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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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mindestens ganz oft, gewillt, die Einen zu zerschmettern. Jedoch – nicht die geringste Schramme trugen die Kleinodien davon! Es machte ihnen sozusagen nichts aus, und sie glitzerten in ihrer ursprünglichen Pracht. Allround lächelte und plante ein weiteres Mal, sich alle Schätze gleichzeitig umzuhängen; Marathorn hingegen nutzte die Gelegenheit, einen schlummernden Waldschrat zu küssen. Der war nämlich verführerisch gestylt.
    »Ins Feuer mit den Dingern!«, schnaubte Ganzhalb wütend, und bevor Allround protestieren konnte, hatte der Graue die Einen allesamt in das knisternde Kaminfeuer der Beratungshalle geworfen. Eine lange Zeit wartete er, und gierig leckten die Flammen an den schwarzmagischen Schmuckstücken.
    »So, das müsste wohl langsam reichen!«, lachte der Zauberer viel später, und mit einer Zange wühlte er im dahinsterbenden Feuer. Aber wehe! nicht einmal heiß waren sie geworden, die Einen, und vollkommen unversehrt kamen sie zwischen der Asche zum Vorschein.
    »Da hol’ mich doch der Pank Rog!«, entfuhr es dem Grauen. Und, wütend geworden, trat er nach einigen der Schlafenden, eigentlich sogar zahllosen. Allerdings nicht allzu fest, was ihm in späteren Tagen zugute gehalten wurde. Marathorn hörte eine kurze Weile mit Küssen und Schmusen auf. »Gab’s da nicht so olle Reglements, nach denen allein die Einen zerstört werden können?«
    Allround kratzte sich am Kopf. »War es nicht so, dass der Eine Ohrring ausschließlich durch die Wasser des Schicksalsteiches zersetzt werden konnte? Zum Beispiel? Und der Eine Armreif… hm, wie war das nochmal mit dem…?«
    »Er muss in den Schlund am Gunda-Nackt-Berg geworfen werden! «, rief Ganzhalb und patschte mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Y-au, so war’s! Jetzt weiß ich’s wieder!«
    »Und genauso ist es mit allen anderen Einen«, schloss Allround. »Ein jedes der Juwelen hat seinen ureigenen Schicksalsspruch, und nur einen einzigen Ort, wo es der endgültigen Zerstörung anheim gegeben werden kann!«
    »Und dorthin müssen sie geschickt werden, allesamt!«, rief Ganzhalb.
    »Damit Saurum sie niemals zurückerobern kann!«, jubilierte Marathorn.
    Die drei schauten einander stolz an; und Allround kramte aus den Tiefen eines Schränkchens begeistert uralte Aufzeichnungen und halbzerbröselte Pergamentrollen hervor, darauf die Schicksalssprüche der Einen verzeichnet waren.
    »Jetzt wissen wir, wohin wir sie senden müssen«, murmelte Ganzhalb nach einem langen Blick befriedigt. »Morgen schicken wir die Gesandtschaften los!«
    »Es könnte jedoch sein, dass die Schatzträger nicht zum Zerstörungsakt bereit sind, sollten sie denn letztlich an den vorgeschriebenen Orten angekommen sein«, gab Allround zu bedenken und knibbelte sich am Kinn herum. »Sind sie nicht jetzt schon unter den Schatten verzehrender Gier und unstillbaren Verlangens gefallen? Werden sie womöglich ihre Schätze nicht aufgeben wollen? «
    Das war nicht von der Hand zu weisen, und Ganzhalb und Marathorn erkannten, dass Allround nicht umsonst den Ruf eines gewieften Denkers genoss.
    »Ich hol’ uns was zu trinken«, schlug Marathorn vor. »Vielleicht fällt uns was ein, wenn wir besoffen sind?«
    Viel später, während sie nämlich volltrunken waren – was beweist, dass (zielgerichtetes) Saufen nicht immer von Übel sein muss – kam Allround die rettende Idee. »Wie wär’s, wenn wir ihnen allen erzählen würden, dass ihre Schätze nur dann ihren Dunklen Aspekt verlören, wenn sie mal hier, mal jedoch dort hineingeschmissen würden? Und dass sie strahlend wieder auftauchen würden, für immer im Besitz der Schatzträger, und unattraktiv für Saurum geworden? «
    Das war eine ganz schelmische und vertrackte und großartige und fintenreiche Idee, die Allround da gehabt hatte, und die anderen prosteten ihm zu und erkannten, dass er zu Recht den Ruf eines Gewieften genoss – gleichzeitig kam es ihnen so vor, als hätten sie solches schon einmal gedacht. Eine weitere Phase ihrer nächtlichen Zecherei wurde begonnen.

Zehntes Kapitel:
Abschied von Duchfal
    In der beginnenden Abenddämmerung des nächsten Tages wachten alle Ratsversammelten mit brummenden Schädeln und wühlendem Brechreiz auf, und das waren die Folgen des Wasserzaubers. Nicht so bei Ganzhalb und Marathorn. Bei ihnen waren es die Folgen der Trunksucht. Allround hatte es gut: als Alberner war er gefeit gegen jegliches Unwohlsein, das der Sauferei entspringt – und nicht wenige Weise

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