran mußt du denken! Wenn ich nur viermal heirate, sind das 100.000 Dollar, Jenny, und dann höre ich auf. Das verspreche ich dir. Viermal Heirat und Scheidung ist fast schon normal bei uns, das kann man noch keinen Beruf nennen. Stell' dir mal vor, Jenny, was wir mit 100.000 Dollar Startkapital alles machen können!«
    »Ich halte das nicht durch, Bob! Ich liebe dich wie eine Distel den Tau …«
    »Wo hast du denn das her?«
    »Stand in einem Roman von Jermy Waylot. Gut, was? Vor allem das mit dem Tau …«
    Es konnte gar nicht anders sein: In dem Augenblick, wo sich Bob und Jenny innigst küßten, kam Erika frisch geduscht, munter, in einem sehr vorteilhaften Kleid, in jeder Hinsicht kampfbereit. Sie blieb in der Tür stehen, wartete, bis der lange Kuß wegen Atemmangel abgebrochen werden mußte, und sagte dann mit ruhiger Stimme:
    »Wenn das ein Abschiedskuß war, ist er genehmigt …«
    Jenny fuhr herum, als habe man sie getreten. Sie blies eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und schlug Bob auf die Hand, als er sie um die Hüfte packen wollte.
    »So küssen wir uns immer, wenn's dunkel wird!« rief sie zurück. »Bist du fertig? Ich bringe dich zum Desert Inn.«
    »Hast du ihr nichts gesagt, Bob?« fragte Erika ruhig.
    »Aber ja. Jenny gehört das Bett, das ist doch klar!«
    »Sie wird wenig Spaß daran haben!« Erika betrachtete interessiert die Theke, die Einrichtung, die Eistorten in dem Glasschrank und die beiden blubbelnden Fruchtsaftsäulen. »Und damit kann man kein Geld verdienen?« fragte sie. »Da stimmt doch was nicht!«
    »Was meint sie?« fragte Jenny, die sich auf eine ganz andere Diskussion eingestellt hatte.
    »Erika meint, in Amerika genüge eine Leuchtreklame, um Geld zu verdienen. Irgendwas müßten wir falsch machen.«
    »Sie ist wirklich verrückt, was?« fragte Jenny entgeistert. »Das läßt du dir gefallen, Bob?«
    »Wir werden den Saloon umtaufen und renovieren.« Erika ging durch das Lokal, tippte gegen die Tische und Stühle und schüttelte den Kopf. »Die schrecklichen Plastikstühle und Tische kommen weg! Es muß alles viel gemütlicher werden, viel romantischer. Das ganze Lokal wird umgebaut, bekommt Nischen, runde Tischchen, österreichischen Charme. ›Wiener Eis-Café‹ wird es heißen! Die Leute werden anstehen! So verrückt wir in Deutschland nach Hot dogs sind, so empfänglich ist der Amerikaner für europäische Romantik. Und aus den Lautsprechern« – sie zeigte gegen die Decke – »wird nicht mehr Rockmusik oder Jazz plärren, die kennt hier jeder bis zum Erbrechen, sondern wir spielen Walzer von Strauß oder deutsche Volkslieder wie ›Horch, was kommt von draußen rein …‹! Das spricht sich rum!«
    »Pack sie in den Wagen, Bob, und bring sie in die Anstalt!« sagte Jenny entsetzt. »Hat sie früher auch schon solche Anfälle gehabt?!«
    »Sei mal still, Süßes!« Bob dachte nach über ›Wiener Eis-Café‹. Musik von Strauß, Lanner, Millöcker, Lehár, Kálmán und Stolz. Vielleicht auch Volksmusik. Am Brunnen vor dem Tore … Man denke nur an den phänomenalen Erfolg der Trapp-Familie. Da haben die Amerikaner geheult wie beim Zwiebelschneiden, wenn die Kinderchen ›Alle Vögel sind schon da‹ anstimmten. Und das in Verbindung mit einem Eis-Café …
    Erika, du kluges Mädchen, das wäre eine Variante, die man in Las Vegas noch nicht kennt. Da könnten gute Dollar rausspringen. »Man sollte darüber nachdenken!« sagte er laut.
    »Und wo soll das Geld herkommen für den Umbau?« rief Jenny.
    »Von mir!« Erika blieb an der Saloontür stehen. »Für einen Mann, den ich liebe, tue ich alles! Ich werde auf Hollywood und einen Modesalon verzichten und

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