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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Hand sprang. Seine fahle Klinge schlug nach ihr, bevor ich verstand, was vorging, und trennte ihr fast die Nasenspitze ab, als sie mit weiten Augen zurückfiel, und die Klinge nahm im Abschwung sogar die Haut von einem ihrer Fingerknöchel mit. Außerdem zertrennte das Schwert den feinen goldenen Ring, den sie an ihrer linken Hand trug.
    Der Ring und der Armbrustbolzen, der aus dem Nichts gekommen war, fielen zu Boden, gierig saugte Seelenreißer den einen Tropfen von Leandras Blut auf. Ein zweiter Bolzen traf mich am Halsansatz, über meiner gepanzerten Weste, und ließ mich zurücktaumeln. Dennoch war ich imstande, Leandra hinter die Bank zu stoßen. Seelenreißer zuckte in meiner Hand, aber manchmal reichte es eben nicht, ich konnte mich nicht schnell genug drehen, und ein weiterer Bolzen traf mich im Rücken. Götter, selbst Varosch konnte seine Armbrust nicht so schnell laden und schießen!
    Die dunkle Gestalt oben auf dem Dach an der Kante zum Innenhof zielte erneut, dann ging die Welt in einem gleißenden Licht und einem Donnerschlag unter.
    Die Druckwelle hob mich an und warf mich gegen den Brunnenrand. Der Bolzen in meinem Rücken brach ab, ich fiel hintenüber und verlor dabei Seelenreißer aus meiner Hand. Ich sah die Dunkelheit an mir vorübergleiten, über mir ein kreisrundes Stück blauer Himmel, das immer dunkler wurde, je tiefer ich fiel. Ich versuchte, die Brunnenkette neben mir zu greifen. Ich griff daneben, dann schlug ich auf dem Wasser auf, das hart wie Stein war, aber auch auf den festen Eimer, der im Wasser trieb. Ich hörte, wie mein Arm und meine Schulter brachen, einen Moment noch erblickte ich hoch oben einen schwarzen Nachthimmel mit ein paar Sternen darin, dann schlug das Wasser über mir zusammen, und es war dunkel. Ich hatte nicht die Besinnung verloren, denn ich spürte, wie Seelenreißer immer tiefer in den Brunnenschacht glitt, und dachte mir, dass ich mich bewegen, irgendetwas tun müsste.
    Der Brunnenschacht hatte knapp eine Mannslänge Durchmesser, und wie tief der Brunnen war, wusste ich jetzt. Der Aufprall hatte mich tief unter die Wasseroberfläche getrieben, ich sah sie noch, ein ferne glänzendes silbriges Tuch, in dem der Schatten des Eimers tanzte. Es war immer warm in Gasalabad, das eisige Wasser war ein Schock.
    Ich war wie gelähmt, nicht einen Finger konnte ich rühren. Hätte ich schwimmen können, stellte ich halb amüsiert fest, hätte es mir jetzt auch nichts genutzt. Irgendwie hatte ich die Luft angehalten und konnte verfolgen, wie ich immer tiefer sank. Das ferne Glitzern der Oberfläche schwand. Die Ohren drohten mir zu bersten, mein Herz hämmerte, und ein Band um meinen Brustkorb zog sich mehr und mehr zusammen.
    Das war die tiefste Dunkelheit, die ich jemals gefühlt hatte, eisig kalt, eine unbarmherzige Faust, die mich fest umklammert hielt.
    Noch hatte ich Zeit für seltsame Gedanken. Dass ich tiefes Wasser schon immer gehasst hatte … dass es gut war, dass Seelenreißer in die Tiefe entschwunden war … dass ich Leandra und die anderen niemals wiedersehen würde … und dass ich hoffte, Leandra würde auch ohne mich ihren Eid erfüllen. Dass auch die anderen keinen Schaden nahmen … dass es mit dem Glück des Sergeanten wohl doch nicht so weit her war … dass ich nun nie erfahren würde, was er Serafine zuletzt versprochen hatte … dass ich diese Blicke aus Natalyias bernsteinfarbenen Augen vermissen würde … Für solcherlei war Zeit. Dann ging es nicht mehr, ich musste einatmen, das eisige Wasser brannte sich in meine Lunge, und ich hustete es wieder aus, der Druck ließ nach, auch wenn meine Lungen in Flammen standen, dann verging auch das. Ein letzter Gedanke noch … Selbst wenn er nicht wollte, diesmal musste mir Soltar wohl oder übel seine Tore öffnen … Ich bildete mir ein, seine Hand auf meiner Schulter zu spüren, dann sah ich seine Sterne und es war gut.
    Irgendwie war es anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war schmerzhaft, und jemand hüpfte auf meinem Brustkorb auf und ab. Man sollte zumindest meinen, dass ein Gott so eine kaputte Schulter richten konnte, wenn man schon tot war. Oder das Brennen in meinen Lungen … Ich hustete, würgte und spürte, wie mir ein Schwall Wasser aus Mund und Nase schoss, krümmte mich zusammen, während meine Lungen brannten und die Knochen in meiner Schulter wie zwischen großen Steinen gemahlen wurden. Es half nichts, ich hustete und würgte mir die Seele gleich zweimal aus dem Leib, und das

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