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Der Henker von Paris

Der Henker von Paris

Titel: Der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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persönliche Revolution.
    »Ist das der Henker?«, fragte Roederer abschätzig. Fouquier nickte und schaute grinsend zu Charles, er genoss die Situation sichtlich. Roederer hingegen gehörte zu den Menschen, die nie lächelten, die keine Freundlichkeiten verschenkten und ohne Mimik durchs Leben gingen. Stets blieb das Gesicht gleich, egal ob eine Nachricht erfreulich oder betrüblich war. Sein Blick aber schien zu sagen: Was willst du von mir, du kleines Stück Scheisse? Das konnte er wunderbar vermitteln. Die Lippen hatte er stets so fest aufeinandergepresst, als hätte ihn gerade jemand beleidigt oder als würde ihm jemand in die Parade fahren. Er wirkte angespannt, verbissen.
    Fouquier wandte sich an Charles. »Wir haben keine Arbeit für dich, Bürger Sanson. Und übrigens: Wenn du das nächste Mal einen Brief an mich adressierst, schreib gefälligst meinen Namen richtig. Das nächste Mal könnte ich es als Affront verstehen. Nein, das nächste Mal werde ich es sogar bestimmt als Affront verstehen.« Er schaute Charles streng an und fügte dann hinzu: »In Zukunft wirst du in Assignaten bezahlt. Wir haben ja so viel davon.« Er lachte schallend und wies zur Tür. »Du kannstgehen. Wir können schliesslich nicht die ganze Stadt hinrichten.«
    Charles wollte noch etwas sagen, irgendwie an alte Zeiten anknüpfen, aber er sah, dass Fouquier mit Roederer allein sein wollte und er keinen Wert darauf legte, dass dieser erfuhr, dass Charles und er dieselbe Schule in Rouen besucht hatten. Beim Hinausgehen hörte er, wie Roederer sagte, dass die Henker Frankreichs wohl bald arbeitslos würden.
    Draussen wartete noch immer Gorsas.
    »Sie können gern schreiben, dass es heute keine Vollstreckungen gibt«, sagte Charles.
    Gorsas lachte. »Wenn Sie schon mal da sind, könnten Sie mir ein paar Fragen beantworten. Sind Sie für oder gegen die Todesstrafe?«
    »Ich werde nicht bezahlt, um eine Meinung zu haben.«
    »Meine Leser interessiert das«, sagte Gorsas mit gespielt gequälter Stimme. »Was denkt Monsieur de Paris? Das wollen sie wissen. Kein Henker hat einen derart furchteinflössenden Auftritt wie Sie. Sie sind eine Institution, also lassen Sie uns zusammenarbeiten. Vielleicht brauchen Sie einmal meine Hilfe.«
    »Bedaure«, sagte Charles, »ich verrichte mein Amt gemäss den Vorschriften, aber ansonsten habe ich kein Interesse an Öffentlichkeit. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses.«
    »Dann schlagen Sie meine Freundschaft aus«, sagte Gorsas theatralisch.
    »Nein, Monsieur, ich will Sie nicht vor den Kopf stossen.«
    »O doch, o doch. Sie refüsieren meine Freundschaft.« Als Charles die Wendeltreppe hinunterstieg, rief er ihm nach: »Vielleicht stehen Sie bald mehr im Mittelpunkt, als Ihnen lieb ist.«
    Charles ritt nicht auf direktem Weg nach Hause. Er machte einen grossen Umweg durch die Wälder von Montmartre. Dann suchte er das Ufer der Seine auf und setzte sich an die Böschung. Er war nun zweiundfünfzig Jahre alt, hatte zwei Söhne und war mit einer Frau verheiratet, die ihm mittlerweile fremd war. Er machte sich Sorgen um seine Zukunft, vor allem aber um die seiner Söhne. Er versuchte sich Mut zu machen. Würde die Todesstrafe tatsächlich abgeschafft, würde er sicher nicht gleich arbeitslos, dachte er. Man würde immer noch einen Henker und seine Gehilfen brauchen, um Straftäter mit dem Brandeisen zu markieren oder um Diebe an den Schandpfahl zu fesseln. Jemand musste in den frühen Morgenstunden in der Conciergerie die Urteile abholen und diese am Abend vollstrecken. Arbeitslos würde er also nicht. Aber er würde weniger verdienen und zudem in Assignaten bezahlt. Das Leben würde härter. Charles beschloss, den kleinen Schuppen, den er nie benutzte, jungen Leuten zu vermieten. Sie hatten ihn vor einiger Zeit angefragt, ob sie dort ihre Druckerpresse installieren und Flugblätter drucken könnten. Flugblätter waren gross in Mode. Man konnte damit ein bisschen Geld verdienen.
    Tobias Schmidt hatte eine neue Skizze angefertigt, die er stolz präsentierte. »Ich habe versucht, eine sehr einfache Maschine zu bauen«, erklärte er, »die jeder Trottel bedienenkann. Denn eines Tages wird ein Trottel sie bedienen. Sie, Monsieur de Paris, sind der letzte grosse Henker.«
    »Wir müssen es ausprobieren«, sagte Charles unbeeindruckt. »Es gibt Menschen, die haben einen solchen Stiernacken, dass selbst ein Beil keine saubere Arbeit leistet.«
    »Es ist eine Frage des Gewichts und der

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