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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem einwandfreien Englisch:
    »Ihre Anzeige in der ›Abendzeitung‹ war so ziemlich das Blödeste, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich kann mir darüber ein Urteil erlauben. Ich bin Studentin der Zeitungswissenschaft und beschäftige mich zur Zeit mit einer Arbeit über die Psychologie von Kleinanzeigen. Es reizt mich – rein wissenschaftlich –, den Mann kennenzulernen, der eine so dumme Anzeige aufgibt. Seien Sie nicht beleidigt; vielleicht haben Sie ein psychisches Problem. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich mit mir darüber unterhalten wollen.«
    Bob Brook legte diesen ungewöhnlichen Brief auf den Nachttisch neben das Telefon, trank einen Whisky, betrachtete sich in dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und war verunsichert. Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß diese Sandra Meyer keinerlei Heiratsabsichten hatte und offensichtlich trotz Studiums der Zeitungswissenschaft den tiefen Sinn der Anzeige gar nicht erkannte. Sie schien sich zu fragen: Was soll's?! Das Gefühl einer untergründigen Verlockung – so hatte McDolland es formuliert – versagte bei ihr völlig. So gesehen war seine Anzeige blöd; er mußte ihr recht geben. Andererseits deutete ihr Nichtverstehen auf eine Naivität, die in jedem Mann aufklärerische Instinkte weckt.
    Bob rang mit sich. Er wußte im voraus: Es war verlorene Zeit. Er war nicht mit Galezzanos Geld wieder nach Deutschland geflogen, um sich über Psychologie in der Kleinanzeige zu unterhalten, sondern um endlich einen Gewinn heimzufahren. Dahinter stand die Idee, einer unternehmungslustigen deutschen Frau durch Heirat den umständlichen Behördenweg zur Erlangung von Daueraufenthaltsgenehmigung, Arbeitsbewilligung und US-Staatsangehörigkeit beträchtlich zu verkürzen.
    Sandra Meyer kam für einen Vertrag nicht in Frage, aber ihr Brief reizte ihn ungemein. Wer einem Unbekannten so forsch ins Gesicht sagt, er sei ein Trottel, der verdiente schon etwas Aufmerksamkeit.
    Bob rief die angegebene Nummer an. Es dauerte eine Weile, bis sich eine tiefe Männerstimme meldete. Bob zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Hello!« sagte er, »ich möchte Fräulein Meyer sprechen.« Sein Deutsch war immer noch ziemlich holprig.
    »Welche?« fragte der Mann.
    Bob war verwirrt. »Gibt es mehr?«
    »Wir haben drei hier. Eine mit ei, eine mit ey, und eine sogar mit ai. Welche also?«
    Bob blickte auf den Brief. »Meyer mit ey! Sandra.«
    »Nicht da! Erst gegen 18 Uhr.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Hier ist Pension ›Kraemer‹.«
    »Sie sind nicht zufällig bekannt mit Waldemar Bubelatz?«
    Nun war offenbar auch der Mann mit der tiefen Stimme verwirrt. »Was soll das? Wer ist Bubelatz?«
    »Institut für lautlose Selbstverteidigung …«
    »Mann! Sie sind ja besoffen!« sagte Herr Kraemer und warf den Hörer auf die Gabel. Bob blieb nachdenklich sitzen, las noch einmal Sandras Brief und beschloß, allen inneren Warnungen zum Trotz, um 18 Uhr noch einmal anzurufen.
    Gegen Mittag rief Brass aus Las Vegas an. Bob ahnte nichts Gutes und fragte deshalb sofort: »Woher weißt du, in welcher Stadt und in welchem Hotel ich wohne?«
    »Von Jenny!« schnaufte Brass. Er war so klar zu verstehen, als riefe er vom Nebenzimmer aus an.
    »Unmöglich!«
    »Ich habe sie unter Druck gesetzt!«
    »Und so was nennt man Freundschaft!«
    »Es ist zu deinem Besten, Bob. Komm zurück! Mach keinen weiteren Blödsinn. Ernesto hat dich sperren lassen.«
    »Was hat er?« fragte Bob entsetzt.
    »Die Botschaft ist durch Fernschreiben verständigt und hat wiederum die Konsulate gewarnt. Mit wem du auch ankommst – es gibt kein Visum mehr, weder als Tourist, noch langfristig oder unbefristet mit Arbeitserlaubnis. Du kannst dich trauen lassen, wo du willst, auch bei jedem deutschen Standesamt … sobald du als Mr. und Mrs. Brook bei unseren Behörden auftauchst, stehen alle Zeiger auf Null! Verstehst du das nun endlich?!«
    »Nein!« Bob schluckte und bekam den Kloß in der Kehle nicht los. »Ihr habt doch alle selbst gesagt, daß …«
    »Denk nicht mehr an das, was einmal war, Bob! Dein Beruf als Heiratsspezialist ist eine Pleite! Unsere Nerven halten das Theater mit deinen Frauen nicht mehr aus! Das habe ich auch Jenny vorgerechnet, und da wurde sie weich.« Brass kam offenbar ein erschreckender Gedanke. »Bob! Steckst du etwa schon wieder mitten in einer neuen Dummheit?!«
    »Ja!«
    »Du hast wieder eine Frau?«
    »Ja.«
    »Man sollte dich einsperren!« sagte Brass resignierend. »Du solltest eine Zeitlang

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