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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinter Gitter! Aber diesmal spielt keiner mehr mit! Wir werden sofort die Botschaft verständigen. Heirate du nur – geschieden wirst du nicht mehr! Du bleibst an der Angel. Das werde ich Jenny sagen …«
    »Um Gottes willen, nein, Allen!« Bob schlug gegen die Sprechmuschel. »Hörst du mich, Allen?! Ich verspreche es euch, es ist das letztemal. Nur noch dieses Geld – ich muß ja Galezzano das Darlehen zurückzahlen! –, und dann ist Schluß!«
    »Keine Kompromisse!« Brass blieb hart. »Flieg sofort zurück, Bob! Wirf alles hin und nimm das nächste Flugzeug.«
    »Und das geliehene Geld?«
    »Mit Luigi werden wir schon fertig! McDolland wird wahrscheinlich deine Juliane heiraten und dann bereit sein, dir einen neuen Start zu finanzieren. Auch Juliane würde das tun; sie hat keine Wut mehr auf dich. Im Gegenteil, sie ist glücklich und sieht ein, daß William schon altersmäßig besser zu ihr paßt als du, Bob. Die Luft ist also rein wie nie … komm zurück!«
    »Ich werde das heute nach 18 Uhr entscheiden«, sagte Bob. Er drehte Sandras Brief zwischen den Fingern und hob ihn gegen die Nase. Das Papier duftete nicht. Wieso auch – Sandra schien ein total nüchternes Mädchen zu sein. Emanzipiert, gegen Männer stachelig wie ein Igel, sehr intellektuell, bestimmt mit einem Herrenschnitt, Hosenanzug und kühlen Augen. Ein weiblicher Körper mit einer männlichen Seele.
    »Du hältst mich wohl für blöd?« fragte Bob.
    »Ja!« antwortete Brass sofort. »Unter dem Stichwort blöd sollte man in allen Lexika dein Foto bringen!«
    »Dann hat sie recht.«
    »Wer?«
    »Die Neue.«
    »Warum kann man dich nicht einfangen wie einen wilden Ochsen?« schrie Brass. »Mach, was du willst … für eine Mrs. Brook wird es nie ein Visum geben, dafür sorgen wir schon!«
    Bob ließ den Hörer fallen, als habe Brass' Stimme ihn zum Glühen gebracht. Er ging hinunter in den Speisesaal des Hotels, aß ein Steak mit grünem Pfeffer, trank eine ganze Flasche Bordeaux dazu und kehrte dann mit deutlichen Gleichgewichtsstörungen in sein Zimmer zurück. Zu einem ernüchternden Spaziergang wagte er sich nicht hinaus, weil ja auch noch Jenny anrufen konnte. Brass hatte sie bestimmt sofort von dem Gespräch mit Bob unterrichtet … jetzt saß sie hinten in der Küche, heulte wie ein Schloßhund, und ihr Vetter Harry mußte sie trösten oder ihre miserablen Launen ertragen, McDolland würde kommen und beruhigende Predigerworte finden, und überhaupt war alles so trostlos wie noch nie.
    Visum gesperrt – wenn das zutraf, hatte das Heiraten keinen Sinn mehr. Die gesamte Grundlage fehlte: Das neue Leben in Amerika! Ohne die so begehrte ›Alien registration card‹, mit der einem die Arbeit in den USA erlaubt wird und die man dann in eine Staatsbürgerschaft umwandeln kann, war eine Mrs. Brook wie ein Wesen im luftleeren Raum.
    Das Telefon klingelte. Bob, der auf dem Bett lag und gegen die Decke starrte, fuhr hoch und riß den Apparat an sich. Jenny! O Jenny … glaube nicht, was Allen dir alles vorsingt! Er übertreibt doch nur! Ich komme zurück zu dir … und dann heiraten wir! Nur, wovon wir anständig leben sollen, das muß noch geklärt werden. Private Musikschule in Las Vegas? Klavierunterricht, Trompetenkurse, Orgelübungen … ausgerechnet in Las Vegas? Jeder würde sich an den Kopf fassen.
    Es war nicht Jenny, es war ein Fräulein von der Anzeigenstelle der ›tz‹. »Es sind noch zwei Briefe abgegeben worden«, sagte sie. »Kommen Sie die morgen holen?«
    »Nein!« Bob atmete heftig. »Zerreißen Sie sie, verbrennen Sie sie oder lesen Sie sie, damit Sie sehen, was Frauen so alles auf eine Anzeige hin schreiben! Mit mir nicht mehr …«
    Er wartete keine Entgegnung ab, legte auf und schlief ein, nachdem er sich wieder aufs Bett geworfen hatte. Er erwachte in der Dämmerung, sah erschrocken, daß es schon 18 Uhr 30 war, und wählte Sandras Nummer. Wieder war der Mann mit der dunklen Stimme da und sagte, ja, Fräulein Meyer mit ey sei auf ihrem Zimmer.
    »Sind Sie jetzt nüchtern?« fragte er sogar.
    »Und wie!« Bob hauchte laut ins Telefon. »Riechen Sie etwa noch was?«
    Es machte klick-klack, dreimal, dann meldete sich eine sympathische, warme, klar artikulierende Stimme in englischer Sprache. Bob schloß die Augen. Wie sieht sie aus, dachte er, groß, sportlich, blond. Faszinierender Eisberg …
    »Sandra Meyer.«
    »Der Mann mit der blödesten Anzeige neuerer Zeitrechnung.«
    »Sind Sie beleidigt?«
    »Hätte ich dann

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