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Der Henker von Lemgo

Der Henker von Lemgo

Titel: Der Henker von Lemgo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Szrama
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Lippen hängen. Ihr wurde heiß und kalt. Die Glut in
seinen Augen war noch immer nicht verloschen, sein Blick drang bis auf den
Grund ihrer Seele vor. Schmerzlich spürte Maria, wie die Leidenschaft auch sie
erfasste. Ihre hilflose Situation schien sein Verlangen nach ihr zu bestärken,
und sie fragte sich, ob es an ihm oder an der Macht und Kraft lag, die er
ausstrahlte, dass das Weib in ihr schwach wurde.
    »Maria«, hauchte er
durch leicht geöffnete Lippen, »so lange habe ich darauf gewartet!« Er wirkte
nicht so, als würde er Gegenwehr erwarten. Sehnsüchtig zählte er darauf, dass
sie seine abermals aufflammende Begierde erwiderte. Inbrünstig hing sein Blick
an ihren Lippen, längst bereit, sie mit den seinen zu verschließen.
    Noch wehrte sie sich
verzweifelt gegen das verzehrende Feuer seiner Augen, und als sie spürte, dass
sie ihm nicht mehr lange standhalten würde, senkte sie verschämt die Lider,
unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte. Inständig hoffte sie, dass ihr wild
klopfendes Herz sie nicht verriet.
    Eine Weile geschah
nichts, dann vernahm sie seinen heißen Atem an Wange und Hals. Tausende kleine
Schmetterlinge schienen wild durch ihren Körper zu flattern und sorgten wie
damals dafür, dass sie die Kontrolle über sich verlor. Fast schmerzlich flehte
die eine Hälfte in ihr: »Komm endlich und küss mich, denn auch ich habe so
lange auf diesen Augenblick gewartet«, während die andere schrie: »Hermann, wo
bist du? Gott bewahre mich vor dieser Sünde!«
    Auch David vermochte
seine Gefühle nicht mehr länger zurückzuhalten. »Bist du endlich gekommen,
Weib, um das Feuer, das du in mir entfacht hast, zu löschen?«, brach es aus ihm
hervor. »Oder was suchtest du sonst in der Nähe meines Wohnhauses? Ich hatte
dich doch davor gewarnt, mir je wieder unter die Augen zu treten.« Er kniete
neben ihrem Lager auf dem Boden und bedeckte ihr Ohr mit verzehrenden Küssen,
während er ihr Haar hastig zurückstrich.
    Die Wonnen seiner
Berührungen überwältigten sie und rissen sie mit in die Tiefe. Sie vergaß das
Gewissen und begann sich leidenschaftlich unter seinen Liebkosungen zu winden.
Nur ein einziges Mal öffnete sie die Augen, wollte ihm als verheiratete Frau
Einhalt gebieten, aber da war sein Gesicht bereits über ihr, und seine
markanten Züge schienen ihr wieder so vertraut und begehrenswert.
    Überwältigt von dem
Verlangen, ihn zu küssen und zu berühren, strich sie mit den Fingerspitzen
behutsam über die trotzig vorgewölbte Unter- und die schmale, energische, von
dunklem Flaum bedeckte Oberlippe. Ihre Finger wanderten zu dem Grübchen am
Kinn, das sie so liebte, und zeichneten sanft die Konturen der edel gebogenen
Nase nach. Dann fuhren sie weiter über die hohen Wangenknochen bis zu den
unzähligen kleinen Lachfältchen in den Augenwinkeln, die sein Gesicht so
liebenswürdig erscheinen ließen.
    Träumend verharrte
sie einen Moment, während sie rätselte, wer ihm die tiefe rote Narbe auf der
rechten Wange zugefügt haben mochte. Sanft und behutsam begann sie, die
Verletzung zu küssen, obwohl Hermanns Gesicht sich warnend vor ihr geistiges
Auge drängte. Doch wie vor vielen Jahren erlag sie noch einmal der Faszination
und genoss mit all der Hingabe, zu der ihre Seele fähig war, die Wonnen des
Augenblicks. Sie entzog David nicht die Hand, als er sie behutsam an seine
Lippen führte und jede einzelne Fingerkuppe sanft küsste, während die getreue
Ehefrau in ihr den sinnlosen Versuch unternahm, ihre Seele vor dem teuflischen
Einfluss zu retten. Aber Luzifer war stärker und bog ihren Körper lustvoll, als
seine heißen Lippen ihren Unterarm mit wilden Küssen bedeckten.
    »Der Herrgott
beschütze mich«, flehte sie und erwiderte mit einer Träne in den Augen das
Verlangen in seinem Blick. Erst als sein schwerer Körper sich auf sie wälzte
und seine Zunge heiß die Knospen ihrer Brüste liebkoste, bäumte sie sich
plötzlich keuchend auf. »Es darf nicht sein, David, es ist dafür zu spät! Ich
habe dich aufgesucht, Liebster, aber nicht um deiner Liebe willen, sondern weil
ich deine Hilfe brauche.«
    »Sooo …?« Ihre Worte
ernüchterten ihn schlagartig. Für einen Moment verharrte er regungslos zwischen
ihren Brüsten, bevor er den Sinn des Gesagten verstand. Als er den Kopf hob,
hatte sich über seiner Nasenwurzel eine steile Falte gebildet. Mit zusammengezogenen
Brauen blickte er auf die Frau, die er seit Jahren begehrte und die ihm jetzt
zuerst ihren wunderschönen Leib

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