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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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er beschwichtigend, und dann trug er sie davon.
     
    Arabikum, Legolam und Gimbohr massierten ihre schmerzenden Muskeln in einem schattigen Gehölz, während die Roi-Tanner ihre sabbernden Reittiere tränkten und unter den schwächeren welche für die Abendmahlzeit auswählten. Drei lange Tage waren sie hierhin und dorthin geritten, über Stock und Stein der gefürchteten Festung von Sagrotan dem Linkischen entgegen, und die Beziehungen der Gefährten untereinander hatten sich ein wenig verschlechtert. Legolam und Gimbohr wurden es nie leid, einander zu piesacken, und wenn der Elb lachte, als der Zwerg von seinem Reittier fiel und nach dem ersten Tag wund geritten war, dann rächte sich Gimbohr, indem er Legolams Schaf heimlich ein starkes Abführmittel verpasste. So wurde der Elb am zweiten Tag von seinem leidenden Tier panikartig im Kreis und im Zickzack herumgetragen, und an jenem Abend übte er Vergeltung, indem er das rechte Hinterbein von Gimbohrs Merino verkürzte, sodass der Zwerg am folgenden Tag stundenlang unter heftiger Seekrankheit litt. Es war kein ruhiger Ritt.
    Überdies hatten sowohl Gimbohr als auch Legolam den Eindruck, dass Arabikum von etwas Merkwürdigem befallen war, seit sie die Roi-Tanner getroffen hatten, denn er saß teilnahmslos im Sattel, sang leise und schmachtend vor sich hin und warf immer verstohlene Blicke auf die Anführerin der Herren der Schafe, die seine Annäherungsversuche zurückwies. In der letzten Nacht des Ritts wachte Legolam auf und stellte fest, dass der Waldläufer nicht im Zelt war und im Gebüsch nahebei großer Tumult herrschte. Ehe der Elb seine Frisierhaube abnehmen und seine Waffe umschnallen konnte, kam Arabikum zurück, melancholischer denn je und mit einem verstauchten Handgelenk und zwei blauen Augen.
    »Bin gegen einen Baum gerannt«, war seine einzige Erklärung.
    Doch Isentrop und Sagrotans Festung waren jetzt nahe, und nach dem anstrengenden Ritt konnten sie es sich leisten, einen Abend der Ruhe einzulegen.
    »Autsch!«, jaulte Gimbohr schmerzverzerrt, als er sich auf einen moosigen Hügel hockte, »dieses verdammte vierbeinige Schmorfleisch hat mir bestimmt das Steißbein kaputtgemacht.«
    »Dann reite auf dem Kopf«, sagte Legolam in abfälligem Ton. »Der ist viel weicher und weniger wertvoll.«
    »Hau ab, Friseur.«
    »Ekel.«
    »Narr.«
    »Missgeburt.«
    Sporengeklirr und das Schlagen einer Reitgerte unterbrachen die Diskussion. Die drei Gefährten sahen Eowehs massige Gestalt sich den Hügel heraufwälzen und zu ihnen kommen. Sie klopfte Staub und Lanolin von ihren eisenbeschlagenen Reitstiefeln und schüttelte argwöhnisch ihre Hörner.
    »Ihr zwei immer noch machen mit hässlichen Wörtern?« Verächtlich vermied sie es, Arabikum in die runden, feurigen Augen zu blicken, und lachte laut. »In der Vaterland haben wir keine Streithähne«, rügte sie und zog mehrere Dolche.
    »Die Jungs sind bloß müde nach ihrem langen Ritt«, sagte der verknallte Waldläufer, Süßholz raspelnd und schelmisch an ihren Absätzen knabbernd, »aber erpicht aufs Kämpfen, wie ich auch, um mich in Euren blauen Augen als würdig zu erweisen.«
    Eoweh würgte hörbar und spuckte ein großes braunes Stück Kautabak gegen den Wind. Angewidert stapfte sie davon.
    »Falsche Verbindung«, sagte Gimbohr.
    »Mach dir nichts daraus«, meinte Legolam mitfühlend und legte Arabikum einen mehr als freundschaftlichen Arm um die Schulter, »die Weiber sind sich alle gleich, giftig, alle ohne Ausnahme.« Arabikum schüttelte ihn ab und schluchzte.
    »Da haben wir einen verrückten Trottel«, sagte der Zwerg und entbot den Autofahrergruß.
    Die Dunkelheit brach herein, und die Lagerfeuer der Roi-Tanner begannen zu flackern. Hinter dem nächsten Hügel lag das Tal von Isentrop, jetzt von dem Ränke schmiedenden Zauberer in Sagrotanland umbenannt. Niedergeschlagen schlurfte der Waldläufer zwischen den sich ausruhenden Kriegern herum und hörte ihr stolzes Lied kaum, das das Klirren schaumbedeckter Maßkrüge übertönte:
     
    »Wir ist die lustigen, flotten Roi-Tanner,
    Beute lieben wir, Feuerwerk und Banner.
    Wir reiten auf Schafen bei Wind und Wetter
    Mit Peitschen und Sporen und viel Geschmetter.
     
    Wir tanzen und singen bei unserem Ritt,
    Und machen niemals Paradeschritt.
    Frieden wollen wir und werden ihn haben
    Und etwas von dem, was die anderen haben.«
     
    Die Leute waren heiter bei ihren Feuern, lachten und machten Witze. Zwei blutbeschmierte Wettkämpfer hieben mit Säbeln

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