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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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Kapitel:
Ein einigermassen erwartbares Treffen mit den Nazgulashs
    Und wieder wurden sie herumgewirbelt durch Raum und Zeit und Schatten und Licht, Schattengelichter und Lichtgeschnatter – und als sie ein weiteres Mal aus der Pforte herausgeschleudert wurden, landeten sie auf einer Fläche weichen Grases, und das tat ihren Füßen gut. Sie wandten sich um und hatten flüchtig folgendes Bild vor Augen: eine sich drehende Wolke. Die Gleißende Pforte tänzelte, und unter ihrem Bogen wirbelte der wirbelnde Dimensionsnebel, und dann löste sich alles auf ins Nichts. Zunächst starrten die Gefährten einander an, dann schauten sie sich um, und sie erkannten, dass sie im Herzen des Flauen Landes, direkt vor Frohdoofs Höhle gelandet waren: auf dem Beutelhemdhweg, knapp südlich von Hobbknickkirchen.
    »Seht, das ist ja meine Bude!«, rief Frohdoof. Er hatte offensichtlich noch nicht verinnerlicht, dass es sich um die Döskopp-Behausung der Jenseitigen Welt handelte, denn die Gefährten hatten nun die Dimensionsgrenze durchfahren.
    Ganzhalb jedoch ahnte es, oder wusste er es, oder spürte er es lediglich? Und wenn ja: wie kam’s? Hatten es ihm Stimmen aus der Mayabinen-Welt zugeflüstert? Jedenfalls sprach der Zauberer, abermals in seinen hochmütigen Stil verfallend: »Dies, liebster Frohdoof, ist, um ganz genau zu sein, mitnichten deine Bude. Was vordem die Jenseitige Welt war«, fuhr er dozierend fort, sich den anderen zuwendend, »ist nun die Diesseitige! Und die Welt, die uns immer näher war, was kein Wunder ist, da wir zeit unseres Lebens in ihr weilten, ist uns jetzt ferner. Immer dran denken!… Sind wir eigentlich vollzählig?«
    Alle blickten sich um und zählten einander. Sie waren vollzählig. Bis auf den Sendboten. Der war weg. Da fiel ihnen ein, dass sie ihn schon bei ihrem Zwischenstopp nicht mehr gesehen hatten.
    »Komisch«, sagte Pipifax. »Und wir haben ihn gar nicht vermisst!«
    Und Macho murmelte: »Wir kannten nicht einmal seinen Namen. Vielleicht hätten wir ihn zwischendurch danach fragen sollen? Das wär’ ganz höflich gewesen, oder? Nun mach’ ich mir aber Vorwürfe.«
    Und Samenweis sagte: »Jetzt isser weg.«
    »Wir müssen damit leben«, sprach Ganzhalb leichthin und untermalte dies mit Achselzucken.
    »So schwer es uns auch fallen mag«, ergänzte Pymli.
    »Zurück in den Dimensionsstrudel jedenfalls können wir nicht«, meinte Frohdoof. Der war ja weggestrudelt.
    »So wie es für die Albernen keinen Weg zurück nach Cuechenwhyenern gibt«, murmelte Legospass. Er meinte jenen Ort, der durch die Umgestaltung der Welt lang schon verschwunden war aus der Ebene des Sichtbaren: den Teich, an dessen Ufern die Albernen zu Frühester Stunde erwacht waren.
    »Zum Glück der Unschuld gibt es nie einen Weg zurück«, meinte Marathorn.
    Alle starrten den Dauerläufer erschreckt an – so etwas Klugklingendes hatte der ja noch nie von sich gegeben! Und das sagten sie ihm auch; er aber widersprach: »Doch, schon. Manchmal, wenn ich allein in den Öden war, an meinem kleinen Lagerfeuer…«
    »Das wird mir jetzt zu bunt«, schnaubte Ganzhalb. »Obacht gegeben und zusammengerissen! Wir haben eine Aufgabe! Je schneller wir diese Variante der Mittelmäßigen Welt retten…«
    »Ja?«, fragte Samenweis.
    »… umso früher dürfen wir uns ausruhen.«
    Das war doch ein Ansporn! Die Gefährten schauten hochmotiviert in die Gegend und horchten angestrengt nach Geräuschen. Von weitem hörten sie Geschnatter und Geklapper, als würde hinter niedrigen Büschen ein Gartenfest stattfinden. Handelte es sich um eine Geburtstagsfeier? Bilbord zum Beispiel, wie Frohdoof nun einfiel, hatte immerzu gern mit weitläufigen Verwandten hinter Sträuchern gezecht. Schon wollte der Hobbknick lostrippeln, als Ganzhalb ihn kragenpackend zurückhielt. »Frohdoof! Es ist nicht die Zeit, kleinere Humpen gegen größere auszutauschen!« Eine Metapher! Was er wohl ausdrücken wollte war: Zunächst muss das harte Schwarzbrot unangenehmer Questen zerkaut werden, bevor man duftende Suppen löffeln darf.
    Der Zauberer und der Dauerläufer schlichen nun an eins der runden, nichtsdestoweniger grün gestrichenen Budenfenster heran und lugten hindurch, und die anderen folgten ihnen und reckten die Köpfe zusammen, um auch etwas sehen zu können.
    »Bei Savanna, da sind ja wir!«, flüsterte Macho, denn im Innenraum der Höhle sah er sich selbst, und Pipifax und Frohdoof, wie sie gerade allesamt beim Abrollen gestört wurden, denn ein

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