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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Zimmermädchen meldete: »Im Hochzeitszimmer ist ein toller Lärm!«
    Sofort fuhr er mit dem Lift nach oben. Schon auf dem Flur hörte er Poltern und Lachen. Es klang alles sehr übermütig, ein bißchen zu laut, zugegeben, aber bei jedem Brautpaar sind die Gepflogenheiten eben anders. Hans-Jakob Müllegan wies dem Zimmermädchen Arbeit in einem anderen Flur zu. Das Personal mußte nicht unbedingt an ausgelassenen Hochzeitsnächten teilhaben.
    Um jedem Irrtum vorzubeugen: Natürlich war alles ganz anders. Julianes Lachen war nicht das Aufjubeln einer beglückten Ehefrau, sondern eher Ausdruck tiefen Hohns. Bob hatte sich in seiner Trunkenheit so eng in sein Bettuch gerollt, daß es unmöglich war, ihn davon wieder zu befreien. Ein eingerollter Mann aber ist ein uninteressanter Mann, und so sehr sich Juliane, die ebenfalls am Rande aller Klarheit wankte, auch bemühte, Bob auszuwickeln – es gelang ihr nicht, 173 Pfund zu bewegen; das war in ihrem Zustand unmöglich. So blieb ihr nur höhnisches Lachen übrig, die Flucht in die Hysterie, was Hans-Jakob Müllegan aus verständlichen Gründen falsch deutete.
    Gegen Abend wurde es dann still im Zimmer. Juliane schlief wie betäubt. Nun aber wachte Bob auf, tappte ins Badezimmer, hielt den Kopf unter den kalten Wasserstrahl, ordnete seine Kleidung und schlich hinunter ins Restaurant. Hans-Jakob Müllegan, der gerade eine koreanische Delegation begrüßte, die ihm das Landwirtschaftsministerium ins Hotel geschickt hatte, starrte ihn entgeistert an.
    »Na, so was!« sagte er. »Ich denke …«
    »Was denken Sie?« Bobs Kopf brummte wie ein Motor. »Wie heißen Sie?«
    »Hans-Jakob Müllegan«, antwortete Müllegan geduldig. Man darf über Gäste nie erstaunt sein.»Hans-Jakob! Ich bin Bob!« Er lehnte sich gegen die Wand. »Hab' ich einen Durst! Was hältst du davon, wenn ich den Rhein aussaufe?! Sag Bob zu mir …«
    »Bob«, sagte Müllegan vorsichtig, »sauberes Wasser wäre wohl empfehlenswerter. Was macht Ihre – deine Frau?«
    »Sie schläft. Und sie schnarcht! Hans-Jakob, sie schnarcht! Rrrr – schtsch … rrrr – pfff – Aber laut! Ich sage dir, das Bett wackelt! Weißt du, wie Jenny schnarcht? Sie schnarcht auch, natürlich, alle Menschen schnarchen, auch wenn sie behaupten: Ich nicht! Sie tun's! Nur die Töne unterscheiden sich. Bei einem kracht's, beim anderen säuselt's. Jenny säuselt. Sie liegt da, inmitten ihrer blonden Haare, spitzt die Lippen und macht: Ssss – sss – piff – ganz süß! – Piff! – Ist das nicht süß?!«
    Müllegan nickte. Hotelgäste und Verrückte haben eins gemeinsam. Sie haben immer recht. Verweigert man ihnen diese Anerkennung, werden sie ungemütlich. Wer aber, zum Teufel, war Jenny?!
    »Und nun?« fragte Müllegan. »Willst du etwas essen?«
    »Mir wird schlecht, wenn ich ans Essen denke!« rief Bob. »Ich muß was Kaltes trinken, sonst spucke ich Feuer! Wo kann ich mich hinsetzen?«
    »Wir setzen uns zu mir!« sagte Müllegan diplomatisch. Nur so konnte er den anderen Gästen auf der Rheinterrasse den angeschlagenen Bob ersparen. »Komm mit!«
    Sie gingen um die große Theke herum in einen Nebenraum und nahmen an einem viereckigen Tisch Platz, wo Müllegan sich aufzuhalten pflegte, wenn er nicht im Lokal herumging und die Gäste an den Tischen begrüßte. Hier war er schnell erreichbar, wenn ein Prominenter die Rheinterrassen betrat, der Oberkellner gab dann stummen Alarm, und Müllegan eilte forschen Schrittes herbei, um sein sonniges Lächeln an den Mann zu bringen. Das hatte ihn so beliebt gemacht; jeder fühlte sich im Hotel ›Bellevue‹ wie zu Hause.
    »Es ist alles so traurig!« sagte Bob, nachdem er ein Glas Wasser hinuntergestürzt hatte. »Hans-Jakob, ich bin ein mutiger Mensch, aber ich habe vor Juliane Angst …«
    Bei aller Freundschaft hütete sich Müllegan, dem beizupflichten. Wenn Bob sich im nüchternen Zustand daran erinnerte, hätte er ihm das übelnehmen können. »Du hast sie geheiratet!« sagte er bloß.
    »Ich mußte es!«
    »Wegen der 200.000 Mark?«
    »Das ist der zweite Akt!« Bob seufzte ergreifend und trank ein zweites Glas Mineralwasser. »Hans-Jakob, wenn du wüßtest … Die Geschäfte gehen schlecht. Keiner kann die Risiken berechnen. Irgendwie bin ich ein Pechvogel. Viele tausend Frauen wollen von ihren Männern weg – bei mir kleben sie, als sei ich Honig. Warum bloß?!«
    »Du bist ein netter Kerl. Wirklich, das bist du.« Müllegan wartete, bis der Kellner das bestellte Eis

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