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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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wirst. Du bist Nuathin zugewiesen. Warte hier, ich schicke jemanden, der dir den Weg zeigt.« Er lachte, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, schlug gegen den Türrahmen und verschwand.
    Shaan spürte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Nuathin. Der älteste der Drachen. Einst war er der Liebling der Reiter gewesen, aber sie hatte gehört, dass er inzwischen den Großteil seiner Zeit damit verbrachte, entweder zu schlafen oder zu versuchen, jeden, der in seine Nähe kam, zu verletzen. Er war die eine Ausnahme zu der Regel, dass Drachen Menschen nichts anzutun pflegten. Die letzten beiden Arbeiter, die ihm zugeteilt worden waren, waren im Tempel bei den Heilerinnen gelandet. Sie schluckte krampfhaft und brach auf, um sich einen Rechen zu besorgen.

    Als sie an den Tisch zurückkehrte, betrat ein alter Mann das Vorratshaus, und sein messerscharfer Blick wanderte sofort zu ihr. »Du bist die Neue?«
    Shaan nickte.
    »In Ordnung. Mein Name ist Perrin. Komm, hilf mir mal.«
    Er ging zu einem offenen Sack mit Getreide hinüber und begann damit, es in einige aufgestellte Eimer umzufüllen. Shaan folgte ihm und steckte eine Blechschaufel in das süße, nach Malz duftende Korn. Feine Staubwolken wehten durch die Luft und brachten sie zum Niesen, doch dem alten Mann schienen sie nichts auszumachen.
    »Haben sie den Drachen gestern wirklich wieder eingefangen?«
    Perrin unterbrach seine Arbeit nicht und sah auch nicht auf. »Das hat die Führerin doch behauptet, nicht wahr?«
    »Ja, aber …«
    »Das hat sie gesagt, und das reicht mir.« Er zuckte mit den Schultern und schob mit seinem Fuß einen vollen Korb zur Seite.
    »War mit dem Reiter alles in Ordnung?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Es geht mich nichts an, was die Reiter machen, und du solltest daran auch keinen Gedanken verschwenden. Es steht unsereins nicht zu, uns nach ihnen zu erkundigen.«
    »Aber hast du ihn denn gesehen?«
    »Ihn gesehen?« Perrin schüttelte den Kopf und stieß ein trockenes Lachen aus. »Ich stecke meinen Kopf ins Getreide und das Hinterteil in die Luft und mache meine Arbeit. Davon abgesehen, diese Reiter sind schon ein komisches Völkchen.«
    Shaan sparte sich alle weiteren Fragen. Offenbar hielt Perrin die Reiter für eine ganz besondere Spezies. Wieder versenkte sie die Schaufel im Korn und fragte sich, was er wohl von ihrem Traum halten würde, selbst mal zu ihnen zu gehören. Während sie weiterarbeiteten, klärte er sie über Feinheiten der Arbeit in der Kuppel auf: wie sie die Boxen auszumisten habe, wie das Essen auszugeben sei und was man tun müsse, wenn ein Drache wütend würde.

    »Duck dich einfach und schrei nach einem Reiter«, meinte er kichernd. »Aber ich hatte noch nie irgendwelche Schwierigkeiten. Respektiere sie, und sie werden dich respektieren - meistens jedenfalls.«
    Shaan fragte sich, ob das auch für Nuathin galt. Schließlich hatten sie die Körbe aufgefüllt, und Perrin gab ihr einige Seile, die sie aufwickeln sollte.
    »Tu das und geh dann hoch zu seiner Box. Es ist gut, sich morgens ein bisschen länger um Nuathin zu kümmern. Er ist ein mürrischer alter Bursche.«
    Er hustete, und mit einem nervösen Flattern im Magen fragte Shaan: »Wie alt ist er denn?«
    Perrin zuckte mit den Schultern. »Das weiß keiner so genau. Vielleicht fünfhundert Jahre, vielleicht ein wenig älter, vielleicht auch jünger.« Noch einmal machte er eine unbestimmte Geste. »Ich bin jetzt seit beinahe dreißig Jahren hier.« Kurz unterbrach er das Seilaufwickeln, schabte mit der Hand über seine weißen Bartstoppeln und starrte hinauf zur Decke. »Jawohl.« Er nickte und rieb sich die Nase. »Inzwischen sind es tatsächlich beinahe dreißig Jahre. Und ich habe noch keinen getroffen, der sein Alter gekannt hätte. Aber natürlich wissen alle von ihm und Faradin.«
    Als er Shaans verständnislosen Gesichtausdruck sah, seufzte der alte Mann. »Du weißt doch, was sie in der Schlacht um das Gebiet der Freilande getan haben, als sie deren Anführer gefangen nahmen und damit den Krieg beendeten.«
    Shaan runzelte die Stirn, während sie sich an den historischen Abriss zu erinnern versuchte, den Torg ihr vermittelt hatte. Sie wusste von dem Krieg, der das Volk von Salmut zerschlagen hatte. Mehrere Tausend waren ausgezogen und hatten sich den Anordnungen der Führerin widersetzt, um im Norden hinter der Goran-Bergkette ein neues Gebiet zu gründen: die Freilande. Der Krieg hatte beinahe fünfzig Jahre gedauert.
    »Und wie

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