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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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beim Ringen zeigen werde. Bei den Göttern, er fehlt mir so sehr. Er ist jetzt zehn, ein gut gewachsener Bursche, aufrecht und tapfer.«
    »Er hätte nicht hierbleiben können, Merrik. Er ist Rollos Neffe. Sein Platz ist in der Normandie.« Rollo hatte den Norden des Frankenreichs unterworfen und den Frankenkönig gezwungen, ihm den Titel des ersten Herzogs der Normandie zu verleihen und ihm das Land als Lehen zu überlassen, das er bereits besetzt hielt. Rollos Herrschaft durfte nicht geschwächt werden, sonst würde das Land erneut von plündernden Wikingerhorden heimgesucht und verwüstet werden.
    »Ich weiß, trotzdem fehlt er mir sehr.«
    »Ich berichte ihm, daß sein Schwager ihn so sehr vermißt, daß er sich von einem freigelassenen Sklaven besiegen ließ.« Cleve dachte an die Zeit, die fünf Jahre zurücklag. Merrik war in Kiew auf Handelsfahrt gewesen und wollte eine Sklavin für seine Mutter kaufen. Doch dann hatte der kleine Taby im Sklavenring seine Aufmerksamkeit gefangengenommen. Er hatte das Kind gekauft und kurz darauf Cleve und Tabys Schwester Laren befreit, die von einem Schweden gekauft worden war. Merrik liebte Taby mehr als alles andere auf der Welt, ausgenommen seine Frau Laren, ja sogar mehr als seine eigenen Söhne.
    Cleve wartete auf Merriks Lächeln, bevor er fortfuhr: »Ich glaube, Rollo will mich nach Irland zu König Sitric schicken, das ließ zumindest der Bote durchblicken. Sitric war einst ein alter, dem Tode geweihter Mann. Doch als er vor einem Jahr Rouen besuchte, war aus dem Greis wieder ein Mann in den besten Jahren geworden, wie Rollo mir berichtete. Ein Zauberer namens Hormuze aus einem fernen Land soll das Wunder vollbracht haben. Nachdem die Verwandlung des Königs in einen stattlichen, jungen Mann geschehen war, soll dieser Hormuze verschwunden sein. Ich kann diese verrückte Geschichte nicht recht glauben. Weißt du irgend etwas über diesen König Sitric, Merrik?«
    »Ich? Über Sitric? Nein, Cleve. Nicht das geringste.«
    Cleve spürte, daß Merrik nicht die Wahrheit sagte. Und er ahnte, daß er nie herausfinden würde, warum er log. Es sei denn, er könnte diesen König Sitric selbst befragen, oder er wäre listenreicher als Merrik. Doch auch daran zweifelte er.
    »Laren und ich freuen uns sehr, daß du Rollos Gesandter geworden bist. Du hast eine flinke Zunge und einen schnellen Verstand, Cleve. Rollo weiß, daß er mit dir einen glücklichen Griff getan hat.«
    »Selbst wenn ich ein ausgemachter Dummkopf wäre, wäre Rollo mir immer noch dankbar, weil er glaubt, ich hätte Laren und Taby, die er beide über alles liebt, das Leben gerettet.«
    »Rollo hat großes Glück«, beharrte Merrik und schlug Cleve auf den Rücken. »Da du kein Dummkopf bist, kann er von dir profitieren und dir zugleich seine Dankbarkeit erweisen.«

KAPITEL 2
    Dublin, Irland Im Palast von König Sitric 924 n. Chr.
    Als Cleve sie zum ersten Mal sah, stritt sie heftig mit einer um wenige Jahre älteren Frau mit silberblondem Haar, wie er es noch nie gesehen hatte. Zunächst konnte er die Worte nicht verstehen, doch die Auseinandersetzung war feindselig, voll Bitterkeit und aufgestautem Groll.
    Nun hörte er die Jüngere haßerfüllt sagen: »Du böse Hexe! Ich lasse nicht zu, daß du ihr noch einmal wehtust, hast du verstanden?«
    »Und was willst du dagegen tun, kleines Miststück? Jammerst du deinem Vater wieder die Ohren voll? Benimm dich anständig und zeige mir gebührenden Respekt, sonst werde ich dich bestrafen.«
    »Das Leben mit dir unter einem Dach ist Strafe genug.«
    Die ältere der beiden, unsagbar schön in ihrem hellblauen Gewand und dem hüftlangen, silberschimmernden Haar, holte ohne Vorwarnung aus und versetzte dem Mädchen eine schallende Ohrfeige. Die Geschlagene taumelte zurück und schlug sich die Hüfte an einer Steinbank.
    Cleve war schon im Begriff einzugreifen, als das Mädchen sich auf die ältere stürzte, ihre Finger in die wunderschöne Haarpracht krallte und heftig daran zerrte. Die Angegriffene schlug wild schreiend auf die Jüngere ein und versuchte sich zu befreien, doch das Mädchen ließ nicht locker. Sie kämpfte verbissen wie der struppige kleine Köter, den Kiri unbedingt behalten wollte, als sie vor drei Wochen Rouen besuchten.
    Schließlich gelang es der Älteren, sich zu befreien. Keuchend wich sie zurück, das Haar zerzaust und das bleiche Gesicht vor Zorn und Schmerz verzerrt. »Das wirst du mir büßen, Chessa. Dafür sorge ich. Du fühlst dich meinen

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