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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Einzelzimmer brauchte.
    In der amerikanischen Botschaft auf der anderen Rheinseite hatte Konsul und Notar Clifford Nesswick alles für die Trauung vorbereitet. War Bobs erste Ehe mit der fröhlichen, hübschen Erika Blume noch etwas ganz Normales gewesen, so veranlaßte diese Zeremonie mehrere Personen dazu, auf Bob und Juliane zu warten. Selbst der Botschafter sagte: »Den muß ich sehen! Schließlich waren wir bereit, für ihn 100.000 Dollar zu zahlen. Wie hat er es denn überlebt?«
    »Unser Mann vom FBI hat behauptet: Sehr gut! Muß ein Luxusgefängnis gewesen sein. Essen und Trinken, soviel er wollte. Sogar eine kurvenreiche Puppe stand bereit. Aber Bob wollte nicht.«
    »Hemmungen?« fragte ein Mann vom CIA.
    »Ich kenne ihn!« Nesswick winkte ab. »Durchaus kein Duckmäuser. Aber so etwas wie ein Idealist!«
    »Du meine Güte!« rief der General. »Und dann aus Las Vegas?!«
    »Ein netter Junge. Es ist seine zweite Ehe. Die erste lief ihm davon.«
    »Wenn er nie will …«
    Der CIA-Mann grinste breit. »Und jetzt?«
    »Die neue Frau ist sechzehn Jahre älter als er.«
    »Und das nennen Sie Idealismus?« Der General verzog das Gesicht. »Na ja, ich bin gespannt auf ihn! Man sagt ja immer: Die größten Toren haben das meiste Glück! Unser Bob scheint die Reihe fortzusetzen.«
    »Wann ist die Hochzeit?« fragte der Botschafter freundlich.
    »Übermorgen um elf Uhr.« Konsul Nesswick strich sich mit dem Zeigefinger über die Nasenwurzel. »Wollen wir eine kleine Überraschung vorbereiten? Schließlich ist er ein befreites Kidnapper-Opfer.«
    Gegen Abend trafen Bob und Juliane in Rhöndorf ein. Sie kamen mit Julianes kleinem Wagen über die Autobahn, verließen sie über die Ausfahrt Siebengebirge, fuhren die Straße hinab Richtung Königswinter und dann durch eine der schönsten Landschaften Deutschlands, das Siebengebirge, sahen rechts voraus den Petersberg mit dem berühmten Hotel und links den sagenhaften Drachenfels mit der Burgruine. Sie fuhren noch ein Stückchen die Rheinstraße entlang und erreichten dann das Hotel ›Bellevue‹. Bob hupte fröhlich, wie ein lieber Freund, der zu Besuch kommt, kurvte auf den Parkplatz vor dem Neubautrakt des Hotels und sah, wie Hans-Jakob Müllegan beschwingten Schrittes von den Rheinterrassen herüberkam. Das dicke Schlüsselbund schwang an seinem Gürtel hin und her. Müllegan trug es wie andere Menschen eine Warze am Kinn oder einen dicken Brillantring am kleinen Finger.
    »Ich freue mich!« sagte Hans-Jakob Müllegan und drückte Bob herzlich beide Hände. Sein jungenhaftes Gesicht strahlte rheinische Fröhlichkeit aus. Dann warf er einen diskreten Blick auf Juliane Hatzle und fand sie attraktiv und trotz ihres Alters durchaus heiratenswert. Man konnte darüber diskutieren, ob gerade Bob Brook der Richtige war, aber ein Hotelier darf über so etwas nur nachdenken, niemals sprechen. Er begrüßte Juliane mit formvollendeter Höflichkeit, schnupperte dabei ihr herbsüßes Parfüm und fand den Duft anregend.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich freue!« sagte Müllegan. »Das muß ja furchtbar gewesen sein. Ich habe in den Zeitungen alles verfolgt. Erlauben Sie, daß ich nachher ein Foto von Ihnen mache?«
    »Warum?« Bob sah ihn etwas irritiert an.
    »Im ›Bellevue‹ haben schon viele berühmte Persönlichkeiten gewohnt, aber noch niemals ein Entführungsopfer. Wenn es Sie interessiert, zeige ich Ihnen nachher mein Album. Fotografieren ist mein Hobby. Ich mache alles selbst: Aufnahme, Entwicklung, Vergrößerung.« Man sah es Müllegan an, daß ihm sein Hobby Spaß machte. Seine Sammlung von Prominentenfotos konnte sich sehen lassen. Bob Brooks Bild würde einen besonderen Platz einnehmen. »Erlauben Sie?« fragte Müllegan mit einem Charme, der eine Ablehnung von vornherein ausschloß.
    »Von mir aus!« Bob faßte Juliane unter und ließ sich ins Hotel geleiten. Er erhielt, wie damals mit Erika Blume, zwei schöne Zimmer auf der Rheinseite, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Juliane stand am offenen Fenster, atmete tief durch, breitete die Arme weit aus und blickte hinüber zum Rolandsbogen, an dem die Schiffe lautlos vorbeizogen. In der Sonne schimmerte der Rhein silbrig, mit einem Stich ins Blaue, fürwahr ein seltener Anblick, denn normalerweise war die Brühe bräunlich-grau.
    »Himmlisch!« rief sie aus. Hans-Jakob Müllegan zuckte verhalten zusammen. Julianes Stimme hatte wieder ihren trompetenhaften Klang, vor dem auch Bob anfangs erschrocken war.

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