Der Heiratsspezialist
drinstecken!«
»Bis dahin kann er gekillt sein!« Clifford Nesswick schüttelte den Kopf. »Gentlemen, die Kidnapper befinden sich in einer Ausnahmesituation. Sie haben ein Windei geklaut und müssen es wieder loswerden. Für läppische 200.000 Mark. Gelingt das nicht, stoßen sie Bob ab wie eine faule Kartoffel.«
»Bei uns!« sagte der CIA-Mann ernst. »Bei uns, Clifford. Das sind Mafia-Methoden! Aber die deutschen Gangster sind noch verhältnismäßig human. Sie hängen am Geld, und wenn es nur für einen Hot dog reicht! Wäre das ein politischer Fall – dann Alarmstufe eins! Politische Gangster sind Überzeugungstäter, wie überhaupt Politiker …«
»Danke!« Der Botschafter winkte mit saurer Miene ab. »Ich kenne Ihre Arie! Was machen wir also?«
»Ich schlage vor, wir treten mit den Kidnappern in Verhandlungen ein und gehen zunächst auf ihre Forderung ein. Die deutsche Polizei wird den Vorgang überwachen.« Nesswick stockte. Es klopfte. Ein Sekretär brachte einen Zettel. Der Botschafter überflog ihn und legte ihn auf den Bericht der Hamburger Polizei. »Die Antwort aus Washington!« sagte er. »Wie erwartet – sie schicken einen Burschen vom FBI. Den hätten sie sich wirklich sparen können!«
Am nächsten Morgen stand in der großen Zeitung an unscheinbarer Stelle der dämliche Satz: ›Unser Eis verdirbt nicht‹. Und darunter eine Telefonnummer. Es war der Anschluß von Juliane Hatzle.
Techniker der Post und der Kripo hatten ihr Telefon umgebaut. Da beim automatischen Selbstwähldienst Fangschaltungen sehr schwierig sind, lief nun ein Tonband mit Verstärker mit. Außerdem warteten zwei Kriminalbeamte in Julianes Wohnung, konferierte die Sonderkommission und stand ein Einsatzkommando fahrbereit im Hof des Präsidiums. In der Bank hatte man die Seriennummern der Geldscheine notiert – eine irrwitzige Arbeit bei 200.000 Mark in 50- und 100-Mark-Scheinen. Dann rasselten die Fernschreiber und gaben die Nummern an die Zentralen aller Banken und Sparkassen weiter.
Ein zunächst noch grobmaschiges Netz zog sich über den Entführern zusammen. Erst gegen Mittag klingelte das Telefon bei Juliane Hatzle. Eine tiefe Stimme fragte: »Wer ist da?!«
Juliane zitterte am ganzen Körper. Der Kripobeamte neben ihr machte wilde Handzeichen, die bedeuten sollten: Antworten Sie! Ganz ruhig! Denken Sie daran, was wir besprochen haben!
»Hier Hatzle …«, sagte sie mit mühsam fester Stimme. »Juliane.«
»Sind Sie die Braut?«
»Ja!« Juliane umklammerte die Tischkante. Sie hatte das Gefühl, vom Stuhl zu rutschen. »Sie wissen das?«
»Bob hat es uns erzählt. Er hat gesagt: Wenn einer für mich bezahlt, dann ist es Juliane. Aber da hatten wir den Brief schon abgeschickt. Wir hätten uns sonst unter Ausschluß der Öffentlichkeit direkt an Sie gewandt. Wie ist das nun? Haben Sie das Geld?«
»Ja …«
»Komplett?«
»Alle 200.000 Mark!«
»Woher denn?« Das klang mißtrauisch. »Als Post-Inspektorin …«
»Meine Bank hat es mir geliehen.«
»Geliehen ist gut! Glauben die, wir zahlen das zurück?!« Die dunkle Stimme gluckste vor Freude. »Wir rufen wieder an! Dann erfahren Sie Einzelheiten. Ende.«
»Halt!« schrie Juliane. »Noch ein Wort! Bitte …«
»Was denn noch?«
»Wie geht es Bob?«
»Gut. Wollen Sie ihn sprechen?«
Das war mehr, als Juliane erwartet hatte. Sie schwankte im Sitzen, der Kripomann mußte sie festhalten und raunte ihr ins Ohr.
»Haltung! Haltung! Verdammt, das ist wichtig! Sprechen Sie!«
»Sagen Sie dem Idioten von der Kripo, er soll die Schnauze halten!« sagte die tiefe Stimme. »Hier ist Bobbylein …«
Der Kriminalbeamte knirschte mit den Zähnen und gab Julianes Ohr frei. Sie atmete tief durch und rief dann heiser:
»Bob? Bob? O Bob – du bist wirklich da?!«
»Hier bin ich!« Bobs Stimme war unverkennbar. Sein breites Amerikanisch war von einem Deutschen nicht nachzuahmen. »Juliane, ich wußte, daß du mich nicht im Stich läßt.«
»Bob! Wie geht es dir?!«
»Gut! Heute mittag gab es Erbsensuppe mit Speck! Phantastisch! Billy sagte, nach deutscher Soldatenart! Aber gekocht hat es Sissi. Sieht gar nicht so aus, als ob sie kochen könnte! Gestern abend haben sie mir Hamburgers serviert. Stell dir das vor! Richtige Hamburgers! Und dazu zwei Bier! Ich kann nicht klagen.«
»Bob!« rief Juliane und lehnte sich gegen die Brust des Kriminalbeamten. »Bob! Hab' keine Angst. Ich kaufe dich frei! Das Geld ist schon da!«
»Schluß!« Die tiefe Stimme unterbrach
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