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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Seitenblick Müllegans traf Bob. Für einen Hotelier ist der Gast immer über jede Kritik erhaben, solange er sich nicht an der Gardine die Schuhe und an der Tischdecke die Nase abputzt. Auch so etwas kommt vor. »Der Rhein! Diese Romantik! Hier möchte man bleiben können …«
    »Amerika wartet!« sagte Bob und strich Juliane übers Haar. Bei dieser Berührung schloß sie selig die Augen. »Bis nachher. Ich hole dich zum Essen ab …«
    Draußen, im Flur, wollte sich Müllegan verabschieden, aber Bob zog ihn mit in sein Zimmer. »Unter uns«, sagte er leise, als fürchtete er, Juliane könne mithören, »haben Sie sich nicht gewundert?«
    »Worüber?« fragte Müllegan vorsichtig. Solche Fragen haben es immer in sich. Man weiß nie, was der andere meint.
    »Daß ich wieder heirate …«
    »Das habe ich in der Zeitung gelesen«, antwortete Müllegan noch vorsichtiger. Gespräche, die in die Intimsphäre abrutschen, sind besonders gefährlich.
    »Meine Braut ist wesentlich älter als ich …«
    »Auch das stand in der Zeitung. Da stand eine ganze Menge über Sie drin. Millionär und so …«
    »Das ist Quatsch, Mr. Mümmelgan.«
    »Müllegan.«
    »Sie wundern sich nicht?«
    »Ich wundere mich über nichts mehr.« Müllegan lächelte entwaffnend. Das war eine Spezialität von ihm, sein freundliches Gesicht, sein seelenvoller Blick wirkten wie Balsam auf seine Gäste. »Aber ich habe mir gedacht, so wie damals, Mr. Brook … Nach der Hochzeit. Das Zimmer zum Rhein, das große Doppelzimmer, wenn es recht ist … Es ist für Sie reserviert.«
    Bob Brook antwortete nicht. Was sollte er reklamieren? Hans-Jakob Müllegan dachte nur logisch. Ein junger Ehemann gehört in der Hochzeitsnacht ins Doppelbett. Wozu heiratet man sonst? Unmöglich, ihm zu erklären, daß Heirat nur ein Geschäft ist, daß dieser notarielle Akt keinen anderen, wie auch immer gearteten Akt nach sich zieht, daß diese Ehe lediglich ein Vertrag ist, eine gut bezahlte Namensübertragung, ohne jede biologische Konsequenz. Dem guten, korrekten Müllegan wollte Bob einen Blick in solche Abgründe ersparen.
    »Gut!« sagte er nach einer langen Pause, weil Müllegan auf eine Äußerung wartete. »Sie sind ein wahrer Freund.«
    »Soll ich wieder mit roten Rosen dekorieren lassen?«
    »Aber ja.«
    »Und eine Flasche Champagner im Kühler?«
    »Wie immer.«
    »Sie sollen sich im ›Bellevue‹ wohl fühlen.«
    »Das tue ich! Ich werde auch immer wieder zu Ihnen kommen.« Das war mehr als doppelsinnig, aber Müllegan kannte ja nicht die Hintergründe. Er hatte seinen Gast ins Herz geschlossen. Beschwingt klapperte er mit seinem Schlüsselbund und sagte: »Für heute abend empfehle ich Ihnen unsere Spezialität: Ein ›Filet Gonzales‹ und zum Nachtisch ›Erdbeeren Ebbi‹. Die gnädige Frau wird begeistert sein …«
    Juliane Hatzle war begeistert! Schon vor dem Essen, als Bob sie von ihrem Zimmer abholte. Sie trug ein eng anliegendes, blaß violettes dünnes Seidenkleid, das ihre gute, reife Figur so deutlich betonte, daß Bob ein unangenehmes Gefühl beschlich. Wie damals bei Erika Blume sah er Komplikationen auf sich zukommen.
    »Bob!« sagte Juliane Hatzle. Ihre Stimme klang so zärtlich und schutzbedürftig, daß Bobs Haut zu kribbeln begann. »Bob – du hast mich vorhin gestreichelt. Zum erstenmal …«
    »Habe ich das? Das war unbewußt …«
    Ich habe das tatsächlich, dachte er. Ich Rindvieh. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Ich habe es doch nur wegen Hans-Jakob Müllegan getan, gewissermaßen als Alibi. Ein Bräutigam, der morgen heiratet, muß etwas Zärtlichkeit an den Tag legen. Das gehört nach landläufiger Meinung nun einmal zum Benehmen eines Hochzeiters.
    »Tu es noch einmal, Bob …« sagte Juliane mit jungmädchenhaftem Augenaufschlag.
    »Was?«
    »Mich streicheln.«
    »Jetzt? Und hier?«
    »Wo sonst? Hier sind wir allein.«
    »Wir werden unten erwartet.«
    »Nur einmal, Bob …«
    »Juliane – unser Vertrag …«
    »Es hat sich so vieles geändert. Wer hätte gedacht, daß ich dein Leben retten würde? So etwas verbindet doch …«
    »Und wie!« sagte Bob heiser. »Reden wir später darüber.«
    »Wann später?«
    »Nach dem Essen.« Er riß die Tür auf, als sei sie ein Notausgang. Sie bekommt die 200.000 Mark wieder, dachte er. Du lieber Himmel, das wird ein Minusgeschäft! 240.000 Mark erhalte ich laut Vertrag, davon geht ab die Geiselsumme, die Spesen, wie Flug, Hotel, Anzeigen, bleiben. Der Rest reicht gerade für ein

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