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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Cornucopia die Details für seinen nächsten Auftrag holen, und auf jeden Fall wollte er eine Chance bekommen, sich ein bisschen mit Dr. Wu zu unterhalten, ehe er den Satellitengürtel verließ. Er stellte sich vor, dass man ihm das immerhin schuldig sei; doch um sicher zu gehen, formulierte er seinen Wunsch als »dringend nötige Information«, als hätte eine andere Abteilung von K-M ihn gebeten, Dr. Wu zu befragen. Dies schien ihm bessere Erfolgschancen zu haben, als wenn er sein Ansuchen als persönliche Gunst darstellte.
    Er wartete einige Tage auf Valparaiso ab, damit sie die Chance hatten, ihre Neuerwerbung dort drüben bequem unterzubringen. Dann buchte er eine Passage auf dem Mittagsshuttle, das täglich im regulären Pendelverkehr die benachbarten Gruppen von Habitaten abklapperte.
    Keine Probleme mit Visa dabei. Es waren sowieso nur Befugte zugelassen; man bekam gar nicht erst ein Ticket nach Cornucopia, wenn man nicht nachweislich im Auftrag der Firma reiste und erwartet wurde. Selbst dann durfte man erst von Bord, wenn die Passagierliste geprüft war und die Firma sich offiziell bereit erklärte, jemanden zu empfangen.
    In der Andockbucht wartete ein Empfangskomitee auf Farkas: ein kleiner Mann und eine große Frau. Der Mann sah für ihn aus wie eine gelbe Spiralkette um einen invertierten grünen Kegel; die Frau war ein vertikaler Strom eines glattgewebten blauen Stoffes. Er bekam ihre Namen nicht so recht mit, fand aber, das spiele keine Rolle. Der Mann hatte irgend etwas mit Technik zu tun, war aber sichtlich weiter nicht bedeutend, und die Frau stellte sich als Stufe-Zwanzig von der Verwaltung vor. Farkas hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, dass man sich nicht die Mühe zu machen brauchte, sich die Namen von Zwanzigergraden zu merken.
    »Auf dich wartet ein Auftragsbescheid, Mr. Farkas«, sagte die Zwanziger sofort. »In deinem Logistikkasten. Du kannst es in deinem Zimmer abrufen.« Es schien ihr Mühe zu bereiten, bei seinem Anblick die Fassung zu wahren.
    »Danke. Außerdem verlangte ich ein Gespräch mit Dr. Wu. Hast du dazu irgendwelche Direktiven?«
    Die Zwanzigerin sah unsicher zu dem Techniker. »Paolo?«
    »Positiv. Dr. Wu soll für eine Unterredung mit Expediter Farkas auf seinen Wunsch hin zur Verfügung stehen.«
    »Schön. Also, ich wünsche es. Jetzt.«
    Die Zwanzigerin wirkte bestürzt über die rasche Reaktion. »Du möchtest Dr. Wu jetzt gleich sprechen? Noch bevor wir dich in dein Quartier bringen können?«
    »Ja. Wenn es geht.«
    »Also«, sagte die Zwanzigerin. »Selbstverständlich. Kein Problem, Mr. Farkas. Sie ist aber in einem Sicherheitstrakt, verstehst du. Ich werde einen zusätzlichen Check machen müssen, aber das dauert nur eine Minute.«
    Sie, dachte Farkas. Aber ja doch. Für diese Leute war Dr. Wu eine Frau. Er würde seine Vorstellungen, was Wu betraf, umprogrammieren müssen, oder es würde Verwirrung geben, das begriff er.
    Die Zwanzigerin trat ein paar Schritte beiseite und tippte eifrig Codes in ein Terminal. Es dauerte aber dann doch etwas länger, als sie versprochen hatte, bis die Erlaubnis, Wu zu sprechen, zustande kam. Offensichtlich gab es da Komplikationen. Schließlich aber bekam sie das Okay.
    »Wenn du bitte mitkommen würdest, Mr. Farkas …«
    Cornucopia war völlig anders als Valparaiso: kahl, funktional, reine Industriestruktur, Unmengen von unverkleideten Trägern und Streben und dergleichen. Sogar Farkas fühlte und ›sah‹ die Unterschiede sofort. Hier gab es keine Brunnen, keine Kaskaden, keine üppigen Reben oder Bananenstauden, sondern nur nüchterne nackte Firmenfunktionalität. Und hier oben wurden alle möglichen Forschungsprojekte durchgeführt. Es war billiger, einen ganzen Raumsatelliten hier draußen aufzubauen, als auf der Erde zu versuchen, ein richtig steriles Labor zu errichten. Wissenschaftliche Forschung erforderte nun einmal saubere sterile Luft- und Wasserbedingungen. Außerdem bestand in einem Satelliten natürlich die Möglichkeit, unter variabler Schwerkraft zu arbeiten, ein Vorteil, so hatte Farkas gehört, der in bestimmten wissenschaftlichen Sektoren höchst nützlich war.
    Paolo und die Zwanzigerin geleiteten ihn durch mehrere Sicherheitsschleusen und tonnenförmige Gänge und schließlich in eine Art Vorzimmer, wo ein Android Farkas um ein Tröpfchen Blut bat, um sein Serummuster mit dem im Firmenarchiv zu vergleichen, anscheinend um sicherzustellen, dass er die Person war, die zu sein er behauptete, und nicht

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