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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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angerufen?«
    »Sie könnten mir den Kopf waschen …«
    »Ich habe viele Talente. Aber keines zum Friseur.«
    »Aber Sie haben Humor, das gefällt mir.«
    »Wenigstens ein Lichtblick. Wo und wann können wir uns sehen?«
    »Wo wohnen Sie?«
    Bob nannte sein Hotel. Sandra Meyer schien es zu kennen. »Ich komme zu Ihnen, ja?« sagte sie.
    »Ins Hotel?!«
    »Nicht auf Ihr Zimmer.«
    »Das hätte mich auch sehr enttäuscht.«
    »In Ihrem Hotel gibt es eine gemütliche Bar, da können wir uns unterhalten, in irgendeiner Ecke. Ich bin in einer halben Stunde da, ist Ihnen das recht?«
    Bob sagte begeistert ja, bestellte sofort einen Tisch, duschte sich, aß zwei Pfefferminzbonbons gegen den Alkoholatem und legte besonderen Wert auf eine solide Kleidung. Er wählte einen dunkelblauen Anzug mit dünnen weißen Streifen, ein weißes Hemd und eine diskrete blauweiß gepunktete Krawatte. Sein Spiegelbild erinnerte ihn an verschiedene Kirchenfeste in Atlanta, wo er in solch bürgerlicher Verkleidung immer einen hervorragenden Eindruck gemacht hatte und vor allem die Mütter heiratsfähiger Töchter begeisterte. Diese Euphorie pflegte so lange anzuhalten, bis man erfuhr, daß Mr. Brooks Monatseinkommen vergleichbar war mit dem eines Lagerarbeiters im Supermarkt. Auf Mütter, die nach Schwiegersöhnen Ausschau hielten, wirkte das ziemlich ernüchternd.
    Sandra Meyer war schon in der Bar, als Bob erschien. Sie saß an einem Ecktisch, stand auf und nickte ihm zu. Bob blieb an der Tür stehen und bekam einen heillosen Schrecken.
    Sie war ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Völlig anders! Rötlichblonde Haare hatte sie, die seidig im Licht schimmerten, und ein rundes, waches Gesicht mit klugen blauen Augen. Sie war etwas über mittelgroß, so um 1,70 Meter herum, schlank und mit Beinen gesegnet, denen man als Mann zwangsläufig nachblicken muß. Das alles aber trat angesichts einer Figur, deren Vollkommenheit selbst ein geübtes Auge nicht sofort erfassen konnte, völlig in den Hintergrund. Für Bob war bisher Jenny der Inbegriff weiblichen Formenreichtums gewesen – aber Sandra Meyer übertraf Jenny noch zumindest in einem Punkt: nicht Verführungsbereitschaft, sondern vollendete Schönheit zeichnete sie aus; ihr Anblick war ein ästhetischer Genuß.
    »Ich bin wie erschlagen!« sagte Bob, als er den Tisch erreicht hatte und ihr die Hand gegeben hatte. »Verzeihen Sie, wenn ich stottere. Es ist nicht meine Art, so zu sprechen … Ich bin wirklich ein selten blödes Exemplar.«
    Sandra Meyer lachte. Ihre Stimme klang etwas guttural. »Herr Kraemer sagte, Sie hätten am Telefon einen betrunkenen Eindruck gemacht. Das sind vielleicht Nachwirkungen?«
    »Nein, nein – viel eher müßte ich jetzt betrunken sein«, sagte Bob. »Sandra, machen wir es kurz: Ich bestätige Ihre wissenschaftliche Diagnose: Ich bin blöd! Aber nur in einem Beruf, für den ich ganz und gar nicht geeignet bin.«
    »Setzen wir uns doch!« sagte Sandra. Bob nickte, überflog mit einem langen Blick noch einmal ihre Figur, blickte in ihre blauen Augen, genoß das Schimmern ihres Haares und rief sich den Flugplan in Erinnerung. Morgen abend von Frankfurt nach New York. Mit einem Jumbo. Weg! Sofort weg! Bob, du mußt sofort abfliegen! Fahr noch heute nacht nach Frankfurt! Du mußt flüchten vor dieser Sandra Meyer. Die Katastrophe ist nach erstem Blick bereits vorgeplant. Sie wird unvermeidlich, wenn du länger in München bleibst.
    Er setzte sich, starrte auf ihren mit goldenen Lurexfäden durchwebten Abendpullover und die Nadel, die sie links über der Brust angeheftet hatte. Brillanten und Rubine, zusammengefügt in Form eines Schmetterlings. Es sah umwerfend aus.
    »Ich bin ehrlich«, sagte Sandra Meyer und beugte sich im Sitzen zu ihm vor. »Sie enttäuschen mich …«
    »Ich bitte um Verzeihung …«
    »Irgend etwas stimmt bei Ihnen nicht. Ich habe Sie nach Ihrer Anzeige analysiert. Sie müßten ganz anders sein. Schon Ihr Äußeres –«
    »Dafür gibt es Erklärungen.« Bob lächelte, als bitte er um Vergebung. »Der Anzeigentext ist das Ergebnis einer Teamarbeit zwischen einem Sheriff, einem Richter und einem Pfarrer. Ich habe am wenigsten dazu getan.«
    »Also doch!« sagte Sandra und betrachtete Bob mit großem Interesse. Er wurde unter diesem forschenden Blick verlegen und rettete sich hinter die Barkarte, die er durchlas, als sei sie ein spannender Roman.
    »Was doch?« fragte er.
    »Die Anzeige war eine Lockanzeige.«
    »Um das zu merken,

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