Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung

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jetzt macht’s mal gut!«
    Später jedoch stellte sich heraus, dass wahr war, was Weise schon seit langem verkündeten: nämlich dass Allround gewieft war, in der Tat sogar gewitzt. Denn es leerte sich das Letzte Anheimelnde Haus gewaltig; und kaum einer blieb dort zurück, außer unzähligen Köchen und ein paar säuselnden Albernen in den Zweigen vor Allrounds Fenster. Schon freute sich der Halb-Alberne, und ganz leise dachte er: »Bald herrscht Ruhe, und ich werde mich zu einem ungestörten Schläfchen hinlegen. Lang dauert’s nicht mehr!«
    Die acht Begleiter Frohdoofs waren: Samenweis, der sich einbildete, Frohdoofs treuer Diener zu sein, aber niemand wusste ja, wieso, und Pipifax und Macho – für die Dösköppe; Marathorn der Dauerläufer (der von Awon mit schallenden Ohrfeigen verabschiedet wurde, denn sie war auch der Waldschrat gewesen), und Bollobier, der Polternde aus Vidas Tierlyth – für die Menschen; Legospass, ein unbedarft aussehender Belaubter aus dem Finsterforst mit einem kleinen, kantigen Po, für die Albernen; Pymli, der schlichten Verstandes war, für die Lendhenzwerge; und Ganzhalb der Graue. Dieser hatte von Allround zum Abschied ein zu ihm passendes Schwert geschenkt bekommen: ein berühmtes Wasserschwert, das einstmals in Gondeldrin geschmiedet worden war. Es wirkte schlabberig, und darüber beunruhigte sich so mancher der Ohrringgemeinschaft.
    »Jetzt geht aber mal los!«, mahnte Allround nervös, als sich herauskristallisierte, dass Frohdoofs Gesandtschaft die zögerlichste war, wenn nicht sogar vollkommen unmotiviert. »Denn ist es nicht so, dass sich das Zeitalter dem Ende zuneigt, und alle Dinge im raschen Lauf einer schicksalhaften Entscheidung entgegeneilen?«
    Aber Ganzhalb und Marathorn, die Allround gut kannten, sahen den Edelsten unter den Albernen nur enttäuscht an. Sie wussten, dass er jetzt schlafen gehen würde.
    Betrübt brachen die Gefährten auf. Dabei summten sie ein trauriges Abschiedslied, dessen Text sie unglücklicherweise vergessen hatten.

Elftes Kapitel:
Der Ohrring geht nach Norden
    Sie liefen durch eine Gegend, aber bald schon änderte sich das Wetter. Es wechselte von einem hellen Grau zu Dunkelbraun, und mysteriöse Winde fegten ihnen einen Regen ins Gesicht, dass es nur so klatschte. Sie alle zogen sich ihre Kapuzen über die Augen, nur Macho nicht, denn er hatte einen kapuzenlosen Mantel. Neidisch schielte er zu Samenweis hinüber, der sich in seiner Kapuze vermummte.
    Sie wanderten nordwärts, und immer zu ihrer Linken waren die Dunstberge. Nach einigen Tagen blickte Marathorn nach oben und erspähte einen Schwarm Vögel. »Schaut, dort fliegen sie!«, sprach er. Manchmal machten sie Pausen, aber jedes Mal beendeten sie sie auch wieder nach einer Weile – was nicht der Fall gewesen wäre, wenn die vier Dösköppe das Sagen gehabt hätten. Das Unwetter jedoch machte keine Pause.
    »Müssen wir noch lange laufen?«, fragte Samenweis, aber niemand wollte sich mit ihm unterhalten. Der Regen klatschte ihm unentwegt ins Gesicht, und als er sich die Kapuze drüberziehen wollte, stellte er fest, dass da keine mehr war an seinem Mantel. Macho hingegen vermummte sich in seiner Kapuze. Er war froh über einen geglückten Manteltausch, so heimlich jener wohl auch gewesen sein mochte.
    Viel später sahen sie drei Gipfel höher aus der Kette der Dunstberge herausragen, als sie es für möglich gehalten hätten.
    »Schaut!«, rief Ganzhalb. »Faradhass, was Bazarlok heißt, und halbrechts dahinter Connect-deal, der Zierrat-Ziegel, und ganz hinten Faduhohl, die Bundesschatulle: die Drei Berge!«
    »Das mag schon sein«, entgegnete Pymli. »Aber nie hat sich ein Lendhenzwerg um sie geschert, und ihre Namen sagen uns nichts.«
    »Das is’ gar nicht schlimm«, entgegnete Ganzhalb. »Denn auch uns können sie einerlei sein, die öden Berge.«
    Und weiter wanderten sie, bis Marathorn einfiel, dass sie die schier nicht enden wollende Kette des Dunstgebirges überqueren müssten.
    »Wieso denn?«, fragte der Graue Zauberer, Ganzhalb mit Namen.
    »Weil Murderor auf der anderen Seite liegt, und auch der Schicksalsteich! «, sagte Marathorn.
    »Ach so«, sagte Ganzhalb, bevor er fortfuhr: »Ich wusste das und habe mich seit längerem gefragt, wann’s einer von euch bemerken würde. Und so befehle ich, dass wir die Dunstberge überqueren werden. Denn ihr wisst: ich bin der Chef!«
    »Vielleicht könnten wir sie auch unterqueren ?«, schlug Pymli, der Lendhenzwerg, vor.
    »Wie