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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vier?«
    »Weniger«, sagte Carpenter. »Ich freue mich auf dich. Sag Isabelle einen Gruß von mir. Du bist doch noch mit Isabelle zusammen?«
    »Natürlich«, sagte Rhodes. »Sie ist im Augenblick grad hier. Wenn du mit ihr sprechen willst …«
    Doch dann hatte er den leeren Visor vor sich.
    Isabelle, inzwischen völlig nackt, kam aus dem Bad. Sie wirkte gespannt und ungeduldig. Mehr so wie ihr gewohntes Selbst: ärgerlich über die Störung und darüber, dass Rhodes sie so bereitwillig zugelassen hatte.
    »Wer war denn das?«
    »Paul«, sagte Rhodes. »Aus Chicago. Er kommt wieder zurück. Möchte ein Weilchen bei mir wohnen.«
    Ihre Verärgerung verflog urplötzlich. Auf einmal war sie ganz echt besorgt.
    »Wie geht es ihm?«
    »Er sah scheußlich aus. Wirkte betrunken. Der arme Hund.« Dann schnippte Rhodes die Beleuchtung im Wohnzimmer aus. »Komm schon«, forderte er sie auf. »Gehen wir schnell ins Bett, bevor es wieder klingelt.«

Kapitel 24
     
    Farkas war noch nie vorher in San Francisco gewesen. Seine normale Operationsbasis war in Europa: London, Paris, manchmal Frankfurt/Main. Wenn er gelegentlich für die Firma in die USA musste, dann war er meist in New York. Einmal war er in Los Angeles gewesen, diesem flachen auswuchernden krebsartigen Albtraum, scheußlich beklemmend und von überwältigender Hässlichkeit, erstickend in peststinkender Luft und mörderischer Hitze: eine Stadt, die für menschliches Leben bereits ungeeignet war, obwohl angeblich das volle wütende Ausmaß der Inversionsgiftkatastrophe noch um etliche Jahre in der Zukunft liegen sollte.
    San Francisco war ganz anders, dachte Farkas. Es war kleiner und recht hübsch zwischen Bucht und Ozean. Seine spezifische Art zu ›sehen‹ übersetzte ihm das hügelige Gelände in ein angenehm freundliches Muster von flachgedeckten Wellenformationen, und von den zwei begrenzenden Wasserflächen zu beiden Seiten der Stadt strömte ihm eine harmonische burgunderrote Emanation von samtiger schmeichelnder Textur zu.
    Aber natürlich war auch die Luft über San Francisco schwer belastet mit Treibhausgasen, doch traf das inzwischen auf fast jeden Ort auf der Erde zu, an den man kam, aber in San Francisco verhinderte der fast immer von der See wehende Wind, dass die schädlicheren ätzenden Substanzen zu lange an Ort und Stelle sich ablagern konnten. Und wenn auch das Wetter eklig warm war, die Meeresbrise hielt das Unbehagen doch einigermaßen in Grenzen. Das Klima hier erinnerte mehr an das von London oder von Paris als an das irgendeiner anderen Stadt, in der er in den Staaten zu Besuch gewesen war. Die waren alle richtige Glutöfen gewesen; in San Francisco war die Hitze immerhin etwas weniger erbarmungslos. Aber ihm fehlte der ständige sanfte Regen Westeuropas. Auch San Francisco briet unter dieser immerwährenden Wüstensonne, die Farkas als einen Regen von funkelnden goldenen Dolchen wahrnahm.
    Jolanda, Enron und er hatten gemeinsam am Shuttle-Terminal im weiten flachen Tal östlich der Stadt die Highspeed-Bahnkabine bestiegen. Dann hatten die beiden ihn zu seinem Hotel im Stadtzentrum gebracht und waren zu Jolandas Wohnung in Berkeley gefahren, wo sie bleiben wollten. Und in ein paar Tagen, sobald Jolanda bestimmte Arrangements für ihr Haus und ihre Tiere getroffen haben würde, wollten sie alle drei nach Südkalifornien gehen, sich da mit Davidov treffen und die endgültigen Bedingungen für die Partnerschaft zwischen Israel und Kyocera für die finanzielle Unterstützung bei der Eroberung Valparaiso Nuevos festzulegen.
    Er wusste, dass es wahrscheinlich am klügsten gewesen wäre, wenn er von der Raumstation direkt mit Davidov nach Los Angeles gefahren wäre, wo dann die anderen beiden später, wenn Jolanda ihre Angelegenheiten erledigt hatte, zu ihnen hätten stoßen können. Dabei hätte sich ihm möglicherweise die Möglichkeit geboten, Davidov und seine Verbündeten genauer zu inspizieren und herauszufinden, wie kompetent die Leute tatsächlich waren. Doch er hatte keine große Lust, sich so rasch wieder den Scheußlichkeiten von Los Angeles auszusetzen.
    Hinzu kam auch, dass er gern in der Nähe von Jolanda bleiben wollte. Diese eine Eskapade mit ihr in ihrem Hotel in Valparaiso Nuevo hatte ihm Appetit auf mehr gemacht. Er fühlte sich leicht verlegen, sogar vor sich selber, dass er eingestehen musste, dass die Entscheidung, zuerst in San Francisco Station zu machen, hauptsächlich darauf zurückzuführen war, dass Jolanda zunächst

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