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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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schwören können, dass sie blaue Flecken in ihrem goldenen Auge, in das sie starrte, erkennen konnte. Die Haare in ihrem Nacken richteten sich auf, und einen Moment lang erinnerte sie sich an den wild gewordenen Drachen auf dem Hof. Das große Auge hielt unbeirrt ihrem Blick stand. Blut rauschte in ihren Ohren.
    Irgendetwas klapperte auf dem Gestein hinter ihr, und Shaan sprang mit klopfendem Herzen zur Seite. Sie riss sich von dem Anblick los und fuhr herum, stellte jedoch fest, dass es sich nur um einen anderen Arbeiter handelte. Er hatte im Durchgang einen Eimer fallen lassen und fluchte, als er mit den Händen das Getreide zusammenkehrte. Zum Glück war es nicht der Aufseher. Shaan huschte zurück in den Tunnel. Was fiel ihr nur ein, die Zeit so zu verschwenden? Ihr Herz pochte nervös wie das eines Kindes, das beim Stehlen erwischt worden war, und zornig auf sich selbst machte sie sich rasch auf den Weg zur Rampe, die sich zu den Boxen hinaufwand.
    Während sie dem kurvenreichen Aufstieg folgte, bemerkte sie, dass die meisten Boxen leer waren: Die Drachen und ihre Reiter waren zu Übungsflügen über dem Meer unterwegs oder auf der Jagd in den flachen Hügelketten im Landesinnern.
    Nuathins Lager befand sich auf der letzten Ebene unter dem Kuppeldach. Als Shaan dort ankam, hielt sie inne und lehnte sich gegen die Mauer. Sie konnte den Drachen atmen hören: Das regelmäßige Einsaugen und Ausstoßen der Luft klang wie das Rauschen des Meeres aus der Ferne. Shaan lugte um die Ecke des Durchgangs.
    Der Drache lag an der gegenüberliegenden Wand, sein Kopf ruhte auf dem Boden, seine durchscheinenden Augenlider waren geschlossen und die geäderten Schwingen an den Körper angelegt.
Anders als bei den Drachen in der Wassergrube war Nuathins Haut von einem trüben Grau. Die einzige Spur von Farbe war ein kleiner, blauer Fleck an der Spitze seines Schwanzes. Sein Kopf war halb so groß wie Shaans Körper. Wenn er gestanden hätte, wäre sie ihm gerade bis zur Schulter gegangen.
    Hinter ihm öffnete sich ein breiter, gewölbter Durchbruch zu einem Sims, auf dem Nuathin ein Nickerchen halten konnte, und zur Mitte der Kuppel. Blassrosafarbenes Licht säumte den Rand der Öffnung. Mit einer raschen Bewegung seines Schwanzes könnte Nuathin sie hinunterfegen. Sie suchte sich die Ecke aus, die am weitesten vom Drachen entfernt lag, und machte sich an die Arbeit. Der Fußboden war mit einer dicken Schicht von zerwühltem, altem Stroh bedeckt, und in einer anderen Ecke befanden sich ein Haufen Muscheln sowie die vertrockneten Überreste eines kleinen Baumes.
    Die Drachen gingen für den Großteil ihrer Nahrung selbst auf die Jagd und holten sich Fische aus dem Meer und Fleisch vom Land. Muthu-Züchter betrachteten es als ein gutes Omen, wenn ein Drache sich an ihrer Herde bediente. Das Getreide und die Früchte, die die Arbeiter den Drachen zufütterten, waren reine Leckerbissen und nicht der Grundstock ihrer Nahrung. Allerdings hatte es den Anschein, als bevorzuge Nuathin Meeresgetier.
    Shaan arbeitete leise und achtete sorgfältig darauf, dass sie sich nie vollständig abwandte. Immer wieder spähte sie nervös über ihre Schulter, aber Nuathin regte sich nicht. Sie begann vor Anstrengung zu schwitzen, kratzte mit dem Rechen über die seitlichen Mauern und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie sie die andere Seite der Box säubern sollte, wo der Drache lag. Vielleicht sollte sie besser warten, bis er zur Jagd losgeflogen war.
    Mit angespannten Schultern lauschte sie angestrengt, doch es war kaum etwas zu hören. Die Stimmen und Bewegungen weit unten am Boden der Kuppel wehten nur gedämpft hinauf. Sonst war da nichts als das Geräusch ihres Rechens und der gleichmäßige Atem des Drachen. Ihre Schultern schmerzten, als sie das schmutzige Stroh zu einem Haufen aufschichtete.

    Hschschsch . Irgendetwas rasselte. Shaan wirbelte herum, ihr Herz raste, aber Nuathin lag reglos da, nur seine breiten Flanken wogten auf und ab. Auf dem Sprung wartete Shaan ab, doch nichts geschah. Nach einem langen Augenblick wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Und dann hörte sie es noch einmal, so schwach wie ein Windhauch, der über Gras streicht. Die Haare an ihrem Arm stellten sich auf. Da lag ein Gefühl in der Luft, irgendetwas … Sie wirbelte herum und packte den Rechen mit beiden Händen wie eine Waffe. Doch in der Box war nichts und niemand außer einem schlafenden Drachen.
    Wer bist du ? Es war ein Flüstern in ihrem Ohr.

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