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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dem Spieß, aber diesmal traf ich perfekt. Der Schmied im Dorf hatte den Eberspieß gefertigt, es war eine gute und solide Waffe, und ich hatte das Ende hart gegen Fuß und Boden verkeilt. Das Vieh verstand nicht, dass es tot sein sollte, und spießte sich selbst mit seiner solchen Wucht auf, dass erst die Querstange und dann der Spieß selbst brachen und die Klinge ihm blutig aus dem Rücken fuhr. Dann war er heran und widmete sich mir.« Ich atmete mühsam. »Er war wie ich, zu stur zum Sterben. Ich habe eine Narbe am linken Bein, die er mir hinterlassen hat. Ich musste Seelenreißer benutzen, um zu überleben. Ein anderes Mal brach ich mir das Bein und dachte, warum nicht, ich hatte sowieso eine Kuh zu schlachten, und nahm wieder Seelenreißer. Da geschah dann gar nichts.«
    »Du willst damit sagen, dass das Schwert eigen ist?«
    »So kann man es auch nennen«, entgegnete ich. »Es ist kein Fleischerbeil, sondern dazu gemacht, im Kampf zu töten. Da hat es mich noch nie im Stich gelassen. Ich bin gespannt, was geschieht, wenn ich einmal auf einen Drachen treffen sollte.«
    »Drachen?«, fragte Leandra und legte mir eine kühle Hand auf die Stirn. »Fieberst du?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich dachte nur gerade an etwas.« Es war mir nicht recht, aber … »Wir sollten nach einem Priester schicken.«
    »Natalyia ist auf dem Weg zum Tempel des Soltar. Sie sagte, sie sei noch nie in einem Tempel gewesen, kannst du dir das vorstellen?«
    Ohne Schwierigkeiten, denn in den letzten Jahren hatte ich die Häuser meines Gottes auch eher gemieden. Wir waren in zu vielen Dingen unterschiedlicher Ansicht.
    »Sie hat nicht an die Götter geglaubt, bis sie uns traf«, sprach Leandra weiter und lächelte. »Jetzt sagt sie, dass sie überlegt, ob sie nicht dem Glauben Soltars beitreten sollte.«
    Warum Soltar? Boron, Soltar und Astarte waren die wichtigsten Götter mit den meisten Gläubigen, aber es gab andere. Warum sich dem Gott des Todes hingeben? Es behagte mir nicht, denn von allen Göttern vertraute ich Soltar am wenigsten.
    Das erinnerte mich an etwas. »Wir haben die Aussage der Prinzessin im Haus des Boron verpasst.«
    »Wir waren beschäftigt. Ich denke, die Prinzessin hatte Verständnis dafür.«
    Irgendwie war ich froh darum. Ich hatte einmal gesehen, wie das war. Hatte man erst mit der Aussage begonnen, hielt der Gott einen fest im Griff. Es war, als müsste man alles sagen; nichts konnte man zurückhalten, nichts blieb ungesagt. Auch das, dessen man sich schämte. Marinae war mehrfach Gewalt angetan worden. Während ich hier gelegen hatte, stand sie vor den Gläubigen im Tempel und gestand alles, was ihr widerfahren war, auch die intimsten Dinge. Das brauchte sehr viel Mut. Es gab nur eine Gnade: Im Haus des Boron gab es keine Schaulustigen, die sich am Leid anderer ergötzten, denn der Gott ließ die Gläubigen die Aussage am eigenen Leib erfahren. Man fühlte und spürte das Leid des Opfers … Oft hatte sich der Tempel geleert, bevor die Aussage zu Ende war, weil viele es nicht ertragen konnten.
    Es gab eine Legende, von der ich nicht wusste, ob sie stimmte. Sie handelte von einer Aussage, die so schlimm war, dass die Priester das Mädchen, das sie abgab, schnell wegführten, weil die Gläubigen es nicht aushielten. Angeblich war einer gestorben, andere waren beinahe wahnsinnig geworden. Manche Aussagen hielten einen sogar so in ihrem Bann, dass man gar nicht gehen konnte. Nein, wenn im Hause Borons Zeugnis abgelegt wurde, gab es keine Schaulustigen.
    »Ich weiß noch immer nicht so ganz, was geschehen ist«, sagte ich. »Es gab dieses gleißende Licht, und dann flog ich schon …«
    Leandra biss sich auf die Lippe und sah auf unsere verschränkten Hände herab. »Das war meine Schuld, ich war so schrecklich wütend, und irgendwie … Ich habe den Nachtfalken oben auf dem Dachrand gesehen und einen Blitz hinaufgeschickt, aber es war kein Blitz … Ich habe mich nicht richtig gesammelt, den Blitz nicht sorgfältig in meinen Gedanken geformt. Außerdem bin ich es nicht gewohnt, dass die Magie so stark ist … Sie ist hier sehr mächtig, und trockene Hitze und Blitze …« Sie kaute auf ihrer Lippe herum. »Es tut mir leid, Havald, ich war unachtsam.«
    »Ich bin nicht ertrunken«, beschwichtigte ich, aber sie betrachtete meine bandagierte linke Seite und schüttelte den Kopf.
    »Die Bolzen waren schlimm genug. Die gebrochenen Knochen wären nicht nötig gewesen. Außerdem schäme ich mich …«
    »Warum

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