Der Henker will leben Kommissar Morry
behaupten!"
„Nenn es, wie du willst. Ich habe jetzt wahrhaftig genug eigene Sorgen."
„Wieviel Geld hast du bei dir?"
„Das ist doch nicht wichtig!"
„Wir sitzen in einem Boot, Gilbert... du kannst und darfst mich jetzt nicht im Stich lassen!"
„Wann wirst du endlich begreifen, daß es auch für deine Sicherheit am besten ist, wenn wir uns trennen?"
Ellen Brewer preßte die Hände flach gegen die Schläfen. „Was soll jetzt werden?" fragte sie verzweifelt. „Ich kann doch nicht nach Hause zurück! Ich kann der Polizei doch nicht in die Arme laufen!"
„Das ist doch kein Problem", höhnte er, „Du hast mich in die Affäre reingerissen. Du bist daran schuld, daß ich jetzt fliehen muß, Sei froh, daß ich ganz allein versuche, aus dem Schlamassel wieder herauszukommen! Was mit dir geschieht, muß mir unter diesen Umständen ziemlich egal sein. Von mir aus kannst du zum Teufel gehen!"
„Halte sofort an!"
„Warum?"
„Das ist mein Wagen. Ich verlange, daß du aussteigst!"
Er lachte. „Eingeschnappt? Mach' dich nicht lächerlich! Erst muß ich zum Hafen..."
„Sieh' doch zu, wie du zum Hafen kommst!" fauchte sie. „Ich will dich nicht länger sehen! Ich will, daß du sofort anhältst und aussteigst."
Sie fiel ihm ins Steuer und zerrte wütend daran, um ihn zum Bremsen zu bewegen.
„Bist du verrückt?" rief er. „Willst du, daß wir..."
Im nächsten Moment war es geschehen. Der Wagen geriet an die Bordsteinkante, kam ins Schleudern, und prallte dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite gegen einen Laternenmast.
Die beiden Insassen wurden mit den Köpfen gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Ferringdew verlor das Bewußtsein, während das Mädchen nur einen Augenblick lang wie betäubt war. Dann raffte sie sich auf und versuchte die Tür zu öffnen. Der Schlag klemmte. Mit aller Macht stemmte sie sich dagegen. Auf ihren Lippen spürte sie den salzigen Geschmack von Blut. Endlich hatte sie die Tür geöffnet. In den umliegenden Häusern wurde es hinter einigen Fenstern hell. Auf der Straße selbst war niemand zu sehen. Sie wandte sich rasch um und griff in das Jackett des Bewußtlosen, um die Brieftasche herauszuziehen.
„Hallo!" rief eine krächzende Stimme über ihr. „Sind Sie verletzt, Fräulein? Soll ich die Polizei oder den Arzt rufen?"
Ellen Brewer schaute flüchtig in die Höhe. Im Rahmen eines geöffneten Fensters sah sie einen zerzausten Männerkopf. Ohne eine Antwort zu geben, eilte sie die Straße hinab. In der Seite spürte sie einen stechenden Schmerz.
„Hallo, Fräulein...“ rief jemand hinter ihr.
Das ist ein Traum, dachte sie. Ein böser Traum. Das kann mir nicht zustoßen, das kann einfach nicht wahr sein.
„Bleiben Sie stehen!"
Die Stimme kam näher. Warum? Ellen Brewer beschleunigte den Schritt. Sie hatte nicht den Mut, den Kopf zu wenden. Die Schritte hinter ihr wurden ebenfalls rascher, immer rascher. Sie versuchte zu rennen, aber das Stechen in ihrer Seite wurde so unerträglich, daß sie das Tempo vermindern mußte.
„ Stehenbleiben!"
Die Stimme war schon ganz nahe. Im nächsten Moment spürte sie einen heißen, keuchenden Atem hinter sich. Eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie blieb stehen und schloß die Augen. Dann wandte sie sich um und hob die Lider.
Ihr gegenüber stand ein Polizist... ein breitschultriger rotgesichtiger Mann, der sichtlich außer Atem war und seine Mütze zurecht rückte.
„Haben Sie mich vorhin nicht gehört?" fragte er und beugte sich ein wenig nach vorn, um sie besser betrachten zu können. „Sie bluten ja!"
„Ich wollte dort nur weg..." flüsterte Ellen Brewer.
„Haben Sie den Wagen gelenkt?"
„Nein."
„Wer saß am Steuer?"
„Ich kenne den Mann nicht näher, Sergeant. Er hat mich mitgenommen..."
„Hm", machte der Polizist und schaute auf die Brieftasche in ihrer Hand. „Zeigen Sie mal her!"
„Bitte?"
„Die Brieftasche!" Er griff danach und öffnete sie. Sie war prall mit Dollarnoten gefüllt. Aus einem Seitenfach zog er einen Paß. Er schlug ihn kurz auf und warf einen Blick hinein. Dann schaute er Ellen Brewer an.
„Was würden Sie davon halten, wenn ich Sie bäte, mit mir zu kommen?" fragte er.
Inspektor Forster sah reichlich verschlafen und ziemlich mürrisch aus, als er mit seinem Assistenten die Schwelle zum Wohnzimmer von Marcus Porezzi überschritt.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu lange warten lassen", sagte er säuerlich zu Inspektor Claremont, der in
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