Der Heiratsspezialist
davon, daß Onkel Steve ein Sadist gewesen sein mußte, als er ihm dieses Erbe übertrug, statt in seinem Letzten Willen zu verfügen: Nimm zwei Kilo Dynamit und jage das verdammte Haus in die reine Nevadaluft!
Auf den letzten Kilometern der Fahrt winkten Brass und Bob nur ein paar Huren zu. Ein kleiner hübscher Trupp, der von einem großen Parkplatz aus zur Arbeit marschierte. Gott ja, es war ja schon Samstag in Las Vegas. Das große Wochenendgeschäft begann. Da flogen ganze Kompanien dollarhungriger Mädchen in die Wüstenstadt ein, von Denver, Phoenix, Salt Lake City und Reno, sogar aus Los Angeles und San Francisco. Leichter und schneller als an den Wochenenden konnte man kein Geld verdienen. Ein kurzes Röckchen, ein heißes Höschen, eine knappe Bluse, für den großen Auftritt ein tief dekolletiertes Koffer-Abendkleid mit Goldschuhen – das genügte. Die Geldsäcke bissen an wie blutgierige Baracudas.
Der Ice-Saloon war geschlossen. Ein Schild im Fenster verkündete es. ›Wegen Familienfeier‹ stand da.
Brass verzog sein Gesicht. »Sie hat Humor«, sagte er, als die Wagenkolonne hielt. »So kann man einen Totschlag auch bezeichnen.«
Harry Sandler, Jennys Cowboy-Vetter, erwartete Bob vor dem Haus. Er sah zerknirscht aus, umarmte Bob und sagte mit entwaffnender Ehrlichkeit: »Du bist wirklich nicht totzukriegen!« Dann zuckte er, wie alle Umstehenden, zusammen, als plötzlich die riesige Eiswaffel auf dem Dach erlosch. Fahle Dunkelheit hüllte sie ein.
»Die Schlacht beginnt!« sagte Sheriff Brass. »Bob, wir bleiben an deiner Seite!«
Jenny stand im Gastraum. Sie trug ein Kleid, das jeden Mönch aus dem Kloster getrieben hätte. Ihr langes Blondhaar wallte über die nackten Schultern, der Busen war nur durch ein paar bunte Bänder gebändigt. Überhaupt hatte das Kleid mehr Löcher als Stoff, vor allem an den Hüften, wodurch man ahnen konnte, daß Jenny unter diesem Wunder von Kleid nichts mehr trug.
Bob starrte sie an, breitete die Arme aus und sagte rauh: »Da bin ich wieder, Jenny! Hilf mir!«
Das war der wohl raffinierteste Aufschrei, den Bob in dieser Situation von sich geben konnte. Welche Frau wird nicht weich, wenn man sie so verzweifelt um Hilfe bittet? In welchem weiblichen Herz explodiert nicht in solchem Moment die Mütterlichkeit? Hilf mir … Das reißt Wolken vom Himmel, mit denen der verwundete Mann zugedeckt werden kann.
Jenny schluchzte hell auf, warf den blonden Kopf zurück und stürzte in Bobs Arme. Sheriff Brass starrte sie an, als habe sie Bob schon niedergestochen, Pfarrer McDolland lächelte weise – die Kirche versteht ja alles wahrhaft Menschliche –, de Trajano rieb sich die Hände, nur Vetter Harry war betrübt, kaute an der Unterlippe und ging in die Küche, um die Steaks auf den Grill zu legen. Er sagte sich, wie schon so oft, seitdem er mit Jenny zusammenleben mußte, daß er mit Rindern besser zurechtkam als mit Weibern. In solchen Augenblicken sehnte er sich zurück in die Prärie und nach seinem Pferd Bonny, nach den Lagerfeuern und den Cowboy-Kollegen, die nach Schweiß und Leder rochen und nicht nach dem widerlich süßen französischen Parfüm, das sich Jenny zwischen die Brüste träufelte.
»Bob!« sagte Jenny und heulte los. »O Bob! Ich helfe dir doch! Das weißt du doch! Ich bin immer für dich da! Sei ganz ruhig, mein Liebling. Du bist ja zu Hause! Du bist bei mir! Hier kann dir keiner mehr etwas antun!«
So kam es doch noch zu einer schönen Familienfeier.
Spät in der Nacht, nach einer nochmaligen Begrüßung auf Jennys spezielle Art, lagen sie noch lange wach, rauchten, tranken mit Gin vermischte Fruchtsäfte und überlegten, was geschehen sollte, wenn Juliane wirklich in Las Vegas auftauchen würde. Auf die Mittel der Freunde, die bei Erika Blume erst in hoher Dosierung gewirkt hatten, wollte Bob verzichten.
»Juliane ist damit nicht zu erschrecken!« sagte er. »Sie ist eine deutsche Beamtin. Eine Schlange im Bett erschlägt sie mit der Bratpfanne. Knallkörper im Kofferraum machen sie erst richtig munter. Alles würde sie nur darin bestärken, ihre Standhaftigkeit unter Beweis zu stellen.«
»Dann überlaß sie mir, mein Liebling«, sagte Jenny. »Aber unter einer Bedingung: Misch dich nicht ein!«
Bob versprach es unter Vorbehalt. »Keine Gewalt!«, betonte er. »Sie hat mich schließlich freigekauft. Eigentlich sollte es uns leid tun, daß sie sich in mich verliebt hat.«
»Da hast du recht!« Jenny kuschelte sich an Bob und
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