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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sagte niemand ein Wort. Len schlief ein, damit hatte er nie Probleme. Der Kater und ich saßen im Halbdunkel, denn unsere einzige Beleuchtung war das matte Licht einer Straßenlaterne, das durchs Fenster hereinfiel.
    Der Kater gab als Erster auf. »Bist du böse auf mich, Danka?«
    »Nein«, antwortete ich. »Und ich bin froh, dass ich ein Wahres Schwert habe.«
    »Doch, du bist mir böse, denn … «
    »Warum hast du mich nicht von Anfang an in alles eingeweiht?«, unterbrach ich ihn.
    Der Kater fing an, sich nervös zu putzen. »Wann ist dir das klar g e worden?«, fragte er.
    »Als du mit dem Waffenhändler gesprochen hast.«
    »Und was genau ist dir klar geworden?«
    »Dass du mich nicht zufällig in diese Welt gebracht hast. Du hast gewusst, dass es hier keine Sonne gibt. Und du wolltest, dass ich mich in den Krieg gegen die Freiflieger einmische!«
    »Aber all das war mir nicht von vornherein klar«, sagte der Kater leise. »Glaubst du mir das?«
    »Was heißt das: nicht von vornherein?«
    »Ich bin schließlich kein Mensch, Danka. Ich bin bloß Wahres Licht, das von einem Wahren Spiegel zurückgeworfen worden ist und eine Form angenommen hat.«
    »Ja, und?«
    »Wenn in einer Welt das Licht verschwindet, dann werden auch alle anderen Welten in Mitleidenschaft gezogen. Und zwar sowohl die heilen wie auch die Welten, in denen das Wahre Licht ohnehin bereits Schaden genommen hat.«
    »Spielst du damit auf meine Welt an?«
    Der Kater nickte und runzelte die Stirn. »Danka«, fuhr er dann in e i ner Weise fort, als koste es ihn sehr viel Mut, »das Wahre Licht ist kein guter Zauberer oder Gott. Es ist überhaupt kein vernunftbegabtes Wesen. Es ist bloß eine von drei Kräften.«
    »Von drei?«, fragte ich irritiert.
    »Ja. Es gibt das Licht, die Finsternis und die Dämmerung … «
    »Und was ist die Dämmerung?«
    »Das spielt keine Rolle, Danka, du wirst kaum mit ihr in Berührung kommen. Das Licht ist bloß eine Kraft, die Finsternis ebenfalls. An sich sind sie weder gut noch böse. Es war ein Zufall, dass das Unglück hier mit dem Verlöschen der Sonne seinen Lauf genommen hat. Sei t dem wartet man hier auf die Rückkehr des Lichts oder zumindest auf einen Menschen aus einer Welt voller Sonne!«
    »Wofür ist denn ein solcher Mensch nötig?«
    »Glaubst du etwa, ich könnte hier alles allein wieder erleuchten? Pah! Du musst den Menschen helfen, die hier leben. Und danach bin ich dann dran.«
    »Und was genau wirst du tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin nur ein Werkzeug, Danka! Ich bin ein Werkzeug des Lichts, mit dem es gegen die Finsternis kämpft. Natü r lich kann ich tun, was mir gefällt. Da ich jedoch selbst aus Wahrem Licht bin, sind meine Wünsche mit dem identisch, was das Licht will.«
    »Ist dir das schon lange klar?«, fragte ich zaghaft.
    »Nein, noch nicht sehr lange. Ich bin ja noch im Wachstum und werde erst Schritt für Schritt klüger. Davon abgesehen, bin ich zwar aus Licht – aber meine Form hast du mir gegeben. Insofern sehe ich die Dinge genau wie ihr Menschen.«
    »Und wer bin dann ich, Kater? Wenn du ein Werkzeug des Lichts bist, bin ich dann ein Werkzeug des Werkzeugs?«
    »Nein, Danka, du bist ein Mensch. Und das ist etwas ganz anderes«, antwortete der Kater. »Du entscheidest selbst, was dir stärker zusagt, das Licht oder die Finsternis. Im Moment bin ich dein Gehilfe und du stehst auf der Seite des Lichts, und irgendwo hier … «
    Der Kater verstummte, als schlucke er das Ende des Satzes herunter.
    » … gibt es einen Menschen, der der Finsternis dient«, beendete ich den Satz. »Stimmt ’ s? Und den muss ich töten. Oder nicht?«
    » Ja, so ist es«, brummte der Kater. »Nur stellt sich alles noch etwas komplizierter dar. Die Finsternis wohnt nicht nur in einem einzigen Menschen. Und so einfach bringst du sie nicht um. Du musst dafür sorgen, dass die Menschen sich zwischen dem Licht und der Finste r nis entscheiden. Und denjenigen zum Sieg verhelfen, die für das Licht einstehen.«
    »Aber sie haben sich doch längst entschieden!«
    »Ach ja? Du glaubst doch nicht wirklich, die Flügelträger seien di e jenigen, die für das Licht einstehen?«
    Der Seniorclub fiel mir wieder ein. Und wie die Flügelträger mir die Augen ausgestochen hatten …
    »Aber was heißt das?«, hauchte ich. »Wen soll ich auf die Seite des Lichts rufen? Die Händler, oder was? Denen ist doch eh alles egal!«
    »Du sollst aus Bösem Gutes machen, denn es gibt nichts, woraus man es sonst erschaffen

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