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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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der Ödnisgrenze.«
    Ganzhalb klang selbstzufrieden und konnte im Dusteren zum Glück nicht erkennen, wie die anderen ihn mitleidvoll ansahen.
    Aber jetzt galt es, unerschrocken weiterzutapern, und die Neun Gefährten stolperten eine lange Zeit durch die finsteren Gänge von Khamasutrn, die von Marathorns Fackeln kaum erhellt wurden, was wahrscheinlich auf einen machtvollen Fluch zurückzuführen war, der Glorya, das sagenhafte Khamasutrn, zu unerleuchtbarer Dusternis verdammte, wo Pechschwarzes in Schatten von Hoffnungslosigkeit brütete. Wenn Stufen auf ihrem Weg auftauchten, so spürten sie das, weil sie mit den Füßen dagegenstießen. Oder ins Leere tappten. Dann galt es, lange Treppen hoch- oder hinunterzusteigen, deren Enden ihnen unbekannt waren. Auch hörten sie von fern gespenstische Stimmen, die ihre Neun Namen riefen.
    »Dass die unsere Namen kennen, die gespenstigen Stimmen, das find’ ich unheimlich!«, flüsterte Frohdoof.
    »Es ist nicht normal«, befand der Dauerläufer. »Selbst mich, den Erben Elendsstiels – und das bin ich wirklich, obgleich ich abgewrackt ausseh’ – fliegt eine selten erlebte Furcht an!«
    Manchmal gabelte sich der Weg, an Stellen, wo verschwommene Schemen dräuten, oder die Gemeinschaft stieß auf Seitengänge, aus denen immer kalter leichenhafter Luftzug kam.
    »Aufgepasst!«, rief Ganzhalb. »Stoßt euch nicht an Totenköpfen – falls da welche sind!«
    Irgendwann erreichten sie eine weiträumige unterirdische Halle, aber leider saß mittendrin der Pank Rog, und besorgniserregenderweise reichten seine Flügel von Wand zu Wand.
    Legospass ließ seinen aus Legoh gebauten, eigenhändig zusammengefriemelten Bogen fallen. »Ein Pank Rog! Ein Pank Rog sitzt da! Wehe!«
    Pymli starrte mit weit geöffneten Augen, und so wirkte es, als glotzte er. »Dullybasthas Fluch!«, ächzte er. »Denn sind dies nicht seine Genitalien, die im Schatten baumeln?«
    »Ein Pank Rog«, murmelte Ganzhalb. »Und ich bin noch gar nicht müde!«
    »Ich fühl mich weniger wohl«, sagte Samenweis, »weniger als vorher, als wir den Pank Rog noch nicht sahen.«
    »Seine Flügel reichen von Wand zu Wand«, sagte Macho. »Und ich werd’ ängstlich – ja panisch!«
    »Was hält er in den Händen?«, fragte Frohdoof.
    »Es will mir scheinen, als hielt er eine Feuerpeitsche und ein Flammenschwert«, flüsterte Marathorn, der zerschlissene Dauerläufer.
    »Mir hingegen kommt es so vor, als wären dies ein Feuerschwert und eine Flammenpeitsche«, raunte der bollerige Bollobier.
    »Nein«, sagte Ganzhalb. »Seine Magie ist von Wasser, genau wie meine. Er ist mein Gegenspieler seit Anbeginn der Tage. Was er hält, ist die Tödliche Wasserpfeife.« Die Gemeinschaft war betroffen.
    »Wie geht’s?«, fragte der Pank Rog. Die Frage überraschte sie, schien sie doch überhaupt nicht in den Kontext zu passen. Vom anderen Ende der Halle näherten sich nun jede Menge tanzender Knorks, die etwas ähnliches riefen wie: »Uhkgta-Kathuuk-tgha!«, was nicht ein einziger der Gefährten zu übersetzen vermochte.
    Ganzhalb aber baute sich vor dem Pank Rog auf. »Geh zurück in den Schatten, Pfeife von Ugduun! Du kannst hier nicht durch!«
    Und er schwang seinen Zauberstab, aber auch sein Wasserschwert. Das schwabbelte bedrohlich. Der Pank Rog sagte: »Ich will nirgendwo durch! Was soll der Stress?«
    Ganzhalb aber war jetzt in Fahrt, und der bei ihm nur langsam und selten entzündbare Wille zur Aktion war erwacht. »Du kannst nicht vorbei!«
    »Hör zu«, dröhnte der Pank Rog und richtete sich auf, so dass seine Flügel sogar noch mehr von Wand zu Wand reichten, »ich will nicht vorbei! In der Tat möcht’ ich nirgendswo hin, denn ich sitz’ hier sowieso fest. Ich pass’ nämlich gar nicht in die engen Gänge, weißt du.«
    Aber Ganzhalb hörte nicht zu; und er hörte nicht auf, mit Stab und Schwert zu fuchteln und mit Drohgebärden vor dem riesigen Wasserpfeifendämon herumzuhüpfen. Zu seinen Gefährten schrie er: »Flieht, ihr Narren! Dies ist ein Gegner jenseits Eurer Möglichkeiten! Ich kümmer’ mich um ihn!«
    Frohdoof wollte einwenden, dass der Pank Rog, dessen Namen im Übrigen die Nachwelt nie erfuhr, nicht unbedingt einen feindseligen Eindruck auf ihn machte, aber die Geschehnisse überstürzten sich jetzt: Ganzhalbs Schwert verhedderte sich in der langen, triefenden Mähne des Ungeheuers, worauf der Gigant sich nach vorn beugte, um den lästigen Zauberer wieder herauszufummeln; bei der Gelegenheit aber

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