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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Ferrisblätter?«
    »Nein.« Prin blieb am Fuße der Treppe stehen. »Sie hatten keine. Stattdessen habe ich diese hier gekauft, die wirken genauso.« Er reichte Morfessa einen kleinen Stoffbeutel.
    »Longstenwurzel.« Morfessa sah ihn überrascht an und sog den
säuerlichen Geruch nach Gras ein. »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Es gibt nicht mehr viele, die diese hier benutzen. Die sind aus der Mode, deshalb führen wir sie nicht mehr, sagen sie dann immer.« Er sah den jungen Mann wohlwollend an. »Gute Arbeit.«
    Prin nickte nur, aber Morfessa glaubte, in seinen Augen lesen zu können, wie erfreut er war. Sie hatten eine seltsame Farbe, und oft lag ein wissender Ausdruck darin, der ihn viel älter erscheinen ließ. Manchmal beunruhigte Morfessa dieser Blick.
    »Irgendwelche Schreiben aus dem Palast?«, fragte er, doch Prin antwortete nicht. Er hatte das zerbrochene Glas entdeckt. Morfessa leckte sich über die trockenen Lippen und bemerkte, wie schlecht der Geschmack in seinem Mund war.
    »Nein, aber Ihr habt ein Treffen mit der Führerin. In diesem Augenblick solltet Ihr eigentlich bei ihr sein. Habt Ihr es vergessen?« Prins seltsame Augen beobachteten ihn unter dickem, schwarzem Haar hervor.
    Einen Moment lang glaubte Morfessa, dass er ihn aufziehen wollte. »Nein.« Dann wurde er zornig. »Meine Anwesenheit dort ist überhaupt nicht vonnöten.« Er drehte sich um und ging zurück in sein Arbeitszimmer. Verdammt noch mal! Er hatte es vergessen. Mit unsicherer Hand wischte er sich über den Mund und versuchte, über den leeren Weinkrug auf dem Boden hinwegzusehen. Er ging zu seinem Schreibtisch und blätterte seine Unterlagen durch. Dann zog er eine Seite voller Notizen in unleserlicher Handschrift hervor und zerknüllte sie wutentbrannt.
    »Soll ich aus den Longstenwurzeln eine Salbe herstellen?« Prin war ihm ins Haus gefolgt und beobachtete ihn.
    »Was? Oh ja.« Morfessa reichte ihm den Beutel. »Und gebt nicht zu viel Öl hinzu«, sagte er schärfer als nötig.
    »Natürlich nicht.« Ein kurzes Lächeln huschte über Prins Gesicht, als er sich umdrehte und auf die Heilungsräume zuging.
    Morfessa runzelte die Stirn. Warum hatte er geglaubt, dass Prin sich über ihn lustig machte? Dieser beunruhigende Gedanke drängte sich ihm häufiger auf. Seine Augen waren wachsam, und sie sahen zu viel. Alte Augen in einem jungen Gesicht. Er kannte
Prins Alter nicht und wusste auch sonst nicht viel über ihn, wenn er es genau bedachte. Brauchte er ihn überhaupt? Brauchte er ihn?
    Die Hände des Ratgebers wurden regungslos, und er schaute blicklos zur Tür. Er hatte Prin rasch eingestellt, zu rasch. Seit wann war er so nachlässig in seinen Beobachtungen und seiner Einschätzung von Menschen? Mit gerunzelter Stirn starrte er ins Leere; doch als er länger darüber nachsann, kam ihm der Gedanke albern vor wie die Grillen eines müden, alten Mannes. Im Geiste gab er sich einen Ruck. Wozu war das schon wichtig? Natürlich brauchte er einen Helfer. Natürlich. Er wusste überhaupt nicht mehr, wie er hatte zurechtkommen können, ehe Prin gekommen war und seine Dienste angeboten hatte. Morfessa hielt inne, und seine Hände verharrten über einem Stapel mit Papieren. Hatte Prin sich ihm angedient, oder war es seine eigene Idee gewesen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Aber dann zuckte er mit den Schultern. Wozu war das schon wichtig? Er musste zu einem Treffen aufbrechen. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, glättete Morfessa sein zerdrücktes Hemd, griff im Gehen einen leichten Umhang, um sich gegen die Sonne zu schützen, und verließ das Haus. Er musste sich beeilen, denn er war bereits zu spät dran.

4
    T allis hockte sich hinter die Felsen neben Jared und wartete ab. Die anderen Jäger waren zu beiden Seiten an der Kante des Vorsprungs verteilt. Die Mittagsstunde war schon vorbei, und die Gruppe hatte die letzte halbe Stunde reglos dort gekauert und darauf gewartet, dass sich eine Herde Sandziegen auf die ungeschützte Ebene vorwagte.
    Schweiß hatte dunkle Flecke auf Tallis’ Wams gemalt, und der Sand kroch in jeden Spalt und jede Ritze. Die gleißende Sonne brannte auf seinem ungeschützten Kopf, und er bereute, dass er seinen Haldar in den Höhlen gelassen hatte. Er dehnte seine angespannten Muskeln und versuchte, das Blut wieder in Fluss zu bringen.
    Jared beugte sich vor und gab ihm einen spielerischen Stoß. »Ich freue mich schon darauf, in den heißen Quellen zu entspannen, wenn wir heute

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