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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kulturredakteur, der auch mal auf die erste Seite wollte.)
    »Wir fahren morgen nach Bad Godesberg«, sagte Bob am zweiten Tag nach seiner Befreiung zu Juliane Hatzle. »Wie können die nur so blöd sein und schreiben, daß zweimal 200.000 Mark bereitstanden?! Die kriegen es fertig und klauen mich noch einmal! Ab an den Rhein, geheiratet und weg in die Staaten.«
    Juliane nickte. Sie blickte Bob mit Augen an, wie sie nur ganz glückliche Frauen haben. Das war ein Strahlen, als sei die Seele ein neuer Stern.
    »Ich bin bereit«, sagte sie. Und dann aus tiefer Brust: »Zu allem bereit …«
    Es klang wie ein Bekenntnis und ließ alle Möglichkeiten offen.
    Die Zeitverschiebung kann manchmal ganz nützlich sein, als Ausrede bei wichtigen Terminen zum Beispiel. In Bob Brooks Fall verursachte sie heillose Verwirrung, denn in Las Vegas erfuhr man von dem Angebot der Kidnapper erst, als in Hamburg schon alles gelaufen war und Bob wohlbehalten, wenn gleich noch etwas wacklig auf den Beinen, bei Juliane Hatzle auf dem Sofa saß und starken Kaffee trank.
    Jenny jedenfalls schrie theatralisch auf, fiel ihrem Vetter, dem Cowboy-Harry, um den Hals, weinte ein paar Minuten und führte daraufhin zahlreiche Telefongespräche. Natürlich hatten Pfarrer McDolland, Richter de Trajano und Sheriff Brass längst die Zeitungen gelesen und ahnten, was auf sie zukam.
    200.000 Deutsche Mark! Das sind – bei dem Kurs von 1,78 DM pro Dollar genau 112.359,55 Dollar. Soviel war Bob Brook selbstverständlich wert, aber trotzdem …
    McDolland ließ sich erst siebenmal verleugnen, womit er den Jünger Petrus weit übertraf, ehe es Jenny mit einem Trick gelang, ihn doch zu erwischen. Sie meldete sich als Ehewillige, die eine größere Spende machen wollte, und siehe da: Pfarrer McDolland war sofort sprechbereit.
    »Du Saukerl!« sagte Jenny ohne Respekt vor McDollands Weihe. »Du hast's gelesen! Also: Spuck die Dollars aus! Wieviel?!«
    McDolland schluckte mehrmals und sandte einen hilflosen Blick an die Zimmerdecke. »Ich rechne noch –« sagte er. »Hier ist der Satan im Spiel.«
    »Wieso?«
    »Mußte sich Bob kidnappen lassen, wo gerade der Dollar so niedrig steht?! Wäre der Kurs über zwei DM, sähe das Ganze anders aus!«
    »Wieviel?« schrie Jenny ins Telefon.
    »Ich komme rüber«, stöhnte McDolland und legte auf.
    Allen Brass und de Trajano waren schon da, als der Pfarrer mit Leidensmiene in den Ice-Saloon kam. Jenny hatte ihn fürs Publikum geschlossen; es wäre auch gar kein Platz im Gastraum gewesen, denn hier saßen oder hockten viele Reporter und Fotografen herum und genossen die Sensation – ein Bürger aus Las Vegas in Deutschland geklaut! Wenn das nichts Außergewöhnliches ist! Jenny wurde interviewt, fotografiert, angeblitzt, nannte ihre Körpermaße, wobei die Oberweite beifälliges Gemurmel auslöste, zeigte für die Fotografen ihre schlanken Beine und bewies durch Auf-der-Stelle-Hüpfen, daß sie wirklich keinen BH trug; man tat also wirklich alles, um das Problem Bob Brook dem Volke nahezubringen. Außerdem gab es Milch, Milchmixgetränke, Eis und Torten umsonst, auch Whisky und Brandy, und es zeigte sich, daß die Presseleute von der gesunden Milch nicht allzuviel hielten, vom Alkohol dagegen um so mehr.
    In der Mitte des großen Gastraumes war eine hohe gläserne Schüssel postiert. Hinter ihr stand Jenny in einem raffinierten, engen, tief ausgeschnittenen schwarzen Kleid, mit dem ihr Blondhaar sonnenhell kontrastierte. Sie schien nur noch auf McDolland gewartet zu haben.
    »Jetzt sind wir komplett!« sagte sie laut. Die Stille wurde nur durch das Klicken der Kameras und das Zischen der Blitze unterbrochen. »Bobs Leben ist 112.000 Dollar wert. Es liegt hier in dieser Glasschüssel. Jeder von euch kann es retten. Jeder Dollar befreit ihn ein kleines Stück mehr. Ich habe sofort in Deutschland angerufen und das Kennwort aufgegeben. Die 112.000 Dollar müssen zusammenkommen! Wir wollen doch zeigen, daß wir alle eine große Familie sind!«
    Die Reporter waren begeistert. Jenny hatte das nicht schlecht gemacht. Eine große Familie – und das ausgerechnet in Las Vegas! Süß, dieses blonde Baby.
    Die Kollekte für Bob Brook war schnell beendet. Brass, de Trajano und McDolland legten keine Dollarnoten, sondern Schecks in die gläserne Schüssel, ein paar Fotografen und Reporter steuerten einige Dollars bei, der Chefreporter der ›Las Vegas News‹, ein kleines Blatt, das noch Publikum brauchte, opferte 1.000 Dollar – im

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