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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Nasenfalten betonten eine zu große Nase, gegen die mir noch der Schnabel eines Adlers vorteilhaft erschien, und der kantig gestutzte Bart, der hier für Männer Mode war und ohne den man leicht für einen Eunuchen gehalten wurde, war pechschwarz, wenn auch mit Grau gesprenkelt, die Augen anders, als ich sie in Erinnerung hatte, mit schwereren Lidern und dunklen Pupillen. Ich versuchte mich zu sehen, wie es andere vielleicht taten, und konnte es nur erahnen.
    Ich wirkte hart. Weitaus härter, als ich mich fühlte. Ich zuckte mit den Schultern. Die Götter gaben einem das Gesicht, man konnte es nur selbst leben. Trotz der Honigkuchen, die es hier gab und die mir viel zu gut mundeten, hatte ich abgenommen. Ich nahm einen Beutel, gab ein paar Silberstücke hinein, hängte ihn mir um den Hals und verstaute ihn unter dem Burnus. Einen anderen Beutel mit ein paar Kupfermünzen tat ich an meinen Gürtel, griff Seelenreißer und ging hinunter in die Küche.
    »Ihr seht stattlich aus«, sagte Faihlyd mit einem Lächeln, bevor sie ihren Schleier vorhängte und in die Sänfte stieg. Ich sah ihr nach und schüttelte den Kopf. Serafine kletterte zu ihr in die Sänfte. Sie trug das dunkle Gewand einer Leibwächterin, und ich sah, wie sie hinter ihrem Schleier grinste, bevor sich der Vorhang schloss.
    Armin zog mich am Ärmel, und ich machte es mir mit ihm zusammen in der anderen Sänfte bequem.
    »Was amüsiert Euch, Herr?«, fragte Armin neugierig.
    »Ich bin nicht mehr dein Herr«, sagte ich abwesend und zum wiederholten Male, als die Sänfte angehoben wurde und sich die Träger in Bewegung setzten. »Ich frage mich, über was die Frauen miteinander reden.«
    »O Esseri, hätte der Tag hundert Stunden und ein Mann die Muße, all diese Zeit darauf zu verwenden, bräuchte er ein Jahr, den Sinn eines Blicks zu verstehen, den seine Frau mit einer anderen tauscht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich den Vorhang zur Seite schiebe und hinaussehe auf die Welt, ist es eine andere als jene, die eine Frau sieht.« Er zuckte mit den Achseln. »Die Götter haben es so eingerichtet, es wird seine Gründe haben.«
    Damit hatte er wohl recht. Ich lehnte mich in den Kissen zurück. »Ich kann mich nicht daran gewöhnen, Sänften zu verwenden«, sagte ich dann. »In meinen Augen gehört es sich nicht, von anderen getragen zu werden.«
    »Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, mit denen sich die Sklaven vieler Häuser die Freiheit erkaufen können«, erklärte Armin. »Sie sind stolz darauf, dass ihre Herren sie diese Arbeit verrichten lassen. Esseri, schaut genauer hin, wenn Ihr das nächste Mal Sänftenträger seht. Sie gehen immer mit nacktem Oberkörper, tragen ihr Haupt erhoben, sind mit Knüppeln bewaffnet, sie sind stolz. Sie sind Sklaven, aber jeder Schritt bringt sie der Freiheit näher. Sie wissen es, jeder andere weiß es auch. Sie werden ihren Gast bis zum Tod verteidigen, auch das weiß jeder. Sie sind Männer, denn sie dürfen eine Waffe tragen, selbst wenn es nur ein Knüppel ist.« Armin lächelte. »Zudem genießen sie die Blicke der Frauen auf ihren Muskeln …« Er lachte leise. »Das ist eines dieser Dinge, die ich meinte. Wenn eine Frau einen Mann ansieht, können wir froh sein, dass die Frauen die Welt und die Männer mit anderen Augen sehen als wir.«
    Außerdem war die Sänfte, wie Armin mir erklärte, eine sehr diskrete Art, sich in den Straßen Gasalabads zu bewegen. »Sänften sind ein häufiger Anblick«, sagte er mit einem Grinsen, das seinen Bart zittern ließ. »Man sieht die Sänfte, aber nicht, wer darin sitzt. Man weiß noch etwas anderes: Die Träger sind auch mit Knüppeln bewaffnet, um die Neugier anderer gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es ist, als ob man unsichtbar wäre. Will man hingegen gesehen werden, muss man nur den Vorhang zur Seite schieben.«
    Was ich mich fragte, war, ob ich Faihlyds Leibwache wohl erkennen konnte, wenn ich den Vorhang zur Seite schob. Die Emira bewegte sich öfter frei in den Straßen der Stadt, manchmal auch selbst in Verkleidung, ihre Leibwächter jedoch waren gewiss Meister darin, in den Menschenmassen unsichtbar zu werden. Wenn ich an Gasalabad dachte, dann dachte ich an diese unendlich vielen Menschen, die sich unter der ewigen Sonne durch die engen oder auch weiten Straßen der Stadt schoben, ein jeder von ihnen mit einer eigenen Absicht. Wie konnten nur so viele Menschen in einer Stadt wohnen?
    Der Palast des Mondes war nicht weit vom Platz des Korns. Da man Sänften

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