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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Oberarzt. Die Prominenz war aufmarschiert: Ein Senator der Stadt, der Chef der Kripo, ein Sekretär der amerikanischen Botschaft, ein FBI-Beamter, der Leiter des Sonderdezernates ›Bob Brook‹ und ganz im Hintergrund, kaum beachtet, Juliane Hatzle.
    Bob schlief eisern und roch, als habe man ihn in Alkohol gebadet. Er hatte ein besonders großes Zimmer bekommen, denn bei seinem Erwachen würde er von einem Haufen Neugieriger umgeben sein, die alle wissen wollten, wo er und wie er die letzten Tage verbracht hatte.
    Es gab keine Sensationen.
    Bob erwachte, er blickte zunächst in das glückliche Gesicht von Juliane Hatzle, spürte einen Kuß auf seinen trockenen Lippen und schloß erschrocken sofort wieder die Augen.
    »Wo bin ich?« fragte er. Seine Zunge war noch alkoholschwer.
    »Im Tropenkrankenhaus, Liebling.«
    »Du meine Güte!« Bob rührte sich nicht. Liebling … das war neu an Juliane Hatzle. Das konnte gefährlicher werden als die ganze Kidnapperei. »Warum denn das?«
    »Du warst betäubt …«
    »Gütiger Himmel, haben wir gesoffen! Fred, und Charly, und die Eule. Und das Weib – eine Type, sag ich dir, Brüste wie zwei Rugbybälle –, Fred schlug ihr ein blaues Auge, weil sie an mich ran wollte! Dann haben sie sie ausgezogen und ihren Körper mit den Geldscheinen beklebt. Mit Spucke! O Gott, ist mir übel …«
    Erst nach einer Stunde war Bob so klar, daß er die Fragen der Polizei beantworten konnte. Er saß im Bett, trank starken schwarzen Kaffee und aß dazu ein Brot mit gekochtem Schinken. Juliane, ganz glückliche Braut, ganz siegreiche Befreierin, ganz Besitzende, hockte neben ihm auf der Bettkante. Sie streichelte immer wieder Bobs Haar und Nacken, als wäre er ein knurrender Hund, den man beruhigen muß.
    Was Bob erzählen konnte, war ausgesprochen mager.
    Er war von fünf Personen bewacht worden, vier Männern und einer Frau. Er hatte in einem Keller gelebt, bekam gut zu essen, alles zu trinken, hatte auf einer Art Chaiselongue geschlafen, konnte Radio hören, hatte sogar einen Vierstunden-Skat gedroschen und dabei immer verloren. Der Lokus bestand aus einem Eimer in einem Nebenkeller. Nur als er mit Juliane telefonierte, hatte man ihn mit verbundenen Augen irgendwohin gebracht. Wohin, das konnte er nicht erklären. Nach oben, das war alles, was er wußte.
    Bob blieb noch einen ganzen Tag im Tropenkrankenhaus zur Beobachtung. Nach der Polizei kamen der Bankdirektor und der Sekretär der amerikanischen Botschaft, um zu gratulieren. Der Bankdirektor zeigte Haltung … Der Verlust der 200.000 Mark traf ihn nicht persönlich, er war durch Julianes Erbe abgedeckt, es war eine begrenzte Kreditaktion. Um sicherzugehen, fragte er nach der Hochzeit und war froh, als Bob antwortete: »Es ändert sich nichts! So schnell wie möglich!«
    Der Botschaftssekretär übermittelte die Grüße des Botschafters und erwähnte dabei, daß auch er das Lösegeld hätte zahlen können, aber so sei es vorteilhafter gewesen, 100.000 Dollar waren gerettet.
    Kaum hatte er das Zimmer verlassen, da platzte auch schon der FBI-Mann herein. Er klopfte Bob auf die Schulter und schrie: »Hallo, Bob, du siehst gut aus! Nun schieß mal los. Erzähl mal, wie das war! Das müssen doch Anfänger gewesen sein, die dich gekidnappt haben …«
    Am Nachmittag, gerade rechtzeitig vor Redaktionsschluß, ließ man die Presse an Bobs Bett. Blitzlichter zuckten auf, Juliane umarmte und küßte ihren Liebling unter dem Beifallsgemurmel der Fotografen und übersah dabei völlig Bobs Leidensmiene. Er konnte sich nicht wehren, er mußte den zärtlichen, befreiten Bräutigam mitspielen. Es gab keine Möglichkeit, Julianes überschwenglichen Liebesbekundungen zu entgehen. Sie erzählte von der dramatischen Geldübergabe, von den Lichtzeichen in der dunklen Nacht – ganz im Gegensatz zu Bob, der wiederum nur sagen konnte: »Sie haben mich gut behandelt. Ich habe selten so gesoffen wie in diesen Stunden …«
    Die Reporter hatten glühende Augen. Am nächsten Morgen überschlugen sich die Schlagzeilen:
    Die wunderbare Rettung des Millionärs Bob Brook. Gangster betäubten Bob Brook mit Alkohol. Gefangen in einem Keller voller Ratten. Bob Brook fast vergiftet durch Methylalkohol. Die unbekannte Bestie mit dem Schluckauf. (Das war neu, Bob hatte nur berichtet, daß Fred sich beim Whiskysaufen einmal verschluckt hatte und Mildred dabei anspuckte). Das Brautpaar des Jahres, Bob und Juliane … Romeo und Julia von heute. (Die Schlagzeile stammte vom

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