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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Taumelnd wich sie bis zur Wand zurück.
    »Wer ist da?«, fragte sie in die Leere hinein. » Wer bist du? Warst du früher schon mal hier? Du kommst mir … so bekannt vor.
    Die Stimme war in ihrem Kopf. Sie zitterte, ihre Arme waren steif vor Anstrengung, und sie schob sich langsam auf die Tür zu. Vielleicht träumte sie wieder. Sie war eingeschlafen, und dies war ein Traum. Sie war einfach eingeschlafen.
    Ich kenne dich ! Eine Stimme rief in ihrem Geist. Sie schrie auf, ließ den Rechen fallen, sank auf die Knie, und vor ihren Augen wurde es schwarz.
    Ich kenne dich !
    Es war in ihrem Innern, ergriff von ihren Sinnen Besitz und drängte in ihre Gedanken. Sie konnte es greifbar spüren. Es war etwas anderes, etwas … Aber sie wurde in ihrer Überlegung unterbrochen, da sich dieses Etwas ihrer Gedanken bemächtigte und sie in den Abgrund zog.
    Schwärze. Sie konnte nichts sehen, nichts empfinden. Die Box war verschwunden, alles Licht war fort. Es war, als habe sich die Erde aufgetan und sie verschluckt. Entsetzt sog Shaan die Luft ein, fühlte die Anstrengung und ein Brennen in ihren Lungen, aber sie konnte nichts erkennen. Und dann spürte sie es in der Finsternis lauern und sie beobachten. Ein Murmeln erhob sich.
    Ich kenne dich, ich kenne dich, ichkennedich, ichkennedich . Die Worte verschmolzen miteinander, wurden lauter und immer lauter. Verzweifelt
versuchte sie, sie fortzuschieben, aber sie stürmten weiter auf sie ein und hallten in ihrem Kopf. Sie drängte sie stärker weg, aber die Worte brandeten zurück und nagten an ihrem klaren Verstand. Ichkennedich, Ichkennedich. Verzweifelt und mit all ihrer Willenskraft drängte sie die Welle zurück, und ein Lichtschimmer näherte sich. Mühsam bewegte sie sich darauf zu. Es war, als würde sie durch hohen Seegang waten.
    Ich kenne dich ! Die Stimme schrie, aber sie löste den Griff, und endlich, als Shaan das Licht erreicht hatte, drehte sich im Dunkeln ein großer Kopf zu ihr herum. Der Kopf eines Drachen. Er zischte, umgeben von einem Flammenschein, und aus dem Zischen wurde eine zitternde Stimme, die fragte: Ist er hier? Ist er zurück ?
    Dann war alles vorbei, und Shaan befand sich wieder in der Box. Jemand rüttelte an ihr.
    »Aufhören«, krächzte sie. »Aufhören.«
    Ein Mann starrte zu ihr hinunter. Ihr Blickfeld wurde wieder klarer, und sie erkannte blondes Haar und blaue Augen. Septenführer Balkis beugte sich über sie, und seine Hände umklammerten ihre Schultern. Sie keuchte, als er sie auf die Beine riss, und ein Anflug von Schwindel ließ sie taumeln.
    Fluchend stützte er sie. »Was ist los mit dir?«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Septenführer.« Shaan versuchte, aufrecht zu stehen und sich aus seinem Griff zu lösen. Warum hat ausgerechnet er mich finden müssen ?, dachte sie verzweifelt.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie. »Shaan, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ja.«
    »Was ist hier los? Hat der Drache irgendetwas getan? Hat er …«
    »Nein!«, antwortete sie und fuhr zusammen, als sie spürte, wie ein heftiger Schmerz durch ihren Kopf schoss.
    »Warum hast du geschrien?«
    Hatte sie das? Sie schüttelte den Kopf. »Ich … ich bin gestolpert.«
    »Gestolpert?« Balkis hob eine Augenbraue.

    »Ja, und ich habe mir den Kopf angeschlagen. Mir wurde plötzlich schlecht. Ich …« Sie rang um Luft, als ein weiterer blendender Schmerz sie durchzuckte und Übelkeit in ihrem Magen aufstieg. Ihre Beine gaben nach, und Balkis musste sie erneut am Arm packen.
    »Ich fühle mich nicht wohl«, flüsterte sie und presste sich eine Hand auf die Stirn.
    Er stieß verärgert die Luft aus. »Dann solltest du nicht zur Arbeit kommen.« Seine Augen wurden eine Spur schmaler. »Du hast mir gestern das Schwert gereicht, oder?« Sein Blick huschte über ihr Gesicht, aber sie konnte den Ausdruck nicht deuten.
    »Hmm …« Shaans Eingeweide zogen sich zusammen, und sie sah an ihm vorbei zum Drachen. Ihr Atem blieb ihr in der Kehle stecken. »Er ist wach«, flüsterte sie.
    »Was?« Balkis wirbelte herum und stieß sie zur Seite. Die Welt kippte, und Shaan griff nach der Rückseite von Balkis’ Hemd, um sich auf den Beinen zu halten. Aber er nahm kaum davon Notiz, denn zugleich war das Schaben von alter Haut, die über Stein gleitet, zu hören. Nuathin bewegte sich und hob seinen riesigen Kopf vom Boden.
    Der Blick des Drachen wanderte zwischen Shaan und dem Septenführer hin und her, als ob er sich zu entscheiden versuchte, wen er als Erstes

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