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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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»Nein. Aber dass er kommen wird, ist gewiss. Die Geister haben mir gesagt, dass ein Mann aus den Toten Landen kommen und meinen Namen flüstern wird, und er wird die Warnung sein vor dem, der noch folgt. Es gibt keinen Zweifel, dass Tallis dieser Mann ist.«
    »Er hat deinen wahren Namen ausgesprochen?«
    »Er ist es«, antwortete Alterin. »Das ist alles, was ich sagen werde.«
    Anyu sah verärgert aus, erwiderte jedoch nur: »Und was ist mit dem anderen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Über ihn haben mir die Geister nichts gesagt.«
    »Er ist nicht wie der andere?«
    »Nein, aber auch er stammt aus den Toten Landen. Tallis ist ihm wie einem Bruder zugetan.«

    Anyu hustete und spuckte in den kleinen Bambusbecher an seiner Hüfte. »Ich zweifle nicht an den Geistern, die uns dazu gebracht haben, diese Männer in unser Dorf zu holen und uns um sie zu kümmern, aber ich fürchte mich vor dem, was darauf folgt.« Seine Augen tränten in dem Qualm. »Der Krieger, der auf dem Semorphim geritten ist, wird bald aufbrechen. Woher wissen wir, ob die anderen beiden ihn begleiten werden? Der eine ist noch immer verletzt, den anderen drückt die Angst nieder. Sollen wir sie hier behalten, oder haben die Geister andere Pläne für sie?«
    »Ich weiß es nicht. Aber was immer die Geister im Sinn haben, ich bin mir sicher, sie wollen, dass wir die Ankömmlinge mit allen Kräften beschützen.«
    »Aber wie werden sie uns vor dem Gefallenen bewahren? Er ist mächtig - weit mehr als die Geister - und er wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass wir uns von ihm abgewendet haben.«
    »Wir haben uns nicht von ihm abgewendet«, sagte Alterin. »Er wurde uns genommen. Dafür kann er uns nicht verantwortlich machen. Es war seine Schuld. Unsere Ahnen brauchten in jenen Jahren nach seinem Verlust Führung, und sie haben sich an die Geister gewendet, um dieses Verlangen zu stillen. Vielleicht wird es ihn sogar erfreuen, zu sehen, dass sein Volk überlebt hat, obwohl er fort war.«
    Anyu schüttelte den Kopf, und in ihren Augen lag Sorge. »Seine Rückkehr macht mir große Angst, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er freudig überrascht sein wird. Ich fürchte, sein Zorn wird entsetzlich.«
    »Was sollte es ihm nützen, wenn er uns vernichten würde?«
    Er nahm ihre Hände, und seine gelblichen Augen glänzten vor Furcht. »Er ist ein Gott, Alterin. Was kümmerte es ihn, ob es ihm etwas nützt oder nicht?«
    » War ein Gott«, berichtigte sie ihn. »Er war ein Gott, Anyu. Er kann jetzt nicht mehr so mächtig sein, wie er es einst war, oder er hätte bereits wieder alle Länder unterworfen. Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist noch nicht wieder ein Gott, aber er kommt
hierher, um sein Geburtsrecht einzufordern. Und wenn er kommt, werden wir uns vor ihm verbeugen und ihm seinen Tribut zollen, denn er wird einen Teil seiner Macht zurückerlangt haben. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Ich glaube nicht, dass er hierherkommt, weil er Zerstörung sucht.«
    »Ich hoffe, du behältst recht.« Anyu ließ ihre Hand los. »Aber um unser Volk zu schützen, sollten wir alle jungen Mütter und ihre Kinder zum Fluss hinab schicken, damit sie bei den Marlu bleiben.«
    »Das wäre weise. Ich werde Balan bitten, mitzugehen; sie wird dafür sorgen, dass man sich um sie kümmert.«
    Anyu seufzte. »Und weißt du, wann er kommen wird?«
    »Nein, aber etwas Schweres lastet auf mir wie die Hand eines Riesen, die sich über die Erde legt. So ist es, seit die Fremden hier sind.«
    »Und was ist mit dem Mann, diesem Tallis? Du fürchtest ihn?«
    Alterin war überrascht von der Wahrnehmungsgabe des alten Mannes und antwortete nicht sofort. Sie überdachte ihre Worte sorgfältig, ehe sie ansetzte: »Ich fürchte mich weniger vor ihm als vor dem, wozu er fähig ist. Es wäre für uns alle besser, wenn er uns zusammen mit dem Krieger verlassen würde. Seine Anwesenheit ist eine Warnung, doch zugleich auch eine Bürde. Sein Hiersein ist wie ein Dorn in meinem Fuß, und ich würde ihn mit Freuden wieder loswerden.«
    »Aber vielleicht würde es dir weniger ausmachen, wenn der andere bliebe?«, fragte Anyu beinahe hinterhältig.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nun, du hast dich hingebungsvoll um ihn gekümmert.«
    »Er ist schwer verletzt«, erwiderte Alterin. »Es gab ein hohes Risiko, dass sich seine Wunden entzünden würden, vor allem, da er nicht hier geboren wurde. Ich habe nur getan, was getan werden musste, um sicherzustellen, dass er so bald

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