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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rätsel der weiblichen Psyche, denn weder Mäuse noch Spinnen sind blutgierige Raubtiere, denen man hilflos ausgeliefert ist. Bei Schlangen ist die Sache noch rätselhafter, denn schon seit Anbeginn der Welt ist die Schlange eine Freundin der Frau. Man denke nur an Eva im Paradies, die in Zusammenarbeit mit der Schlange dem etwas trottelhaften Adam nicht nur den verbotenen Apfel, sondern auch allen Männern für alle Zeiten die Pflicht der Familienernährung bescherte. Allein schon deshalb müßten Schlangen und Frauen sich blendend verstehen. Aber nein – von Seiten der Frau besteht eine rätselhafte Abneigung, die bis zu Ekel und Panik führen kann. Daran ändert auch nichts, daß die Schlange lange Zeit als Sinnbild der Klugheit galt, was einer Frau immer imponiert, oder daß sie im Äskulapstab sogar zum Wahrzeichen der Ärzte wurde.
    Bob Brook wußte nicht, wer auf den Gedanken gekommen war, als letztes Mittel sich der Schlange zu bedienen. Er tippte auf Pfarrer McDolland, der aus der Bibel, 1. Buch Moses, die Anregung dazu geschöpft haben konnte. Auf jeden Fall war es eine gemeine Sache, aber sie versprach Erfolg.
    Erika hatte nach einem langen Tag, an dem es zu einem verbissenen Kampf mit Jenny gekommen war, denn zum erstenmal war nun auch sie mit einem fahrbaren Eiswagen in der City von Las Vegas aufgetaucht und hatte auf Anhieb die Verkaufserlaubnis im ›Casino Alhambra‹ erhalten, das Bett aufgedeckt und freute sich aufs Ausruhen. In diesem Moment zuckte sie zurück und blieb stocksteif, mit durchgedrücktem Kreuz, stehen. Mit erstickter Stimme versuchte sie zu schreien. Endlich gelang es ihr, heiser »Bob! Bob!« zu rufen.
    Bob, der im Saloon mit einigen Gästen sprach, die sich an ihr Eis mit Rumkirschen klammerten und nicht nach Hause wollten, hörte sie nicht, aber Harry, der Cowboy, der gerade nebenan einen Eisbehälter unter heißem Wasser auswusch, vernahm einen seltsamen Laut und sah in der Wohnung nach.
    »Ist was los, Baby?« rief er.
    »Da!« antwortete Erika. Das war alles. Ihre verkrampfte Haltung änderte sich dabei nicht.
    Harry polterte durch die Wohnung. Im Schlafzimmer traf ihn Erikas flehender Blick. »Nicht so laut!« stammelte sie. »Erschreck sie nicht … sie sieht mich an. Sie mustert mich! Harry … ganz leise …«
    Im Kino sind solche Zwischenfälle gang und gäbe. Die Drehbuchautoren schwelgen dann in dramatischen Bildern: Da werden Schlangen erschossen, mit Messern zerteilt, mit Schaufeln erschlagen, mit brennenden Holzscheiten ausgeräuchert. Harry jedoch verhielt sich ganz anders. Er faßte Erika um die Hüfte, riß sie vom Bett weg und trug sie, deren Verkrampfung sich noch immer nicht löste, wie eine Puppe ins Wohnzimmer. Dann eilte er mit weit ausgreifenden Schritten und angewinkelten Armen ins Lokal und schrie schon an der Theke: »Boß! Sie haben eine Schlange im Bett! Die müssen Sie sich ansehen!«
    »Ich weiß, wie Jenny aussieht!« sagte Bob und verabschiedete die letzten Gäste, die bereits an der Tür standen. Er verriegelte die Tür und streifte die dämliche Schürze mit den Eissymbolen über den Kopf. Schwungvoll warf er sie auf die Theke. »Was hast du in meinem Schlafzimmer zu suchen?«
    »Sie hat um Hilfe gerufen!« sagte Harry, über Bobs Gleichmut verwirrt.
    »Jenny ruft um Hilfe?! Das ist neu!«
    »Erika!«
    »Das ist ganz neu! Die beiden sollen sich ruhig zerfleischen, dann haben wir hier endlich unsere Ruhe! Harry! Keine Hilfestellung! Wir halten uns da vollkommen raus!«
    »Im Bett liegt eine Schlange, Boß! Eine richtige! Zusammengerollt! Grünschwarz gepunktet … ein mir völlig unbekanntes Modell! Liegt da und glotzt uns an …«
    »Das ist doch nicht möglich! Harry!« stotterte Bob. Er stürzte an Sandler vorbei, riß aus dem Wohnzimmer den alten Militärsäbel von Onkel Steve vom Wandhaken und erblickte erst dann Erika, die wie eine Statue neben dem Sofa stand. Er schwang den Säbel – es war ein Erbstück der Familie und sollte im Unabhängigkeitskrieg von einem Major Bulder Hamilton getragen worden sein, was jedoch nicht nachprüfbar war – und zeigte mit der anderen Hand zur offenen Schlafzimmertür. »Ist das wahr?« rief er.
    »Eine Schlange …« sagte Erika. Sie war fahlblaß, die Worte kamen aus zusammengepreßten Lippen, als könnte selbst hier eine Bewegung die Schlange zum Angriff reizen.
    »Wo ist Jenny?« schrie Bob. »Ist sie schon …«
    »Jenny verkauft noch in Pipers Casino«, sagte Harry. »Sie kommt erst in einer Stunde

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