Der Herr der Augenringe
Boden wand und sich den einzigen Bereich hielt, der weder durch seinen Panzer geschützt noch durch seine Gruppenversicherung gedeckt war.
Wie der Blitz schossen die Boggies an den überraschten Narks vorbei.
»Zum Wald! Zum Wald!«, schrie Pepsi und duckte sich, sodass ihm ein Pfeil das Haar nur noch säuberlich bis zum Knochen scheitelte. Auf allen Seiten ertönten Schreie und verwirrte Alarmrufe, als sie zum Wald rannten, denn das Glück wollte es, dass das grimmige Blasen der Kriegshörner der Roi-Tanner den Beginn ihres Angriffs verkündete. Nachdem sie in Deckung gegangen waren, beobachteten die Boggies voll Schrecken, wie die blutdürstigen Herren der Schafe gegen die Narks vorrückten, und das Kriegsgemecker aus hundert Schafskehlen klang in der Morgendämmerung wie ein Schrei. Die Narks hatten ihre entkommenen Gefangenen vergessen und hielten stand, als eine Welle des wolligen Todes nach der anderen über sie hereinbrach und Schlachtmopps schauerlich dröhnend auf fußdicke Schädel einschlugen. Ferne Schreie und Schläge erreichten die Ohren der Boggies, und sie rissen die Augen auf, als sie das anschließende Blutbad mitansahen. Die zahlenmäßig unterlegenen Narks wichen zurück, und die geifernden Merinos griffen von allen Seiten an und kämpften ebenso gemein und unanständig wie ihre blindwütigen Reiter. Die Boggies sahen, dass eine Hand voll Narks die Waffen wegwarf und eine weiße Fahne schwenkte. Die Sieger strahlten von einem Ohr zum anderen, umzingelten sie und begannen zu hauen und zu stechen und spielten mit Köpfen Fußball. Wie verrückt lachend, erleichterten sie die Leichen um ihre Tornister und deren Inhalt. Pepsi und Mopsi wandten das Gesicht von dem Gemetzel ab und kämpften erfolglos gegen ihren Brechreiz.
»Ho ho ho! Die Herren der Schafe verstehen ihr Geschäft.«
Mopsi und Pepsi sahen erschrocken zu den grünen Bäumen auf. Sie wussten, dass sie eine tiefe, polternde Stimme gehört hatten, aber sie sahen niemanden.
»Hallo«, sagten sie unsicher.
»Nicht ›hallo‹, sondern ho ho ho!«, erwiderte die Stimme.
Die Brüder betrachteten forschend den Wald, um herauszufinden, woher das Gelächter kam, aber erst als ein großes, grünes Auge blinzelte, sahen sie den Riesen, der direkt vor ihnen stand und sich kaum von den hohen Bäumen abhob. Sie sperrten vor Staunen den Mund auf beim Anblick dieser ungeheuerlichen Gestalt, ganze elf Fuß groß und hellgrün von Kopf bis Fuß (Größe sechsundfünfzig). Ein pastellgrünes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Riesen aus, und dann bemerkten sie, dass der Riese nackt war bis auf einen Lendenschurz aus Petersilie und ein paar Kohlblätter in seinem bubikopfartig geschnittenen Haar. In jeder seiner großen Hände hielt er eine Packung tiefgekühlter grüner Bohnen, und ein Spruchband auf seiner Brust verkündete: Heutiges Sonderangebot, alle Maisgerichte in Rahmsauce fünf Cents billiger.
»Nein, nein«, stöhnte Pepsi, »das … das kann doch nicht sein!«
»Ho ho ho, doch«, lachte die riesige Gestalt, halb Mensch, halb Broccoli. »Ich heiße Vogelauge, Herr der Vegetabilen, oft genannt der lu…«
»Sag es nicht«, rief Mopsi und hielt sich entsetzt die pelzigen Ohren zu.
»Hab keine Angst«, grinste das freundliche Gemüse. »Ich bin kein Erbsen zähler.«
»Nein, nein«, wiederholte Pepsi und knabberte nervös an seinem Krawattenclip.
»Kommt mit«, sagte der Riese, »und lasst uns zu meinen Untertanen spinaten, die im Wald wohnen. Sie können nicht ausläufern. Ho ho ho!« Das grüne Geschöpf bog sich vor Lachen über seine Wortspiele.
»Bitte, bitte«, flehte Pepsi. »Wir können es nicht ertragen. Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben.«
»Ich muss darauf bestehen, meine Freunde«, sagte Vogelauge. »Das Volk in meinem Reich führt Krieg gegen den bösen Sagrotan, den Zellulosefresser und Freund der Brennnesseln, die uns täglich mehr und mehr abwürgen. Wir wissen, dass ihr auch seine Feinde seid, und ihr müsst mit uns kommen und helfen, den Kohlmörder zu besiegen.«
»Na schön«, seufzte Pepsi, »wenn wir müssen …«
»… müssen wir«, seufzte Mopsi.
»Seufzt nicht«, beruhigte sie der Riese, als er sich die beiden Boggies über seine gelbgrünen Schulterblätter hängte. »Herr der Vegetabilen zu sein ist auch nicht einfach, besonders mit so wenig Moos. Ho!«
Die Boggies strampelten und schrien und machten einen letzten Versuch, dem großen Schwätzer zu entkommen.
»Strampelt nicht«, sagte
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