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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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bewegungslosen Räder und die mit Planen abgedeckten Schaustellerbuden. Auf der hohen Brustwehr standen Reihen von Bogenschützen und Pikenieren, und hinter ihnen Kessel mit kochendem Mehl. Über den Wällen ragte ein riesiges Plakat empor mit dem Gesicht einer Karikaturenfigur, die durch Comicschriftrollen und unzählige schäbige Spielsachen berühmt geworden war. Es war das Antlitz von Dickydrachen, das die Reiter albern anlächelte. Der Text darunter besagte: Willkommen im Sagrotanland. An Sonntagen alle Fahrten zwei Heller. Überall bemerkten sie das schwachsinnige Grinsen von Dickydrachen. Wimpel, Plakate, Mauern, alle zeigten dasselbe idiotische Gesicht mit der heraushängenden Zunge. Doch jetzt hatte sich das einst geliebte Wesen als das Symbol der Gier seines Schöpfers nach Macht herausgestellt, einer Macht, die beendet werden musste.
    »Eine mächtige Festung ist unser Dickydrachen«, sagte Gutgolf, ohne das Ächzen seiner Umgebung zu beachten.
    »Ja«, pflichtete Eoweh ihm bei, »der Sagrotaner scheffelt Geld mit der Dickydrachen-Hüte und der Dickydrachen-Sweatshirts und der Dickydrachen-dies und der Dickydrachen-das. Ein reicher Dreckskerl ist der Sagrotaner.«
    Gutgolf stimmte zu, dass dem so sei, bemerkte aber, dass Sagrotan, als sie noch Freunde waren, kein übler Typ gewesen sei.
    »Aber das war alles leerer Schein und diente der Verschleierung seiner wahren Absichten«, fügte er hinzu, »und deswegen müssen wir ihn besiegen.«
    »Aber wie?«, fragte Legolam.
    »Der Ablenkungstaktik!«, rief Eoweh, und ihr Hühnerknochen erbebte. »Wir brauchen einen Dummkopf, der die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, während wir von hinten angreifen.« Sie hielt inne und sah verstohlen den liebeskranken Waldläufer an. »Dieser Dumm… hm … Held würde das Herz jeder Maid erweichen können, ich glauben.«
    Stapf er stellte die Ohren auf wie ein geiler Boxerrüde, zog seine Klinge und rief: »Krona! Ich werde diesen Auftrag zu deinem Ruhm und deiner Ehre unternehmen, auf dass ich deine Bewunderung errege, obwohl ich nicht zurückkehre.« Ungeschickt trieb er sein aufsässiges Merino an ihre Seite und küsste eine schwielige Hand. »Aber zuerst erbitte ich ein Pfand von Euch, schöne Eoweh, damit meine Tapferkeit versuchen möge, Euren unvergleichlichen Reizen zu entsprechen. Ein Pfand erbitte ich von Euch.«
    Eine Sekunde war sie verblüfft, dann nickte sie mit dem gehörnten Kopf, schnallte ihre Handgelenksbandage ab und gab Arabikum das metallbeschlagene Lederband, das er sich freudig am Hals befestigte.
    »Okay, da ist der Pfand«, sagte sie, »jetzt los!«
    Ohne ein weiteres Wort galoppierte er den Abhang hinunter zur Zugbrücke, begleitet von anfeuernden Rufen der Krieger. Schneller und immer schneller ritt er, während die anderen im Schutz des Hügels eine Schwenkung durchführten. Dann, just als die scharfen Hufe des Merinos sich dem Tor der Festung näherten, wurde die Brücke rasch hochgezogen und ließ erkennen, was auf ihre Unterseite aufgemalt war: das vertraute widerliche Lächeln und die Inschrift: Leider geschlossen. Aber Stapfer war derartig in Fahrt, dass er nicht anhalten konnte, und so stürzte er kopfüber in den lavendelfarbenen Wallgraben. Er schrie vor Angst, als er da im Wasser um sich schlug, denn im Graben wimmelte es von scharfen, ratschenden Schnäbeln. Große, zuschnappende Schildkröten stürzten sich auf den untergehenden Waldläufer, und Bogenschützen, die erst jetzt bemerkten, was vor sich ging, begannen, den Verrückten mit verrückten ungezielten Schüssen einzudecken.
    Eoweh hörte ihn schreien, ritt zurück über die Bergkuppe und sah den von allen Seiten angegriffenen Stapfer im Wallgraben zappeln. Sie stieß einen Roi-Tanner-Fluch aus, raste hinunter, sprang von ihrem Reittier und hinein in den Graben, klemmte sich seinen Kopf unter ihren muskulösen Arm und machte sich zum Ufer auf. Dann sahen die anderen voller Respekt, wie sie in dem zwei Fuß tiefen Wasser aufstand und sich schleunigst in Sicherheit brachte, zwei triefnasse und pfeilgespickte Merinos folgten ihr.
    Die Roi-Tanner brachen in laute Beifallsrufe aus, als ihre Führerin forsch auf den Hügel zurücktrabte, den keuchenden Waldläufer immer noch im Schlepptau. Leise vor sich hinmurrend, verabfolgte sie Stapfer künstliche Atmung, der eine erstaunliche Menge Wasser und mehrere kleine Schildkröten erbrach. Die tückischen Reptilien hatten einen Großteil seiner Kleidung abgerissen und ihm nur die Unterwäsche

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