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Der Henker von Paris

Der Henker von Paris

Titel: Der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Gerbillons Magd. Er liebt das siamesische Essen.«
    »Soll ich mit ihm reden?«, fragte Charles. »Du könntest auch bei mir arbeiten. Wir trocknen Pflanzen und Heilkräuter und stellen daraus Medikamente her.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sprich nicht mit Pater Gerbillon, das würde ihn erzürnen. Er darf nicht wissen, dass wir uns gesehen haben.«
    Charles spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber er wollte Dan-Mali nicht in Bedrängnis bringen. »Ich möchte dich nie mehr aus den Augen verlieren«, sagte er schliesslich.
    Dan-Mali nickte. »Ich muss jetzt gehen. Pater Gerbillon hat es nicht gern, wenn ich zu lange wegbleibe.«
    Sie erhob sich mit einem Blick des Bedauerns, senkte den Kopf und legte die Hände unter dem Kinn aneinander. Sie wäre gern noch eine Weile geblieben. Charles schaute ihr noch lange nach, selbst als sie den Hof längst verlassen hatte.
    Von nun an war Charles ein Besessener. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Dan-Mali. Er sah ihr Lächeln, ihre Augen und lächelte seinerseits gedankenverloren vor sich hin. Er wünschte sich, Dan-Mali jeden Tag zu sehen. Er wünschte, sie würde bei ihm wohnen. Der Wunsch war so stark, dass er gar nicht darüber nachdachte, wie das zu bewerkstelligen wäre.
    In Paris kündigte sich ein gewaltiges Erdbeben an. In einer einzigen Nachtsitzung strich die Nationalversammlung Steuerprivilegien, Jagd- und Fischereirechte des Adels, sein Recht auf Gerichtsbarkeit. Alles wurde abgeschafft, sogar der Kirchenzehnte. Europa stand unter Schock, denn wankte der König von Frankreich, würden alle anderen folgen.
    Marquis de Lafayette war Vizepräsident der Nationalversammlung und führte gleichzeitig die Nationalgarde, die die Aufständischen in Paris im Zaun halten und den König beschützen sollte. Lafayette war ein erprobter Heerführer von einunddreissig Jahren, der an der Seite George Washingtons im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte und beidseits des Atlantiks zum Helden geworden war. Er legte einen ersten Entwurf für die nach amerikanischem Vorbild niedergeschriebene Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vor. Kein Geringerer als Thomas Jefferson assistierte ihm. Die Zeitungen druckten mit Begeisterung die Erklärung ab. Charles schrieb sie Wort für Wort in sein Tagebuch. Es war ein wunderbarer Gedanke, dass alle Menschen Anrecht auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hatten.
    Doch die Entmachtung von Adel und Klerus ging den Menschen nicht weit genug. Es genügte ihrer Meinung nach auch nicht, einen Baum blauweissrot zu schmücken und ihn Freiheitsbaum zu nennen. Sie wollten mehr. Es missfiel ihnen, dass nun alle Macht bei der Nationalversammlung lag und mitnichten bei den Aufständischen, die immer noch Läden und Schlösser abfackelten, plünderten und raubten und das Gerücht streuten, fremde Armeen marschierten in Richtung Frankreich, um den König zu retten. Bald formierte sich ein führungsloser Zug, der Richtung Versailles marschierte, die Wachen überrannte und bis in die Gemächer des Königs vordrang. Sie zwangen Louis XVI, der gerade mit seiner Familie speiste, die Trikolore an seinen Hut zu heften und ihnen nach Paris zu folgen. Sie wollten ihren König bei sich haben. Die Soldatenleichen im Schlosspark kümmerten niemanden. Es war, als hätte nun jeder das Recht, die königliche Garde ohne Strafe abzustechen. Ein Teil der Aufständischen wünschte nach wie vor den Tod aller Reichen und den Einzug ihrer Vermögen. Einige noch Radikalere forderten die Aufhebung des Privateigentums und die Todesstrafe für jedes ihrer Meinung nach unpatriotische Benehmen.
    In einem Triumphzug von über dreissigtausend Menschen führten die Bürger von Paris ihren König in die Hauptstadt. Louis XVI war zum Untertan geworden, weil er stets gezaudert und keine Entscheidungen getroffen hatte. Doch während der König Würde und Macht verlor, gewann er die Zuneigung seines Volkes zurück. Die Niederlage habe ihn menschlich gemacht, schloss Charles den Eintrag ins Tagebuch. Ein Gedanke liess ihn nicht schlafen.Mitten in der Nacht stand er auf und schrieb einen Brief an Generalstaatsanwalt Roederer. Die Verabschiedung der Menschenrechte hatte ihm Mut gemacht. Mut zur Veränderung.
    Sooft die Zeit es ihm erlaubte, besuchte Charles das Jesuitenkloster. Aber man liess ihn stets vor der Pforte warten und beschied ihm, Pater Gerbillon sei beim Gebet. Ein wahrlich frommer Mensch. Und Dan-Mali? Es hiess, sie könne während ihrer Arbeitszeit

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