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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sprach. Es war nicht der Eid des Paladins, den du kanntest, nein, dieser Schwur war besonders. Ich schwor auf ihr Leben, auf ihre Ehre, auf ihren Willen und auf ihren Glauben, das zu tun, was für die Reiche am besten ist.«
    Sie sah mich mit weiten Augen an. »Hörst du? Sie ließ mich auf alle Reiche schwören, bei ihrer Ehre, aber nicht als ihre Weisung. Sie überließ mir die Entscheidung, was ich für gut befinden würde! Wie kann man einen solchen Schwur fordern? Wie konnte ausgerechnet sie es tun? Sie weiß doch, welche Last solche Worte bedeuten!«
    Ich schloss die Augen, als ich mich an eine andere Zeit erinnerte, an ein kleines Mädchen, das mit angezogenen Knien unter einem Apfelbaum saß und neugierig beobachtete, wie Ser Roderic seine Rüstung flickte. Ein Gesandter aus Melbas hatte an diesem Tag ihrem Vater, dem König, einen wortreichen Schwur des dortigen Fürsten überbracht, zusammen mit Gold und Geschmeide. Mit Grund, denn es gab Anlass, an der Treue dieses Fürsten zu zweifeln. Der Schwur war lang und wortreich, kunstvoll in der Komposition und schmeichelnd in der Wortwahl, ein Meisterwerk der Diplomatie.
    »Was hat der Fürst geschworen, Ser Roderic?«, hatte sie mich gefragt, und ich konnte mich an ihre Stimme noch sehr gut erinnern, an die Neugier in ihren Augen und das Lächeln, als sie in den Apfel biss. Es war der Tag, bevor sie stürzte, aber noch lag ein ganzes, unbeschwertes Leben vor ihr.
    »Er schwor, sich nicht wieder ertappen zu lassen«, sagte ich, vielleicht etwas bissiger, als ich es hätte tun sollen. Ser Roderic hatte seine eigene Meinung zu solchen Schwüren, und wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er dem Fürsten auf seine Art begegnet. Direkter und eher wortkarg.
    »Das ist kein guter Schwur«, sagte sie. »Ich dachte mir schon so etwas. Ich traue Menschen nicht, die zu viele Worte machen, damit suchen sie einen nur zu verwirren. Sie wollen alle etwas stehlen … und wenn es Gedanken sind.«
    Wie alt war sie damals? Acht? Ich wäre für sie gestorben. In gewissem Sinne tat ich es später auch. Ich nickte nur. Was sollte ich sagen? Sie hatte recht. So viel Weisheit …
    »Was ist ein guter Schwur, Roderic?«
    »Das Beste zu tun, was möglich ist«, gab ich ihr Antwort. »Mehr kann man nicht verlangen.«
    »Schwören, das Beste für das Reich zu tun?«
    Ich nickte.
    »Das sind nicht viele Worte, Roderic. Ich habe erst letzte Woche Euren Eid gelesen. Der war viel länger.«
    Ich erinnerte mich, dass ich lachen musste.
    »So, habt Ihr den Eid gelesen, Hoheit? Es mögen mehr Worte gewesen sein, aber er sagt das Gleiche aus.«
    »Wenn Ihr so etwas sagt, klingt es einfach«, sprach sie und spuckte die Apfelsamen in ihre Hand. »Hier, Roderic, ich weiß, dass Ihr diese Samen mögt.«
    Ich nahm sie mit einer Verbeugung an. »Danke, Hoheit.« Ich steckte die Samen sorgfältig in meinen Beutel zu den anderen, als sie weitersprach.
    »Roderic, sagt, ist es wirklich so einfach?«
    »Nein, manchmal ist es schwer. Doch ich denke nun mal so.« Ich widerstand dem Impuls, ihr durchs Haar zu fahren. »Aber ich bin auch ein einfacher Mann.«
    Ihren Blick werde ich wohl nie vergessen.
    »Täuscht Ihr nun mich, Roderic, oder Euch selbst?«
    »Was ist?«, fragte Leandra. »Du bist auf einmal so weit weg.« Ich schüttelte den Kopf und sah zur Seite. »Nichts. Erinnerungen. Es ist nicht wichtig.«
    Ich spürte ihren zweifelnden Blick, als ich aufstand und zum Balkon ging. Der blaue Himmel über uns schien mir wie ein Hohn und der Duft der Rosen aus dem Garten im Moment fast unerträglich.
    »Sie tat es wohl, weil sie keine andere Wahl hatte«, gab ich ihr Antwort auf ihre Frage von vorhin. »So ist es ja meistens. Man hat keine Wahl.« Ich wandte mich wieder ihr zu und zwang mich, in ihre Augen zu sehen. Sie waren seltsam weich. »Wie ging es weiter?«
    »Wie du dir denken kannst«, sagte sie leise. »Ich wurde von den Priestern gesegnet und an der Stirn gesalbt, dann öffnete der Diener Borons die Reliquienkiste und darin lag Steinherz. Ich zog es aus der Scheide, weckte es aus seinem Traum und gab ihm mein Blut … und das der Königin.«
    »Wie …?«
    Sie sah mich lange an, bevor sie weitersprach. »Es schien das Richtige. Wir hielten das Schwert gemeinsam, unser beider Blut auf der Klinge, als sie das Urteil über Thalak sprach.«
    »Sie … ihr … ihr habt mit Steinherz in der Hand das Urteil über Thalak gesprochen?«, fragte ich, und ich spürte, wie etwas in mir zerbrach.
    Sie sah,

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