Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Viehzeug herumkriecht, sind es Sandvipern, Klapperschlangen oder Skorpione! Aber welcher Sandviper wird es einfallen, die saubere Wüste gegen Gestank von Las Vegas einzutauschen? Schlangen sind lärmempfindlich! Und was haben wir hier? Autokolonnen, in Hunderten von Casinos und Saloons Popmusik, das Rattern der Spielautomaten, klirrende Münzen, die aus dem Schlitz purzeln, das Klingeln, das einen Gewinn anzeigt … Die Luft von Las Vegas ist ebenso geräusch- wie abgasgesättigt. Keine Schlange kommt da auf die Idee, sich in ein Bett zu legen – und schon gar keine tropische Schlange!«
    »Aber sie ist da, Bob!«
    »Ein neuer Gruß von Galezzano«, sagte Harry dumpf. »Baby, das nächstemal erwischen sie dich.«
    Bob schwieg. Er dachte weniger an Luigi als vielmehr an seine drei Freunde. Ihre Hilfe begann gefährlich zu werden. Ungezielte Schüsse, ein Feuerwerk im Auto, das konnte man tolerieren. Aber eine Schlange im Bett – das ging denn doch zu weit.
    »Ich bringe dich weg«, sagte Bob und erhob sich. »Du schläfst heute im Desert Inn.«
    Erika nickte schwach. Ihre Augen wurden feucht. Lautlos weinte sie und blickte Bob lange an. Das war der Abschied … Sie wußte es und hatte keine Kraft mehr, ihn noch länger hinauszuzögern. Die Schlange im Bett hatte sie überzeugt, daß ihre Gegner über Mittel verfügten, denen sie nicht gewachsen war. Auf Bob verzichten und – wie geplant – in Hollywood neu beginnen, war der einzige Weg, der ihr blieb. Mit 50.000 Dollar war er ja schon bezahlt.
    Sie sah sich um. In der Sofaecke, faul wie ein Eunuch, schnarchte General Wellington. Ab und zu zitterte sein Mopskörper, er schien zu träumen. Über ihm, an der Wand, hing ein Porträt: Der grinsende Onkel Steve. In jeder Falte seines Gesichtes lauerte Schadenfreude.
    »Wann können wir geschieden werden?« fragte sie.
    Bob zuckte hoch. Der Säbel polterte von seinen Knien. »Morgen, wenn du willst!«
    »Einverstanden. Sag Richter de Trajano Bescheid.« Sie beugte sich nach vorn, nahm General Wellington auf den Arm und drückte ihn an sich. »Wer bringt mich ins Hotel?«
    »Harry! Ich will mich um die Schlange kümmern.«
    »Paß auf dich auf, Bob!« Sie kam zu ihm, zögerte, legte den linken Arm um seinen Nacken – auf dem rechten schlief Wellington weiter – und küßte ihn auf den Mund. Es war ein scheuer, fast ängstlicher Kuß. Ein Kuß, der um Verzeihung bat. »Ich liebe dich – obwohl ich weiß, daß es eine Dummheit ist. Es sollte ja alles ganz anders sein. Aber ich bereue nichts. Viel Glück im weiteren Leben, Bob.«
    »Wir sehen uns doch morgen noch, Erika«, sagte er lahm.
    »Nur zur Unterschrift, Bob!« Sie versuchte zu lächeln, obwohl sie noch weinte. »Du wirst natürlich wieder heiraten. Drüben in Deutschland.«
    »Es ist mein Job, Erika. Du hast ja gesehen, was für eine Pleite der Ice-Saloon ist.«
    »Sieh dir meine Pläne an, Bob. Bau ihn um. Mach ein Wiener Eis-Café daraus, sowas gibt's in Las Vegas noch nicht. Und mach es auf Alt-Wien! Mit Stehgeiger und Ober im Frack.«
    »In Las Vegas?«
    »Sie werden in Scharen kommen, um Nostalgie zu atmen. Ihr Amerikaner seid ja so verrückt.«
    »Ihr Europäer nicht?! Ihr himmelt unsere kreischenden Jazzbands an und nennt das Musik! Irgendwie haben wir alle eine Macke, Erika. Aber vielleicht ist das unsere neue Welt! Es kommt einmal eine Zeit, da werden die Normalen die Verrückten sein; die Menschheit wandelt sich.«
    »Du bist ein netter Kerl.« Sie gab ihm die Hand. Er zögerte, dann hob er sie an seine Lippen und küßte sie. »Laß dich nicht unterkriegen, Bob. Behalt immer einen klaren Kopf. Und noch eins: Jenny ist ein verdammtes Luder!«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Heirate sie nicht.«
    »Wie kann ich das? Heiraten ist mein Beruf. Ich kann mir doch nicht das Geschäft zumauern!«
    »Auch später nicht, wenn du als Heiratsspezialist genug Geld verdient hast. Denk an mich, Bob! Hinter Jennys Puppenfassade verbirgt sich ein eiskaltes Luder! Hat sie gesagt, daß sie dich liebt?«
    »Nein. Sie hat gesagt: ›Du bist genau der Boy, den ich brauche!‹ Dabei hat sie die Bluse aufgeknöpft. – Jenny ist unkompliziert in allem, was sie denkt und tut. Irgendwie ist das erfrischend und vor allem kalkulierbar.«
    Bob begleitete Erika bis vor die Tür, küßte sie noch einmal, streichelte General Wellington über seinen runden Mopskopf und winkte ihr nach, bis Harry mit seinem Wagen in die General Road einbog. Er stand noch ein paar Minuten in Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher