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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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serviert hatte. Diät-Eis, mit Süßstoff, wegen der schlanken Linie. Hans-Jakob Müllegan wollte agil bleiben.
    »Wie soll das denn weitergehen?«
    »Das fragst du mich?« Bob starrte ihn traurig an. »In fünf Tagen fliegen wir nach Amerika, Juliane hat dann ihren Haushalt aufgelöst.«
    »Und dann?«
    »Wohnen wir in Las Vegas. Da lasse ich mich scheiden.«
    »Du bist verrückt, Bob. Verzeihung, aber das bist du! Man heiratet doch nicht, um sich gleich wieder scheiden zu lassen!«
    »Das tätest du nie, was?«
    »Nein! Nie!«
    »Dann kannst du das auch nicht verstehen!« Bob winkte ab. »Es gibt Berufe, die gibt's gar nicht.«
    »Was hat das mit deiner Ehe zu tun?!«
    »Ich habe so einen Beruf, Hans-Jakob.«
    »Millionär …«
    »Oh, wäre das schön! Aber Juliane ist Millionärin. In ein paar Wochen. Da erbt sie!«
    »Gratuliere.« Müllegan verstand gar nichts mehr. Heirat – Scheidung. Kein Millionär – doch Millionär. Er war zu nüchtern, um mit den Gedanken eines Betrunkenen Schritt halten zu können. »Und da bist du traurig?«
    »Maßlos, Hans-Jakob, maßlos! Ich baue wieder ein Minusgeschäft. Aber das verstehst du nicht.«
    »Nein.«
    »Dann gute Nacht.«
    Müllegan tat noch etwas für seinen neuen Freund. Er führte ihn in ein Einzelzimmer und wartete, bis Bob im Bett lag. Dann ging er zufrieden zu seinen Rheinterrassen und begrüßte neue Gäste.
    Gute Taten werden grundsätzlich schlecht belohnt, solange sie nicht als solche erkannt werden. Keiner kann es Juliane übelnehmen, daß sie die Zuweisung eines Einzelzimmers in der Hochzeitsnacht als brutalen Eingriff in ihre Intimsphäre betrachtete. Hans-Jakob Müllegan bekam ihren Zorn zu spüren, Juliane tauchte mit verquollenen Augen in seinem Büro auf und warf die Tür hinter sich zu.
    »Einen schönen guten Morgen, gnädige Frau!« rief er mutig mit sonnenheller rheinischer Fröhlichkeit. »Was kann ich für Sie tun?!«
    »Wo ist mein Mann?!« fragte Juliane. Rachegedanken verzerrten ihre Stimme. »Sagen Sie nicht, Sie hätten keine Ahnung! Ich habe die Zimmermädchen verhört!« Sie sagte tatsächlich: Verhört! »Eine hat Sie gestern abend mit meinem Mann gesehen, als Sie ihn ins Hotel gebracht haben. Von hier, vom Restaurant! Mein Mann soll irre gelacht haben. Irre! Wo ist er?! Ich warne Sie, Herr Müllegan! Mein Mann hat durch seine Entführung einen Schock erlitten! Seine Nerven sind kaputt! Ich mache Sie verantwortlich für alles, was …«
    Kein Hotelier übernimmt gerne Haftungen für etwas, was sich vermeiden läßt. Andererseits ist man einem neuen Freund gegenüber verpflichtet. Hans-Jakob Müllegan sah keinen anderen Ausweg aus der Bedrängnis, als kühn und mit treuem Blick zu behaupten:
    »Herr Brook ist abgereist …«
    »Was ist er?« Juliane ließ sich in einen Sessel fallen, umklammerte die Lehnen und starrte Müllegan fassungslos an. »Abgereist?«
    »Ja. In der Nacht noch …«
    »Mein Gott, wohin denn?«
    »Es ist nicht üblich, gnädige Frau, daß man seine Gäste fragt, wohin sie Weiterreisen«, sagte Müllegan sehr stolz und korrekt mit abweisender Miene.
    »Aber das ist doch unmöglich! In der Nacht fährt doch hier kein Zug!«
    »Herr Brook ist mit einer Taxe nach Bonn. Über weitere Pläne bin ich nicht unterrichtet.«
    »Und sein Koffer ist noch auf unserem Zimmer!«
    »Über die Gepflogenheiten meiner Gäste steht mir keine Kritik zu«, sagte Müllegan formvollendet. Juliane lehnte sich zurück und begann still zu weinen. Müllegan zog es vor, sich diskret zu entfernen. Kaum außer Sichtweite, wurde er sehr flott, eilte zum Nebenhaus des Hotels und begab sich zu Bob Brook, der gerade mit rotgeränderten Augen und ziemlich verwirrt in seinem Zimmer herumlief.
    »Guten Morgen!« sagte Müllegan. Er vermied eine direkte Anrede, man wußte nie, ob sich Duzfreunde am Morgen nach einer Sauferei noch an das Du erinnern.
    »Wo bin ich, Hans-Jakob?« sagte Bob hilflos. »Wie komme ich in dieses Zimmer?«
    Müllegan atmete auf. Es blieb beim vertrauten Du, und das erleichterte vieles. »Ich habe dich hierhin geschleppt«, sagte er und lächelte breit. »Gewissermaßen gerettet. Du bist aus dem Hochzeitsbett geflüchtet.«
    »Du lieber Himmel!« Bob umfaßte mit beiden Händen seinen Kopf. »Und Juliane?«
    »Die sucht dich jetzt.« Müllegan setzte sich auf einen Stuhl und klimperte mit seinem voluminösen Schlüsselbund. »Aber nicht mehr lange, Bob … du bist nämlich abgereist.«
    »Was bin ich?« Bob starrte Hans-Jakob

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