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Der Henker von Lemgo

Der Henker von Lemgo

Titel: Der Henker von Lemgo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Szrama
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David.« Sie
strich ihm sanft über das dunkle, von Silberfäden durchwirkte Haar. »Einen
Augenblick glaubte ich mich dieser Welt entrückt und erlag deiner Leidenschaft.
Es ist ehrenhaft von dir, dass du mich schützen wolltest, indem du mir in den
vergangenen Jahren aus dem Wege gingst, aber ich glaube nicht, dass Gott uns
heute hier zusammengebracht hat. Eher war es der Teufel, der uns in Versuchung
führen will.« Sie bekreuzigte sich. »Unsere Liebe, David, wird ohne Erfüllung
bleiben. Ich habe Hermann Hermessen vor Gott die Treue geschworen und trage die
Frucht dieser Liebe in mir.«
    »Aber du musst
deinen Ehemann doch deswegen nicht weniger lieben. Ich begehre dich, Maria, und
ich weiß, dass du ebenso empfindest.«
    Er flehte, hatte
noch nicht aufgegeben. Seine Hartnäckigkeit machte ihr Angst. Cothmann fiel ihr
ein, sein Verlangen und die Mittel, mit denen er sein Ziel verfolgte. Lag nicht
auch in Davids Augen dieses versteckte Lauern? Zum ersten Mal stellte sie sich
vor, wie es wäre, ihm als Gefangene im Hexenturm auf Gedeih und Verderb
ausgeliefert zu sein.
    Er bemerkte ihr
Zögern und begann, um sie zu feilschen. »Du suchst also Hilfe bei mir, sagst
du? Und wie willst du sie mir vergelten? Selbst ein Hingerichteter zahlt nach
seinem Tod an mich. Immerhin begebe ich mich in die Gefahr, mein Amt als
Scharfrichter zu verlieren oder gar selbst als Hexer denunziert zu werden, wenn
ich einer gesuchten Hexe Zuflucht gewähre.«
    »Ich weiß von der
Gefahr, in die ich dich bringe«, gestand sie reumütig. »Niemand würde sich
ausgerechnet in die Hände des Henkers flüchten, doch ich vertraue darauf, dass
in deiner Brust ein gütiges Herz schlägt. Ich tue es deshalb, weil ich weiß,
dass du mich liebst. Und mein Vater wird dich entsprechend dafür belohnen.«
    »Dein Vater? Du
Närrin!« Er grinste verächtlich. »Seine Gulden machen mich auch nicht reicher.
Erst kürzlich habe ich Barthold Stockmeyer hundert Taler gegen Waren geliehen.
Ich habe selbst genügend Geld, um die gesamte Brauerei deines Vaters zu kaufen.
Außerdem bin ich nicht gütig, ich bin der Scharfrichter. Meine andere Seite ist
dir sicher nicht unbekannt geblieben.«
    Sein Ausbruch löste
widersprüchliche Gefühle in ihr aus. »Dann habe ich mich eben geirrt, und du
bist auch nicht anders als deine Filler«, hörte sie sich erschrocken antworten.
»Ohne Hirn und Verstand. Einer, der auf hochherrschaftlichen Befehl Unschuldige
hinschlachtet und sich mit dem Köpfeabschlagen eine goldene Nase verdient.«
    Die Beleidigung kam
so unerwartet und so heftig, dass er mit offenem Mund nach Luft schnappte und
rot anlief. Verletzt brüllte er: »Sei bloß froh, dass du eine Frau bist! Kein
Mann sagt so etwas ungestraft zu mir.«
    Wütend ergriff er
den Stuhl mit beiden Händen und warf ihn gegen die Wand, wo er krachend
zersplitterte. Sekundenlang blickte er ihm ausdruckslos hinterher, dann
bemerkte er, was er angerichtet hatte. »Den richte ich wieder«, murmelte er
betreten, wich ihrem Blick aus und überließ sie ihren eigenen Gedanken.
    Sie sah, wie er im
hinteren Teil der Stube im Mauerwerk einen Wandschrank öffnete und ihm wortlos
eine Karaffe mit dunklem Wein sowie zwei Gläser entnahm. Als sie bemerkte, dass
seine Hände leicht zitterten, schämte sie sich im Nachhinein. Verzweifelt
überlegte sie, wie sie die Beleidigung wiedergutmachen konnte, aber da winkte
er ihr bereits, als sei nie etwas vorgefallen.
    »Komm her und trinke
ein Glas Wein mit mir. Meine Unbeherrschtheit eben hat dich sicher erschreckt.«
Er wies auf den freien Stuhl neben dem Tisch. »Setz dich und leiste mir
Gesellschaft.«
    Gehorsam kam sie
seiner Aufforderung nach.
    »Es ist ein schwerer
Moselwein. Er wird dir munden und die Farbe in dein Gesicht zurückbringen.«
    Er ließ sie nicht
aus den Augen, als sie ihm den Kelch aus der Hand nahm. Wie unbeabsichtigt
berührten sich noch einmal ihre Finger. Der Kachelofen gab eine wohlige Wärme
ab, und sie nippte zögerlich am Glas. Der Wein war schwer und süß. Der Tropfen
auf der Zunge fühlte sich an wie Samt. Rasch nahm sie einen größeren Schluck
und genoss den seltsamen Geschmack von Zimt und Koriander. Schon nach kurzer
Zeit fühlte sich leicht und beschwingt, spürte, wie das Blut erneut heiß durch
ihre Adern pulsierte, und errötete unter Davids Blick. Er bemerkte die
Verwandlung, unterließ es aber, sie ein weiteres Mal zu bedrängen. Während er
nachdenklich in den Wein starrte, sagte er mit veränderter

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