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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er grinste dümmlich in die Kameras, beantwortete die Fragen der Fernsehreporter nur mit ja oder nein und sagte dann in den Wald der hingehaltenen Mikrofone: »Ich bin glücklich, wieder hier zu sein. Boys, macht daraus doch keinen Taifun! Die deutschen Gangster sind mitfühlende Gentlemen im Vergleich zu unseren Burschen.«
    Das war ein Tritt gegen das Schienbein von Luigi Galezzano. Aber die wenigsten erkannten das. Die meisten sahen in Bob nur einen netten, bescheidenen Mann, der die schweren Tage in Germany gut überstanden hatte. Brass umarmte ihn bei vorteilhafter Kameraeinstellung. McDolland segnete ihn mit einer kleinen Handbibel und gab bekannt, daß er von der Kirche ›Der flammende Rosenkranz‹ sei, und Richter de Trajano drückte ihm männlich-derb die Hand und sprach einige markige Worte über den Sieg der Gerechtigkeit in die Mikrofone. Das hörte sich schön an und ging ans Herz. Vor allem vergaß man dabei für einen Moment, daß das alles 200.000 Mark gekostet hatte.
    Unter dem Beifall von etlichen hundert Menschen bestieg Bob den weißen Cadillac, nahm noch einige Blumensträuße begeisterter Mädchen entgegen, verteilte einige Küsse und hob wie ein siegreicher Boxer beide Arme über den Kopf. Dabei fragte er aus dem Mundwinkel Brass, der neben ihm stand: »Wo ist Jenny?«
    »Zu Hause. Sie poliert die Nudelrolle, die du an den Kopf bekommst!«
    »Du lieber Himmel, warum denn? Was habe ich ihr getan?«
    »Sie glaubt, daß du deine Frau behalten willst.«
    »Ist sie verrückt geworden?«
    »Nein – aber du vermutlich. Ernesto sagt: Wenn diese Juliane nicht greifbar ist, kann deine Ehe nicht geschieden werden.«
    »So etwas habe ich geahnt!«
    »Jenny hält das für einen ganz üblen Trick, um sie zu überfahren. Du willst somit vollendete Tatsachen schaffen und später zu Juliane ziehen, von der du genau weißt, wo sie sich versteckt hält.«
    »Aber das ist doch idiotisch! Wenn ihr Juliane kennen würdet …«
    »Sie erbt Millionen, Bob!« Brass grinste breit in die klatschende Menge. »Jenny hält dich nicht für so einen Schwachkopf, einfach wegzulaufen und die Schwierigkeiten damit erst zu provozieren.«
    »Ich tauge eben für dieses Geschäft nicht!« sagte Bob und hielt sich an Brass' stämmigen Schultern fest, als der Cadillac anfuhr und der Triumphzug durch Las Vegas begann. Frank Sinatra, der sich mit Las Vegas verbunden fühlte, als habe die Stadt ihm die Muttermilch geliefert, hatte sogar ein Telegramm geschickt: »Gratuliere, Junge! Warst ein tapferer Bursche. Dein Frankie.« Bob Brook wurde es schwindlig vor soviel Ehrungen. »Allen, ich schwöre dir – ich bin Hals über Kopf weg aus Germany. Hatte nur einen Gedanken: Heim in mein ruhiges Bett hinterm Ice-Saloon.«
    »Wo Jenny auf dich wartet. Du bist ein Spinner!« Brass winkte nach allen Seiten, die Fahrt ging zur Main Street. Autos, die ihnen auf der anderen Fahrbahnseite entgegenkamen, hupten begeistert. Jeder schien Bob Brook zu kennen, Amerika, zumindest Arizona, lag ihm zu Füßen. »Du weißt, daß Juliane, wenn sie jetzt herüberkommt, alle Rechte einer Ehefrau hat. Was soll geschehen, wenn sie die gegen dich ausspielt?! Sie wird hier aufkreuzen, sich in den Saloon setzen, eine gewaltige Szene machen, Jenny hinauswerfen und dir vorrechnen, daß du sie 200.000 Deutsche Mark gekostet hast.«
    »Ich habe 240.000 Mark zu beanspruchen, laut Vertrag!« Bob lächelte nach allen Seiten und winkte. Die riesigen Neonreklamen, die Leuchtbänder und Lichtgirlanden an den Casinos begrüßten ihn. »Wir sind quitt! Hat denn das niemand Jenny erklärt?«
    »Der kann man nichts erklären«, sagte Brass düster und grinste die Leute an, die am Straßenrand stehenblieben und klatschten, als sie den weißen Cadillac sahen. Ab und zu umarmte er Bob, worauf Fotoblitze aufleuchteten. Mit einer solchen Publicity war ein Sheriff in Arizona so gut wie unstürzbar. »Sie will dich schlicht umbringen.«
    Je näher Bob dem Ice-Saloon kam, um so weniger wurde er gefeiert.
    Die Begeisterung ließ nicht etwa nach, weil die Menschen in den Außenbezirken weniger Temperament besaßen, sondern weil es hier eben stiller war, ländlicher, geruhsamer. Der große Trubel fand nur in der City statt, im Licht der Neonlampen. Die riesige, leuchtende, kitschige Waffel auf Bobs Ice-Saloon war die letzte große Reklame. Dahinter standen am Rande der Wüste noch ein paar schlafende Häuser in wohltuender Dunkelheit. Der trostlose Anblick überzeugte Bob von neuem

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