Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
See in irgendwelche Schwierigkeiten geraten und hat seinen Job verloren, und jetzt ist er wieder in der Stadt, und wir versuchen alle, ihn ein bisschen aufzumuntern, während er sich überlegt, was er jetzt machen wird …«
    »Ja. Ja, natürlich. Wie bedauerlich für ihn. Aber wie wäre es dann tagsüber? Jolanda – könnten wir vielleicht zusammen irgendwo mittagessen?«
    Er kam sich absurd vor, dass er so hinter ihr herhechelte – aber es bestand ja immer eine Chance, dass …
    Nein. Die Chance bestand nicht.
    Freundlich sagte Jolanda zu ihm: »Würde ich wahnsinnig gern machen, Victor. Das weißt du ja. Aber wir müssen warten, bis Marty wieder nach Israel fliegt, nicht? Ich meine, er ist jetzt da, er wohnt bei mir, und es wäre alles schrecklich peinlich – das siehst du doch sicher ein. Aber dann später, sobald die Geschichte mit Valparaiso Nuevo erledigt ist – dann haben wir massenhaft Zeit – und nicht bloß für ein kurzes Mittagessen. Ich hätte es ja auch lieber, wenn es jetzt irgendwie anders ginge, aber es geht eben nicht. Ehrlich, es geht nicht.«
    »Ja«, sagte er mit trockenem Hals. »Ich verstehe.«
    »Also dann, morgen Abend – in meinem Haus in Berkeley …«
    Er notierte sich den Transitcode, hauchte ihr einen Kuss zu und schaltete ab.
    Es erstaunte ihn, dass er so erregt und verstört war. Auch überrascht von seiner Besessenheit. Es war lange her, dass er sich so aufgeführt hatte. Nein, vielleicht hatte er sich noch nie so verhalten. Wieso bedeutete ihm diese Frau so viel? Vielleicht, weil sie im Augenblick für ihn unerreichbar war, sich entzog? Es gab schließlich auf der Erde noch mehr Brüste und Schenkel und Lippen. Seine Fasziniertheit von dieser Jolanda erschien ihm auf einmal ein klein wenig riskant.
    Aus der Serviceliste des Hotels wählte er sich eine Begleitung zum Dinner und buchte sie für zusätzliche drei Stunden danach. Vor langem schon hatte er gelernt, sich in Zeiten physischen Bedarfs professioneller Hilfe zu bedienen. Gute Professionelle hatten fast nie Probleme, ihre ersten Reaktionen über sein Aussehen zu beherrschen, und es gab hinterher keine langwierigen ärgerlichen Beziehungskisten. Farkas hatte nie viel übrig gehabt für emotionale Bindungen. Aber was die körperliche Seite der Sache anging – ja, das! –, da gibt es keine Möglichkeit, dem auf unbegrenzte Zeit zu entkommen, dachte er. Und es war gut, dass es Mittel und Möglichkeiten gab, da Abhilfe zu schaffen.
    Er holte sich noch einen Brandy aus der Minibar und setzte sich gemütlich hin, um auf seine Begleitung zu warten.

Kapitel 25
     
    »Ich sollte wirklich nicht«, sagte Carpenter, als Rhodes ihm das Glas wegnahm, um nachzuschenken. »Ich vertrag das Zeug nicht so gut wie du.«
    »Ach, lass dich doch mal gehen«, sagte Rhodes. »Warum sollste nicht, verdammt?« Die bernsteingoldene Flüssigkeit schoss in sein Glas. Carpenter hatte inzwischen vergessen, ob sie Scotch tranken oder Bourbon. Bourbon schmeckt weicher, sagte er sich, aber inzwischen war ihm die Fähigkeit abhanden gekommen, zwischen den Geschmacksvarianten noch zu unterscheiden. Er hatte das Gefühl, den ganzen Abend lang ununterbrochen getrunken zu haben. Rhodes jedenfalls hatte das bestimmt getan. Aber das war ja bei ihm immer so.
    Hab ich etwa Glas für Glas mit ihm gleichgezogen?, überlegte Carpenter.
    Doch … Ich denke, das hab ich.
    »Lass dich mal gehen«, sagte Rhodes. Aber das hatte er doch schon einmal gesagt, oder? Fing er jetzt schon an, sich zu wiederholen? Oder hatte sich in Carpenters Gehirn nur einfach die vorherige Bemerkung von Rhodes erneut abgespult. Er war da nicht sicher.
    Und es spielte auch keine Rolle. »Denke, es kann nichts schaden«, sagte er. »Wie du das so lieb gesagt hast, Nick, warum, verdammt, sollte ich nicht?«
     
    Nach einer wilden Fahrt, an die er sich kaum noch recht erinnern konnte, war Carpenter von Chicago wieder in der Bay Area angelangt. Der Wagen lief die ganze Strecke über auf Automatik und war programmiert, den kürzesten Weg zwischen Illinois und Kalifornien zu nehmen, und er hielt nur, wenn er sich wieder aufladen musste, und kümmerte sich kaum um Geschwindigkeitsbeschränkungen. Carpenter verschlief fast die ganze Fahrt wie ein Bündel alter Kleider auf dem Rücksitz. Er erinnerte sich, dass es ein paar schwierige Momente gab, als der Wagen an einen der erweiterten neuen Ausleger der Quarantänezone geriet und weit nach Norden ausweichen musste; er erinnerte sich, dass er die Sonne

Weitere Kostenlose Bücher