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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Dialog. »Um 20 Uhr sagen wir, wo, wie und wann! Alles klar? Tschau!«
    Das Gespräch brach ab. Juliane hielt den Hörer aber noch immer fest, als sei es Bobs Hand. Der Kripomann griff zu einem zweiten, neu installierten Apparat.
    »Habt ihr alles mitgeschnitten?«
    »Glasklar!« Der Leiter der Sonderkommission schien sehr zufrieden zu sein. »Gar kein dummer Mensch, dieser Brook. Im Gegensatz zu seinen Entführern, das müssen Dösköppe sein! Er hat uns allerhand erzählt, was uns weiterbringt. Wir wissen jetzt: Mindestens zwei bewachen ihn. Ein Mann und eine Frau. Er lebt in einem Versteck, wo man Erbsensuppe nach Kommißart kochen kann! Die Bouletten haben sie sicherlich gekauft … das bringt nichts. In Hamburg gibt es Hunderte von Frittenbuden. Das wird ein spannendes Gespräch um 20 Uhr! Eines ist jedenfalls für mich klar: Das sind keine Profis, das sind Dilettanten. Das hatten wir ja gleich geahnt …«
    Pünktlich um 20 Uhr klingelte bei Juliane Hatzle wieder das Telefon. Sie saß bereit, mehrere Tonbänder liefen, im Zimmer befanden sich sieben Herren, die alle mithörten.
    Im Laufe des Tages hatte sich die Situation verändert. Die amerikanische Botschaft hatte eingegriffen, die Ankunft eines FBI-Mannes angekündigt und sich bereit erklärt, die rund 100.000 Dollar zur Verfügung zu stellen. Ein Sekretär der Botschaft war mit dem Flugzeug nach Hamburg unterwegs und brachte das Geld mit. Es mußte jetzt also entschieden werden, welches Geld man nahm – das deutsche oder das amerikanische.
    »Ich kaufe Bob frei!« hatte Juliane gesagt. »Ich brauche kein Geld von Amerika! Bob gehört mir!«
    Das war es, was die ganze Aktion für Bob Brook so gefährlich machte, sie war für Juliane eine wahre Herzensangelegenheit. Bob würde Juliane sein Leben verdanken, nur ihr … Von einem selbstlosen Lebensretter läßt man sich nicht scheiden. Ihm ist man dankbar bis an sein Lebensende, ihn liebt man im Bewußtsein der Wiedergeburt. Was sind da Verträge und Absprachen, Scheinheirat und garantierte Enthaltsamkeit?! Bob war ein anständiger Mensch, ein Ehrenmann durch und durch; er würde gar nicht anders können, als die Ehe mit Juliane Hatzle anzuerkennen – für immer.
    Wenn das keine 200.000 Mark wert war!
    Die tiefe Stimme war wieder am Apparat.
    »Bob hat gerade gegessen«, sagte sie. »Ein netter Junge! Hält viel von Essen und Trinken, darum erwähne ich es. Er ißt mit Genuß. Heute abend Nudeln mit Gulasch.«
    »Das ist schön …« stotterte Juliane ergriffen. »Das ist wunderschön. Wann kann ich ihn wiederhaben?«
    »In zwei Tagen.«
    »Erst?!«
    »Das Geld muß her.«
    »Ich habe es ja vor mir liegen! In kleinen Scheinen – richtig?«
    »Das haben die Arschlöcher von der Kripo gesagt, was?« Die dunkle Stimme lachte. »Natürlich haben sie alle Nummern notiert. Macht nichts … die Welt ist groß. In Bangkok oder Manila kennt sie doch keiner!«
    Der Chef der Sonderkommission, der schräg gegenüber von Juliane Hatzle in einem Sessel saß, verzog sein Gesicht. Es tut weh, sich beleidigen zu lassen, ohne zurückschlagen zu dürfen.
    »Sie fahren heute nacht noch mit dem Intercity nach Hannover. Zwischen Soltau und Hodenhagen – wie gefällt Ihnen der Name?«
    »Sie Ferkel!« sagte Juliane gepreßt.
    »Also auf dieser Strecke stehen Sie am Fenster, in Fahrtrichtung auf der rechten Seite, und warten darauf, daß Ihnen ein Lichtsignal gegeben wird. Mit einem Handscheinwerfer. Dann werfen Sie die Tasche mit dem Geld sofort aus dem Fenster. Versuchen Sie keine Tricks! So gern wir Bob haben, wenn's um Geld geht, verstehen wir keinen Spaß. Haben Sie alles verstanden?«
    Juliane blickte zu den Kriminalbeamten. Der Chef der Einsatztruppe nickte ihr zu.
    »Ja!« sagte sie laut.
    »Noch eins. Für die Idioten von der Kripo, die mithören: Es hat keinen Sinn, uns aufzulauern. Der Junge, der das Geld holt, hat nichts mit uns zu tun. Ist nur 'n Kurier! Und wenn wir das Geld nicht bekommen, schicken wir euch den lieben Bob scheibchenweise, als Gulasch sozusagen. Das ist kein Witz!«
    Im Telefon knackte es. Juliane begann wieder zu zittern. Der Chef des Einsatzkommandos blickte sie mißbilligend an. Man hatte einer im Schalterdienst kampferprobten Post-Inspektorin mehr Nervenkraft zugetraut.
    »Telefonzelle!« sagte der Hauptkommissar. »Das typische Knacken des Automaten. Aber nun sehen wir klar: Jetzt können wir losschlagen. Von Soltau bis Hodenhagen. Das ist eine einsame Gegend. Jenseits der Autobahn liegt

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